Neue Formate wie die vier Stammtische und das
Speeddating (Foto unten) kamen am Sonntag auf der großen Bühne zum Einsatz. Jeweils mehr als
40 Mindener*innen beteiligten sich. Die Abschlussrunde als „Fishbowl“
(Fischglas) – eine Methode der Diskussionsführung mit großen Gruppen – hat sich
ebenfalls als gute Möglichkeit bewährt. Besucherinnen und Besucher konnten auf
die Bühne des Theatercafés kommen, um direkt Fragen an Bürgermeister Michael
Jäcke, den Ersten Beigeordneten Peter Kienzle, den Unternehmer und
Bildungspartner, Stephan Richtzenhain, den Geschäftsführer der
Wohngenossenschaft GSW, Bernd Hausmann, und die Integrationsbeauftragte Selvi
Arslan-Dolma zu richten.

Zur Sprache kam das vor allem abends und nachts „dünne“ ÖPNV-Angebot,
alternative Formen des Wohnens, eine „leichte Behördensprache“, die von vielen
Geflüchteten gewünscht wird, die Bedeutung von Zuwanderung für die Wirtschaft
sowie die Anregungen, mehr Menschen mit Migrationshintergrund in den
Verwaltungen einzustellen und auch das Betreuungsangebot für Kinder von Müttern
in Sprachkursen zu verbessern. Die Themen kamen zum einen aus den Stammtischen
am Vormittag und auch direkt aus dem Zuschauerraum. Bewegend war das kurze Statement
von zwei Kindern aus Syrien, die in Minden eine neue Heimat gefunden haben.
Zwei Geflüchtete aus Syrien schilderten, wie freundlich sie in Minden
aufgenommen wurde und wie er hier Fuß gefasst hat. Moderiert wurde die Runde
von der Beigeordneten Regina-Dolores Stieler-Hinz und Pressesprecherin Susann
Lewerenz.
Markt der Möglichkeiten
Die Stände beim „Markt der Möglichkeiten“ waren bereits ab dem Vormittag dicht
„umlagert“. Hunderte interessierte Mindener bevölkerten bis zum Nachmittag das
Foyer, die Flächen vor den Garderoben im Erdgeschoss des Theaters sowie den 1.
und den 2. Rang. Mehr als 40 Aussteller*innen aus Minden präsentierten sich und
ihre Angebote zu den Themen Kultur und Sport, Erziehung und Bildung, Ehrenamt
und Integration und Generation und Wohnen. Die städtische Wirtschaftsförderin
Sigrun Lohmeier zeigte sich sehr zufrieden mit der Resonanz auf die von
verschiedenen Unternehmen angebotenen 40 Praktikumsplätze für junge
Geflüchtete. Viele Besucherinnen und Besucher freuten sich über die
„Willkommens-Tasche“. Am Info-Point gab es kostenfrei und als Geschenk eine
schwarze Jutetasche. Darin enthalten: Kugelschreiber und Block, um sich Notizen
zu machen, die neue Imagebroschüre der Stadt Minden, Luftballons und eine
Fairtrade-Schokolade, die extra dafür von der GEPA gespendet wurde. Rund 450
Willkommenstaschen gingen am Sonntag über den Tresen.
Fotobox, Minecraft und Stadttouren
Orga-Team "Das neue Wir"
Stark
frequentiert war auch die Fotobox im Theatercafé. Interessierte konnten sich
hier mit lustigen Brillen und bunten Kopfbedeckungen mit dem gelben Ortsschild
„Minden – Das neue Wir“ ablichten lassen. Daneben gab es eine
Suche-Biete-Börse. Im Orchesterstimmzimmer wurden internationale Kurzfilme
gezeigt. Kinder und Jugendliche hatten Spaß an dem virtuellen Spiel
„Minecraft“, am Museumskoffer und am Basteltisch. Am Schachbrett versammelte
sich Jung und Alt. Draußen gab es Graffiti-Kunst und drinnen zur Begrüßung um
10.30 Uhr Trommelmusik mit „African Culture Club.“ Gut angekommen sind die drei
Stadtführungen – eine i-Pad-Stadttour für junge Mindener, eine Führung für
Rollstuhlfahrer*innen und eine mehrsprachige Führung für Neu-Mindener. Gelobt
und genutzt wurde von vielen Seiten auch der kostenlos angebotene
Busshuttle-Service.
Open Stage
Wer selbst einmal auf der Theaterbühne stehen und sein Talent präsentieren
wollte, konnte am Sonntagnachmittag bei der Open Stage im Theatercafé
mitmachen. Ihre Kunst zum Besten gaben: die Chorschule der Christuskirche
„Tookula“ (unter der Leitung von Frauke Seele-Brandt), danach ein selbst
gegründetes Ensemble aus den Reihen von Tookula, Helge Hoffmeister (auch
Tookola), der meisterhaft jonglierte, sowie die 11-jährige Nachwuchssängerin
Cayenne Möller, die Jugendtanzgruppe „Schmiedance“ vom Jugendhaus „Alte
Schmiede“, das Duo Melanie Kirmes (Gesang) und Martin Sundergeld (Gitarre) und
am Schluss Susanne Schnake (Künstlername: Frollein Lehmann), die zuvor schon
die Gäste im Kochzelt mit Gesang unterhalten hatte.
Fazit
Am Ende stand fest: „Das neue Wir“ ist bunt und vielfältig (Bürgermeister
Michael Jäcke). Minden ist durch Zuwanderung jünger geworden, was eine Chance
für die Stadt ist (Peter Kienzle). Die Zugewanderten sind wichtige
Arbeitskräfte, die wir in der Zukunft brauchen (Stephan Richtzenhain). „Das
neue Wir“ hat gezeigt, dass wir das Wichtigste bei allen Herausforderungen
nicht vergessen dürfen: Mensch sein“ (Regina-Dolores Stieler-Hinz).
Viele
wünschten sich am Ende eine Fortsetzung. In welcher Form, darüber wird nun
gemeinsam nachgedacht. Aber dass es ein NEUES WIR gibt, das steht nun in Minden
- zumindest seit diesem Wochenende - fest.