Motoryacht am Hahler Hafen explodiert - Drei Schwerverletzte
Die Feuerwehr Minden ist am späten Dienstagabend (11.
Juli) zu einem Einsatz in den Hahler Hafen am Mittellandkanal ausgerückt, weil
um 22.23 Uhr die Meldung in der Leitstelle eingegangen war, dass von einer
Motoryacht Rauch aufsteigt. Kurz nachdem die Einsatzkräfte der nahegelegenen
Löschgruppe Hahlen der Freiwilligen Feuerwehr und
der Berufsfeuerwehr am Einsatzort eintrafen, explodierte das Boot plötzlich.
Der gesamte Aufbau flog in die Luft. Trümmerteile verteilten sich anschließend
bis zu 30 Meter weit im Hafen und an Land. Die Löschgruppen Kutenhausen und Stemmer befanden sich zu
der Zeit im Bereitstellungsraum in unmittelbarer Nähe zur Einsatzstelle, so
dass sie sofort bei der anschließenden Personenrettung unterstützen konnten.
Zwei Feuerwehrleute befanden sich zu diesem Zeitpunkt auf der Yacht, um die
Rauchursache zu ergründen, ein anderer stand unmittelbar daneben am Ufer,
berichtete der Leiter der Feuerwehr Minden, Heino Nordmeyer, am Mittwochmittag
auf einer einberufenen Pressekonferenz. Er selbst war als Einsatzleiter
vor Ort. Alle drei unmittelbar von der Explosion betroffenen Feuerwehrleute
seien schwer verletzt und befänden sich noch auf der Intensivstation des
Johannes Wesling Klinikums, so der Leitende Notarzt, Dr. Gunter Veit. Weitere
12 Feuerwehrleute und ein Beamter der Wasserschutzpolizei wurden ebenfalls
verletzt, so dass Veit die Lage sofort als einen Massenanfall
von Verletzten einstufte und weitere
Unterstützung anforderte.
„Es grenzt an ein Wunder, dass alle Beteiligten diesen Einsatz überlebt haben“,
zeigte sich Bürgermeister Michael Jäcke in der Pressekonferenz sehr betroffen.
Er sprach den verletzten Feuerwehrleuten und dem Polizeibeamten sowie deren
Angehörigen sein Mitgefühl und seine persönliche Anteilnahme aus. Er lobte den
vorbildlichen Einsatz der Kräfte und auch die spontane Hilfe. „Unverletzte
Feuerwehrleute waren sofort nach der Explosion den Verletzten zu Hilfe geeilt
und sind teilweise sogar ins Wasser gesprungen“, schildert Heino Nordmeyer die
Situation. Bereits am Morgen hatte sich NRW-Innenminister Herbert Reul bei der
Feuerwehr Minden gemeldet und sich über die Lage unterrichten lassen, so
Bürgermeister Jäcke.
„Als wir eintrafen, gab es eine Rauchentwicklung im vorderen Teil des Bootes.
Es stieg weißer Rauch auf, Feuer war nicht zu sehen, was ungewöhnlich ist“, so
Nordmeyer. Zwei Kameraden der Löschgruppe Hahlen
seien dann an Bord gegangen, um Erkundungen anzustellen. Es wurde eine
Wasserleitung zum Löschen aufgebaut und von den Kräften an Bord eine
Wärmekamera angefordert, die aber nicht mehr zum Einsatz kam, weil plötzlich im
hinteren Teil des Bootes eine dunklere Rauchentwicklung aufkam und sofort
danach ohne jegliche Vorwarnung die Yacht explodierte. Ein Feuerwehrkamerad,
der unter Trümmern lag, wurde unter das schnell eintretende Wasser an Bord
gedrückt. Einsatzkräfte eilten daraufhin sofort zu Hilfe, sprangen teilweise
ins Wasser und retteten den verletzten
Kollegen. Zwei weitere Kräfte wurden durch die Explosion und von
herabstürzenden Trümmerteilen ebenfalls schwer
verletzt.
Einsatzleiter Heino Nordmeyer forderte daraufhin weitere Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr an. Die von der Explosion betroffenen Feuerwehrleute,
die teilweise auch unter Schock standen, wurden ersetzt und unmittelbar danach
von Kräften des psychosozialen Dienstes der Feuerwehr betreut, berichtete der
Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr, Ingo Steinhauer. Insgesamt seien rund 90 Einsatzkräfte im Einsatz gewesen.
„Ich habe so etwas in meinen 36 Berufsjahren noch nicht erlebt“, gestand Heino
Nordmeyer, der sich nach dem Einsatz auch erst bewusst machen musste, was
wirklich geschehen war. „Ein bestimmtes Risiko ist bei allen Einsätzen dabei,
sonst wären wir nicht Feuerwehrmann geworden.“ Die Wucht der Explosion sei so
stark gewesen, dass diese den schwer verletzten Feuerwehrleuten
die Stiefel ausgezogen
und die Atemschutzmasken abgerissen habe, berichtete Dr. Gunter Veit auf
Nachfrage der Presse nach den Verletzungen. Die drei Schwerverletzten wurden
unmittelbar nach einer ersten Notbehandlung ins
Klinikum gebracht. Die meisten Verletzten konnten vor Ort versorgt werden. Vier
Leichtverletzte wurden ebenfalls in die Krankenhäuser Minden und Lübbecke
gebracht.
Noch in der Nacht haben Beamte des Kriminaldienstes der Wasserschutzpolizei
Duisburg die Ermittlungen zur Unfallursache aufgenommen. Nähere Erkenntnisse,
was dazu geführt hat, dass die Yacht letztendlich explodierte, lägen noch nicht
vor, fasste der Leiter der Wasserschutzpolizei-Wache in Minden, Ralf Kunschke,
zusammen. Die Yacht sei ein relativ neues Hybridboot gewesen. Diese fahren zum
Teil mit konventionellem Motor, unterstützend aber auch mit einem Elektromotor.
Von der eigentlichen Yacht sei nur noch der untere Rumpf übrig geblieben.
Weil zwischenzeitlich ein älterer Bürger und ein Ehepaar aus den Niederlanden
vermisst wurden, kam auch noch die Feuerwehrtauchgruppe
der Feuerwehr Petershagen und ein
Polizeihubschrauber zum Einsatz, der mit einer Wärmebildkamera den Hafen und
das Umfeld absuchte. Alle drei Vermissten tauchten in der Nacht wieder auf.
Bürgermeister Michael Jäcke kündigte an, die
drei schwer verletzten Feuerwehrleute im
Klinikum zu besuchen, wenn sie nicht mehr intensiv überwacht werden. Die Feuerwehr
stellte auf ihrer Internetseite einen Dank für die vielen Anteilnahmen und
Genesungswünsche, die hier und auf Facebook eingegangenen waren, ein.
Pressestelle der Stadt Minden, Susann Lewerenz, Telefon 0571 89204,