Erste Schritte im Begegnungszentrum Bärenkämpen


Wie sieht in Corona-Zeiten Quartiersarbeit aus? Oder: Wie kann Begegnung in einem derzeit nur eingeschränkt geöffneten Begegnungszentrum stattfinden? Auf diese beiden Fragen haben die Quartiersmanager in Minden-Bärenkämpen, Elke Ruhe-Hartmann und Robin Flohr, sowie Integrationsassistent Youssef Omeirat und Leiterin Ute Hildebrandt jede Menge Antworten.

„Wir haben uns in den vergangenen Wochen sehr oft damit beschäftigt, welche Angebote wieder laufen können, in welchem Rahmen, unter welchen hygienischen Bedingungen und mit welcher maximaler Personenzahl“, schildert Robin Flohr den Alltag in der andauernden Corona-Krise. Er und auch seine Kollegin Elke Ruhe-Hartmann sowie der mehrsprachige Integrationsassistent Youssef Omeirat wissen, dass die Menschen im Quartier den persönlichen Kontakt wollen und sich nach längerer Einsamkeit zu Hause teilweise geradezu nach Begegnung sehnen.

„Diesen Wunsch können wir gut verstehen und wir versuchen auch, das möglich zu machen, was mit den Hygienestandards vereinbar ist“, sagt Elke Ruhe-Hartmann. So gibt es jetzt wieder Alltagskurse in der Sprache Deutsch mit begrenzter Personenzahl – allerdings ohne Kinderbetreuung. Es gibt Sportangebote für Menschen mit Behinderungen – aber nur mit Abstand und auf Matten, Tischtennis draußen für Kinder - aber immer nur zu zweit sowie Schach und Nähen - in kleineren Gruppen als vorher. Auch Fahrradreparaturen werden wieder angeboten - aber nur als Demonstration draußen. Die Sprechstunden finden nach telefonischer Terminabsprache mit Einzelkontakten wieder statt.

Zudem trifft sich wieder die Bootsbau-Gruppe im Zentrum, die an einem eigenen Kanu arbeitet, sowie das Streetball-Team in der Turnhalle der Mosaik-Schule. Die Gartengruppe versammelt sich derzeit draußen im interkulturellen Garten und nicht im Begegnungszentrum. Der Nachbarschaftschor singt wieder – aber in zwei geteilten Gruppen. In Kürze soll wieder das Betriebssportangebot für Senioren drinnen und das Boulespielen draußen anlaufen, berichtet Robin Flohr. Auch die „MakerSpace-Gruppe“ plant, sich wieder ab September regelmäßig zu treffen. Sie beschäftigt sich mit Software-Lösungen, 3-D-Druck und Computern allgemein.

„Viele Angebote wurden bis 2019 aus dem Quartiersfonds als Projekt ins Leben gerufen und finanziert, wie der Bootsbau, die Boule-Bahn, der Alltagskurs Deutsch, die neuen Hochbeete und auch die Nähmaschinen für den laufenden Kurs“, erläutert die Leiterin des städtischen Quartiersmanagements, Ute Hildebrandt. Seit Anfang 2020 wird der vorher landesunterstützte Fonds von der Stadt Minden bestückt. Ein Beirat, der sich aus Menschen in Bärenkämpen zusammensetzt, entscheidet über Projektideen und die Vergabe der Mittel. „Eine tolle Sache, mit der schon Spannendes entwickelt werden konnte – von den Menschen und für die Menschen im Quartier“, so Hildebrandt weiter.

Besonders freut sich das Team darüber, dass das „Offene Café“ am Freitag, welches im Schwerpunkt von älteren Bürgerinnen und Bürgern besucht wird, wieder laufen kann – allerdings in begrenzter Personenzahl, mit Abstand und ohne Spiele. „Viele Seniorinnen und Senioren haben in der tiefsten Krise unter dem Alleinsein sehr gelitten“, weiß Elke Ruhe-Hartmann. Alle sozialen Kontakte seien mit einem Schlag ab Mitte März weggefallen. Es gab ältere Menschen, die allein wohnen, wochenlang keine Termine, keine Therapien und auch keinen Frisörbesuch mehr wahrnehmen konnten.

Gegen die Einsamkeit und auch gegen Langeweile haben die Quartiersmanager in Bärenkämpen viele Ideen entwickelt - unter anderem den Kreativkiosk, Telefonbesuchsdienste, Rallyes oder auch Gespräche am Fenster. „Wir haben im Lockdown vor allem versucht, den Kontakt zu den Menschen, die bisher zu uns gekommen sind, zu halten“, berichtet Integrationsassistent Youssef Omeirat aus dem Alltag von Mitte März bis Ende Mai. Er kommt ursprünglich aus dem Libanon, wohnt aber schon lange in Minden und kennt sehr viele Menschen aus dem arabischsprachigen Raum im Quartier – ein echter Vorteil.

Jede*r habe eine eigene Corona-Geschichte zu erzählen, so Youssef Omeirat, der gemeinsam mit den Quartiersmanagern an der Produktion eines 15-minütigen Films mitgewirkt hat. Menschen aus dem Quartier wurden befragt, wie sie die Zeit, als fast alles geschlossen war und man zu Hause bleiben sollte, erlebt haben. „Den Familien fehlte zum Bespiel sehr, die Spielplätze nutzen zu können, den älteren Menschen vor allem Kontakte und Bewegung“, so der städtische Mitarbeiter. Den Film kann man unter www.minden/quartiersmanagementBärenkämpen.de ansehen. 

Nach dem Lockdown wurde das Begegnungszentrum erst langsam wieder geöffnet, zunächst nur für interne Gespräche, die zum Beispiel zwischen Sozialarbeiterinnen und Familien in einem großen Raum stattfinden konnten. Ab Anfang Juni gab es erste Angebote in kleinen Gruppen und mit Abstand. Schritt für Schritt lief Einiges wieder an und es wird von Woche zu Woche mehr. „Jeden Tag müssen wir auch Zeit dafür aufwenden, den Nutzer*innen die Hygieneregeln zu erklären und an geltende Spielregeln zu erinnern“, so Robin Flohr über das veränderte Arbeiten im Zentrum.

Sicher noch viele Wochen wird es in Bärenkämpen heißen: Schauen, was geht und Lösungen finden. Auch wenn bei Weitem noch nicht alles wieder „beim Alten ist“, sind Elke Ruhe Hartmann, Robin Flohr und Integrationsassistent Youssef Omeirat sehr froh, dass überhaupt wieder Begegnung im Begegnungszentrum stattfinden kann. Ein guter Anfang, der auf bessere Zeiten hoffen lässt.

Pressestelle der Stadt Minden, Susann Lewerenz, Telefon 0571 89204, pressestelle@minden.de