Trotz Umfeldverbesserung wenig Bewegung bei der Obermarktpassage
Die weitgehend leerstehende Obermarktpassage
in der Mindener Innenstadt bleibt ein „Sorgenkind“ – für die Bürgerinnen und
Bürger, die sich hier unbedingt wieder Belebung wünschen, und auch für die
Stadt Minden, die hier in den vergangenen Jahren sehr viel zur
Umfeldverbesserung mit dem neuen ZOB (Zentralen Omnibusbahnhof) und der
Neugestaltung der Fußgängerzone beigetragen hat. „Es gibt nach wie vor
Interessenten und die eine oder andere Idee. Aber ein potenzieller Investor mit einem
umsetzungsfähigen Konzept hat sich hier im Rathaus noch nicht gemeldet“, fasst
Bürgermeister Michael Jäcke in einem Pressegespräch am vergangenen Mittwoch
(13. September) zusammen.
Für ihn ist es „sehr bedauerlich“, dass nun Ende September auch noch der
Lebensmitteleinzelhändler „Kaufland“ die Türen schließt und der Eigentümer sich
offenbar wenig bemüht habe, die Fläche wieder zu vermieten. Viele
Menschen aus der Innenstadt und der Altstadt kaufen hier regelmäßig ein. Er
habe zahlreiche Gespräche mit Lebensmittel-Unternehmen geführt, die letztlich
aber kein Interesse gezeigt haben, und er habe auch mit enttäuschten
Bürgerinnen und Bürgern geredet, die nun keine adäquate Auswahl an
Lebensmitteln mehr in der Innenstadt haben, berichtet der Bürgermeister.
Der Wochenmarkt biete nur ein begrenztes Sortiment und es gebe auch einen
türkischen Lebensmittelladen am Königswall, aber eben keinen größeren Markt in
der Nähe der Innenstadt, kennt auch Jäcke das Problem, das derzeit viele
Mindener umtreibt. „Es ist aber nicht die Aufgabe der Stadt, für ein
Lebensmittelangebot zu sorgen“, macht der Bürgermeister deutlich. Grundsätzlich
sei es in jedem freistehenden Geschäft der Innenstadt möglich, einen
Lebensmittel-Markt zu eröffnen. Das sieht das Einzelhandelskonzept der Stadt
vor. Es gebe auch Beispiele von kleineren City-Läden in größeren Städten, die
ein Grundsortiment vorhalten, weiß Jäcke. Aber auch hier habe sich bisher kein
Interessent gemeldet.
Die Branche arbeite mit geringen Gewinnmargen im einstelligen Prozentbereich,
deshalb werde eine Ansiedlung eines Lebensmittelmarktes auch immer sehr genau
von den Unternehmen geprüft, weiß Jäcke. Aus den geführten Gesprächen habe sich
außerdem ergeben, dass das Parken in einer Tiefgarage, um Lebensmittel in einer
anderen Ebene einzukaufen, für Kunden heutzutage ein Hindernis sei. Auch sei
die Eingangssituation in der Passage für „Kaufland“ wenig attraktiv gewesen.
„In einem Center muss eigentlich alle zehn Jahre ein Relaunch stattfinden,
sonst gibt es irgendwann Leerstände“, macht Lars Bursian, Beigeordneter für
Städtebau und Feuerschutz deutlich. Bei der Mitte der 1980er gebauten
Obermarktpassage habe es einige Eigentümerwechsel geben und die meisten hätten
sich „wenig gekümmert“, so Bursian. Lediglich eine weitere Tiefgarage sei im Zuge
der Neugestaltung des ZOB gebaut worden, die aber auch nur wenig genutzt wird.
Die Stadt habe „ihre Hausaufgaben“ mit der neu gestalteten Obermarktstraße– mit
neuem Pflaster, Lampen, Möbeln, Spielzeugen und einem Wassertisch am Kaak –
gemacht. Das müsste eigentlich ein Ansporn für den Eigentümer sein. Aber hier
gebe es bereits seit Monaten nur sporadischen Kontakt, bedauert Bursian.
Die Obermarktpassage ist weitgehend im Besitz eines Immobilienfonds mit Namen
„Promontoria“. Das Unternehmen hat vor einiger Zeit Jones Lang LaSalle, ein
Dienstleistungs-, Beratungs- und Investment-Management-Unternehmen, mit der Vermietung
und dem Verkauf beauftragt. Die Stadt Minden ist im Besitz der ehemaligen
Stadthalle, die seit 2012 geschlossen ist. „Die Stadthalle – das haben wir auch
immer gegenüber dem Eigentümer deutlich gemacht - kann als wichtiges Element in
dem Objekt mit in Verhandlungen eingebracht werden“, so der Bürgermeister. Aber
die Stadthalle sei eben nur ein Teil im gesamten Konstrukt Obermarktpassage. Liege
ein gutes Konzept für die Passage vor, „würden wir als Stadt das gerne
mittragen und die Stadthalle in die Waagschale werfen. Der Preis spielt dabei
keine Rolle“, so Jäcke weiter. Der Stadt sei es wichtig, dass es vorangehe.
Momentan sehe es aber leider nicht so aus.
Die Stadt habe die
Planungshoheit, könne potentielle Interessenten unterstützen und auch zu
Problemlösungen beitragen, so Jäcke zur Rolle der Verwaltung. Sie beabsichtige
aber nicht aus Steuermitteln, die Immobilie zu kaufen. Der Verkauf beziehungsweise
die Vermarktung sei Sache des Eigentümers und des freien Marktes. Es gebe
deshalb bei der Stadt Minden auch keinen Plan B. „Wir werden weiter versuchen,
mit dem Eigentümer im Gespräch zu bleiben, haben immer offene Türen für alle
Interessenten und hoffen, dass sich hier irgendwann einmal etwas wieder nach
vorne bewegt“, so Jäcke.
Nicht nur die Stadt Minden, sondern auch die Immobilien-Standortgemeinschaft
(ISG) Obermarkt-Quartier haben immer wieder den Kontakt zu potentiellen
Interessenten gesucht und Gespräche geführt. Auch die ISG möchte den Standort
nach vorne bringen. Doch auch der ISG seien hier weitgehend die Hände gebunden,
so Bursian. „Sehr positiv sehen wir, dass die Neugestaltung der
Fußgängerzone schon erste Früchte trägt.“ So gebe es seit einigen Monaten auch
Gastronomie ganz in der Nähe der Passage, die sehr gut angenommen werde, und in
Kürze sollen hier weitere Geschäfte öffnen.
Pressestelle der Stadt Minden, Susann Lewerenz, Telefon 0571 89204,