Ehemalige Grundschule in Leteln soll für die Unterbringung von Flüchtlingen hergerichtet werden
Das gaben Bürgermeister Michael Jäcke und Erster
Beigeordneter Peter Kienzle Mittwochabend (14. September) am „Runden Tisch“ in
Leteln und am Donnerstagabend (15. September) im Haupt- und Finanzausschuss
bekannt.
Die mündlich vorgestellten Pläne wurden am Mittwoch von den eingeladenen
Letelner Vereinsvertretern und Ehrenamtlichen überwiegend positiv aufgenommen.
Das Projekt zur Unterbringung von Asylsuchenden in Leteln sei
bauordnungsrechtlich auf drei Jahre begrenzt, berichtet der Bürgermeister
weiter. Auf die Frage nach der Zukunft der stillgelegten Sporthalle, sagte
Bürgermeister Michael Jäcke, dass diese auf jeden Fall für ehrenamtliche Arbeit
mit Flüchtlingen zur Verfügung stünde, solange die Gemeinschaftsunterkunft besteht.
Nicht genutzt werden kann die Turnhalle allerdings, wenn hier im Notfall
Flüchtlinge untergebracht werden müssen.
Die Klassenräume sollen voraussichtlich ab Sommer 2017 so hergerichtet werden,
dass hier je vier Menschen oder eine Familie übergangsweise leben können, bis
eine Wohnung für sie gefunden ist. Jeder Raum wird mit Doppelstockbetten, einem
Tisch, Stühlen und einem Schrank ausgestattet sein. Es wird auch eine
Kochmöglichkeit geben. Teil des Konzeptes ist es, dass die Asylsuchenden sich
selbst verpflegen. Maximal 90 Menschen könnten so in dem ehemaligen
Schulgebäude mit einer „für diese Situation bestmöglichen Privatsphäre“
unterkommen, so Bürgermeister Michal Jäcke.
Die Planungen für die Herrichtung des Schulgebäudes als
Wohn-Gemeinschaftsunterkunft sollen Anfang 2017 stehen. Rund 870.000 Euro
sollen für die Maßnahme in den Haushalt 2017 eingestellt werden. „Die Maßnahme
ist deutlich günstiger, als wenn wir für diese Zwecke einen Neubau erstellen
würden“, rechnete Bürgermeister Jäcke vor. Das Land stellt für die
Unterbringung und Versorgung von Flüchtlingen pauschale Mittel zur Verfügung.
Dabei werden 10.000 Euro pro Asylsuchende im Jahr zu Grunde gelegt, so Kienzle.
Der geplante Verkauf des städtischen Grundstücks in Leteln würde dann zunächst
zurückgestellt. Ein Investor hatte das Interesse geäußert, hier eine
Senioreneinrichtung errichten zu wollen, berichtet Erster Beigeordneter Kienzle
auf Anfrage eines Letelner Bürgers im Rahmen des „Runden Tisches“. Dazu hatten
Bürgermeister Michael Jäcke und Ortsvorsteher Heinrich Weihe eingeladen, um als
erstes die Leteler direkt zu informieren. Jäcke lobte das ehrenamtliche
Engagement für die in Leteln wohnenden Flüchtlinge. Es gibt hier auch schon
Patenschaften. Das Engagement könne auch mit Spenden- und Fördermitteln
unterstützt werden, so Jäcke.
„Wir wollen vorausschauend denken und nicht wie im vergangenen Jahr von der
Situation überrascht werden.“ Das habe die Stadt Minden teilweise an ihre
Grenzen gebracht, so der Bürgermeister im Hinblick auf die sehr kurzfristig aus
dem Boden gestampfte Notunterkunft in Häverstädt, wo bis zu 300 Flüchtlinge in
einer Dreifachsporthalle und in einem Zelt untergebracht waren. Die Halle sei
nach wie vor nicht für den Sport nutzbar und müsse saniert werden. Hier
finden derzeit Gespräche mit der Bezirksregierung Detmold zur Ermittlung des
Schadens und zur Übernahme eines Teils der Kosten statt.
Die Schule in Leteln ist bereits von Anfang März bis Mitte Juli 2016 für die
Unterbringung von Asylsuchenden genutzt worden. Sowohl die ehemaligen
Klassenräume im Erdgeschoss als auch die stillgelegte Turnhalle wurden
innerhalb kürzester Zeit von der Stadt Minden und von ehrenamtlichen Helfern
hergerichtet. Sie hätte maximal 128 Flüchtlinge aufnehmen können, aber in der
Spitze wohnten hier - nur in den Klassenräumen - übergangsweise rund 20
Flüchtlinge, die vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) betreut wurden. Als im
Frühjahr insgesamt weniger Flüchtlinge kamen, wurde die Einrichtung im Sommer
„wieder vom Netz“ genommen. Sie stehe aber nach wie vor bereit und könne
innerhalb einer Woche wieder aktiviert werden, wenn zeitgleich viele
Flüchtlinge nach Minden kämen, so Kienzle.
Minden habe in diesem Jahr rund 230 Flüchtlinge zugewiesen bekommen,
berichtet der Erste Beigegeordnete. Dieses waren in der Mehrzahl
Familienzusammenführungen. Aktuell erwartet die Stadt in den kommenden zwei
Wochen rund 100 Flüchtlinge, die von der Bezirksregierung Arnsberg bereits
angekündigt wurden. 50 weitere sollen in diesem Jahr noch folgen. Ziel sei es
weiter, diese in Wohnungen unterzubringen.
320 Wohnungen hat die Stadt Minden
in diesem und im vergangenen Jahr angemietet. „Wir haben derzeit Kapazitäten
für 300 Personen in Wohnungen und Gemeinschaftsunterkünften frei“, so Kienzle.
Die Stadt Minden habe gegenüber der Bezirksregierung Arnsberg, die landesweit
für die Zuweisung von Flüchtlingen zuständig ist, den Wunsch geäußert,
möglichst Familien zugewiesen zu bekommen. Ob dieses auch so eintritt, könne
niemand genau sagen.
Friedrich Rodenberg von der Kreispolizeibehörde Minden-Lübbecke begrüßte das
jetzt vorgestellte Konzept für die Grundschule Leteln. Die Erfahrung der
vergangenen Monate habe gezeigt, dass es deutlich weniger Konfliktpotenzial
gebe, wenn die Asylsuchenden in Wohnungen oder kleineren Wohneinheiten
untergebracht werden. Mehr Privatsphäre entschärfe die Situation spürbar, so
der Leiter der Mindener Polizeiwache, der auch noch eine aktuelle Zahl nannte,
die überraschte: So gab es im vergangenen Jahr 10 Prozent weniger Straftaten in
Minden als 2014 – und das bei knapp 2000 Einwohnerinnen und Einwohnern mehr.
Pressestelle der Stadt Minden, Susann Lewerenz, Telefon 0571 89204,