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Freiwillige Einheiten geben „wertvolle Anregungen“ für die Zukunft


Alle fünf Jahre haben die Kommunen in Nordrhein-Westfalen ihren Brandschutzbedarfsplan fortzuschreiben. Das ist im Brandschutz-, Hilfeleistungs- und Katastrophenschutzgesetz NRW geregelt. Mit der bereits 2021 begonnenen Aktualisierung des Brandschutzbedarfsplanes für Minden haben die Stadt und die Feuerwehr jetzt Neuland betreten. Entgegen der bisherigen Praxis, neue Daten mit Unterstützung von Fachbüros zu erfassen, neue Risikopotenziale zu ermitteln, das Ganze dann auf Führungsebene zu bewerten und schließlich fortzuschreiben, sind nun im Rahmen eines zweitägigen Workshops erstmals die Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr am Prozess der Neuaufstellung beteiligt worden.

„Es geht uns darum, eine zukunftsfähige Feuerwehr zu haben, und auch um eine nachhaltig gute Zusammenarbeit zwischen den Einheiten sowie zwischen Berufsfeuerwehr und Freiwilliger Feuerwehr“, machte der Beigeordnete für Städtebau und Feuerschutz, Lars Bursian, in seiner Begrüßung zum ersten Workshop am vergangenen Dienstag (22. November) deutlich. „Wir wollen uns nicht allein Gedanken um die Zukunft der Feuerwehr, ihr Personal und ihre Ausstattung machen, sondern hier auch die vielen Einsatzkräfte, die uns wertvolle Anregungen geben können, einbeziehen“, ergänzte Feuerwehrleiter Tim Upheber. Er sowie seine beiden Stellvertreter Dr. Sven Solyntjes und Martin Ruhe bilden seit Mai 2021 das neue Führungsteam der Feuerwehr Minden.

Rund 140 Teilnehmer*innen erarbeiten an zwei Abenden zahlreiche Ideen, Vorschläge, Verbesserungen und Wünsche in „bunt zusammengewürfelten Gruppen“. Die Mischung war vom begleitenden Büro „antwortING – Beratende Ingenieure“ aus Köln beabsichtigt. Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer erhielt am Anfang eine Karte mit einer Nummer von 1 bis 6. Die Zahl ordnete jede/n dann einer Gruppe zu, die anschließend im rollenden Wechsel verschiedene Themen in den sechs Workshops rege diskutierten. Hierin ging es unter der Anleitung von Moderator*innen um die Oberbegriffe „Ausstattung und Technik“, Zusammenarbeit Hauptamt – Ehrenamt“, Bedeutung des Klimawandels für die Feuerwehr“, „Mitgliedergewinnung und -bindung“, „Feuerwehr Minden gestalten“ sowie „Aus- und Fortbildung“.

Die Gruppen wechselten nach dem Prinzip des „World Cafés“ - einer in den USA entwickelten Workshop-Methode – alle 20 Minuten die Räume und Themen. Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer bekam zudem grüne und rote Punkte, um nach Ablauf der 20 Minuten Beiträge zu bewerten, die ihnen wichtig sind beziehungsweise unbedingt weiterverfolgt werden sollen. Einzelne Highlights aus den Arbeitsgruppen wurden noch an den jeweiligen Abenden allen Teilnehmenden zum Abschluss präsentiert.

Die gesammelten Ideen, Vorschläge, Verbesserungen und Wünsche aus den sechs Workshops an beiden Tagen werden nun vom beauftragten Fachbüro digitalisiert, sortiert und ausgewertet. Die aufbereiteten Ergebnisse aus den Workshops sollen den Mitgliedern der Feuerwehr im Februar 2023 präsentiert werden.

„Es wird sicher nicht alles, was nun eingebracht wurde in den fortzuschreibenden Brandschutzbedarfsplan einfließen können, aber es scheinen sehr viele Ansätze entwickelt worden zu sein, mit denen weiter gearbeitet werden kann“, lautete das Fazit von Feuerwehrleiter Tim Upheber zum Abschluss der beiden Workshops am Mittwochabend. Zum Beispiel bezogen auf den Klimaschutz und die damit verbundenen Herausforderungen – ein neues Thema – , zur Mitgliedergewinnung und zur Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen der Freiwilligen Feuerwehr und der Berufsfeuerwehr seien „sehr gute Ideen“ gesammelt worden, so Upheber weiter.

Der Rat der Stadt Minden hat den zuletzt fortgeschriebenen Brandschutzbedarfsplan im Oktober 2016 verabschiedet. „Der seitdem gültige Plan hätte somit nach fünf Jahren, also 2021, fortgeschrieben werden müssen, was unter anderem aufgrund des kompletten Wechsels in der Leitung der Feuerwehr nicht realisiert werden konnte“, erläutert Tim Upheber. Stadt und Feuerwehr hätten in Abstimmung mit den zuständigen Stellen (über den Kreis zur Bezirksregierung) aber im Jahr 2022 mit der Fortschreibung begonnen.

Nach Abstimmungen mit der Freiwilligen Feuerwehr wurden zunächst die Stammdaten mit Bezug auf die Einsatzkräfte aktualisiert. Parallel erfolgt die Aktualisierung der so genannten „Risikopotenziale“ der Stadt Minden. Das sind die besonderen Herausforderungen, die in jeder Stadt/Gemeinde aufgrund von Flächen, Bevölkerungsdichte, Topografie und angesiedelten Unternehmen anders sind. In Minden liegen diese Risiken bei Neubetrachtung der Lage unter anderem in einer Ausweitung  von Industriebetrieben, bei der Eröffnung des Hafenterminals am RegioPort OWL und auch in der Veränderung des Klimas mit längeren Hitze- und Trockenperioden, die unter anderem zu Flächenbränden oder auch Wassermangel führen können.

Sind die Risikopotenziale ermittelt, wird festgelegt, mit welchem Personal und Material die geforderte Leistungsfähigkeit der Feuerwehr erreicht werden kann. Grundlegende Kriterien sind hierbei auch die Schutzziele. Hier wird - stark vereinfacht - normiert, wie viele Einsatzkräfte in welcher Zeit bei einem Schadensereignis mindestens verfügbar sein müssen. 2016 wurden die Schutzziele durch Differenzierung in zwei Risikoklassen – anhand besonderer Objekte im bestimmten Stadtbezirken und der Verteilung der Einsatzstellen - neu definiert. Das führte zu einer notwendigen Personalaufstockung im hauptamtlichen Bereich.

Der Brandschutzbedarfsplan dokumentiert durch Beschluss der Stadtverordnetenversammlung „das politisch gewollte und verantwortete Sicherheitsniveau der Stadt Minden“. Dieser soll – nach derzeitigem Zeitplan – in 2023 – fortgeschrieben dem Rat zum Beschluss vorgelegt werden. 

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