Erste Zahlen, Daten und Fakten zur geplanten Multifunktionshalle
In der „Halbzeit“ für die beauftragte
Machbarkeitsstudie, an der sich auch die Wirtschaft im Kreis mit 100.000 Euro
beteiligt, wurden Vertreter/innen von Unternehmen am vergangenen Freitag sowie
die Politiker/innen von Kreis und Stadt am vergangenen Montagabend informiert.
Die Reaktionen zu dem Projekt, das auf dem Gelände des ehemaligen
Güterbahnhofes in Minden realisiert werden soll, waren überwiegend positiv.
Landrat Dr. Ralf Niermann und Bürgermeister Michael Jäcke hoben deutlich
hervor, welche Chancen in dem Projekt für die gesamte Region liegen. Auch in
der Wirtschaft seien die jetzt präsentierten, vorläufigen Zahlen, Daten und
Fakten „auf fruchtbaren Boden“ gefallen, so Jäcke.
Im zweiten Halbjahr wird nun weiter von den Beteiligten – in Zusammenarbeit mit
Beratungsunternahmen - daran gearbeitet, konkretere Zahlen und Daten zu
ermitteln. Zusammen mit einigen Unternehmen soll noch im Sommer ein
Projektverein gegründet werden, um die Interessen, Bedarfe, Vorschläge und
Angebote der Wirtschaft zur Mitfinanzierung in die Studie einzuarbeiten. Auch
wird weiter mit der Eigentümerin des ehemaligen Güterbahnhofgeländes, der Real
Estate aurelis GmbH & Co. KG, verhandelt. Derzeit laufen Untersuchungen
über mögliche vorhandene Altlasten auf dem Gelände. Um den Jahreswechsel sollen
der Politik dann konkrete Zahlen und Berechnungen vorgelegt werden, die nach
Beratungen darüber zu entscheiden hat, ob die geplante Halle gebaut wird oder
nicht.
Ausgangslage für die Planungen einer neuen Veranstaltungs- und Kongress-Arena
in Minden ist der erhebliche Sanierungsaufwand beim Brandschutz in der
kreiseigenen Kampa-Halle, die im Ursprung eine große Sporthalle ist, in der
neben den Heimspielen des Handball-Bundesligisten GWD Minden seit vielen Jahren
auch Konzerte, Messen und Feste laufen. Der Kreis müsste rund 6,5 Millionen
Euro in die Hand nehmen, um die 1970 gebaute und später erweiterte Halle zu
ertüchtigen. „Dann hätten wir aber weiter eigentlich nur eine Sporthalle, die
weiter eingeschränkte Möglichkeiten für Veranstaltungen bietet“, fasste
Bürgermeister Michael Jäcke in einer Pressekonferenz am vergangenen Dienstag
(5. Juli) zusammen. Mit Handball, Volleyball und Hula-Hoop-Reifen ausgestattet
verdeutlichte er, was in der Kampa-Halle jetzt möglich ist und was auch künftig
– nach einer erfolgten Sanierung - nicht geht.
So können beispielsweise hochkarätige Sportereignisse wie zum Beispiel
Volleyball-Turniere oder auch das „Feuerwerk der Turnkunst“ nicht in Minden
stattfinden, weil die Halle modernen Anforderungen in Größe und Ausstattung
nicht mehr genügt. Auch Konzerte namhafter Künstler/innen können nicht nach
Minden geholt werden, weil die verwandte Technik nicht installiert werden kann
und die benötigte Flexibilität nicht gegeben ist, berichtet Jäcke und hält
dabei beispielhaft zwei Karten von einem Konzert Udo Lindenbergs in der
TUI-Arena Hannover hoch. Veranstaltungsstätten seien heute Wirtschaftsfaktoren
und setzten auf neue Trägerschaften und Nutzungsmodelle. Zwei vergleichbare
Hallen wurden in diesem Jahr besichtigt: die RITTAL-Arena in Wetzlar/Hessen und
die Emsland-Arena in Lingen/Niedersachen. In beiden Hallen finden auch
Bundesliga-Handballspiele statt.
Die Vorgehensweise, dass ein Kreis, eine Stadt und Unternehmen die
Machbarkeit für eine Multifunktionshalle gemeinsam finanzieren und prüfen
lassen, sei in der Bundesrepublik bislang einzigartig, hob Jäcke in der
Pressekonferenz hervor. Zielsetzung für das geplante Projekt seien eine
„größtmögliche Multifunktionalität und Flexibilität“. Die Kapazitäten im
Innenraum sollen unbestuhlt 5.500 Personen, bestuhlt 3.000 und für
Sportveranstaltungen 4.000 Personen betragen. Die Halle werde im Umkreis von 50
Kilometern ein Alleinstellungsmerkmal haben. Das Einzugsgebiet umfasse rund
eine Million Einwohner/innen, so der Bürgermeister weiter.
Nach einer sehr vorsichtigen Schätzung, die sich aus der jetzigen Nutzung der
Kampa-Halle und einer Befragung ergibt, haben sich insgesamt rund 100
Veranstaltungen pro Jahr ergeben – für Großveranstaltungen aus dem Bereich
Wirtschaft, für Messen, Sportveranstaltungen (Heimspiele GWD Minden),
Kultur-Großveranstaltungen und kleinere Veranstaltungen mit weniger als 1000
Personen. Daraus würden sich Einnahmen in einer Höhe von rund 750.000 Euro
ergeben. Hinzu könnten noch Erträge in Höhe von rund 820.000 Euro aus der
Gastronomie erwirtschaftet werden, so die aktuell vorgelegten Zahlen. Die Stadt
Minden geht davon aus, dass eine solche Halle eine „Strahlkraft“ auf die Region
ausüben würde und deutlich mehr Veranstaltungen generiert werden könnten.
Kreis, Stadt und Beratungsnehmen haben nach derzeitigem Stand eine
Investitionssumme von 22,6 Millionen Euro netto für die Multifunktionshalle
ermittelt. Eingerechnet sind hier bereits auch die geschätzten
Grundstückskosten für das benötigte Areal in einer Größe von 36.000
Quadratmetern. Aus der derzeitigen Planrechnung mit rund 100 gerechneten
Veranstaltungen ergibt sich ein jährlicher Zuschussbedarf von insgesamt 1,254
Millionen. In dieser Vollkostenrechnung wird von einer vollständigen
Finanzierung über Fremdkapital ausgegangen, Investitionszuschüsse von Stadt und
Kreis, oder auch der Wirtschaft sind hier nicht berücksichtig, sie würden aber
zu einer Reduzierung des Zuschussbedarfs führen. Nicht berücksichtigt sind
hierin auch ein Namenssponsoring, für das es bereits Interessenten gibt, sowie
weitere mögliche Einnahmen aus der Vermietung von so genannten Showrooms und
weitere Sponsoring-Modelle.
Kreis und Stadt zeigen sich – vor dem Hintergrund des noch nicht eingerechneten
Sponsorings und unter der Erwartung einer weiteren Beteiligung von
Wirtschaftsunternehmen an den Investitions- und/oder Betriebskosten –
optimistisch, dass das jährliche berechnete Defizit noch deutlich reduziert
werden kann. So würde jede Million, die an Investitionskosten nicht von
Beteiligten finanziert werden muss, das jährliche Defizit um 60.000 Euro
verringern, rechnet Michael Jäcke vor. So sollen noch in diesem Jahr Gespräche
mit den zuständigen Ministerien über Fördermöglichkeiten geführt werden. Auch
sei denkbar, dass sich Unternehmen an dem Bau der Halle beteiligen.
Nach dem derzeitigen Beratungsstand sollen Besitz und Betrieb in den Händen
zweier eigener Gesellschaften liegen. Die Besitzgesellschaft wäre zuständig für
Planung, Bau und Finanzierung, die Betriebsgesellschaft würde das Gebäude- und
Veranstaltungsmanagement sowie die Akquisition von Veranstaltungen und Nutzern
übernehmen. In die Planungen einbezogen sind auch Erweiterungsmodelle. So
könnten im näheren Umfeld ein Hotel, ein Kino und auch ein Parkhaus entstehen,
die aber alle drei privat finanziert werden müssten.
Pressestelle der Stadt Minden, Susann Lewerenz, Telefon 0571 89204,