Im Vorfeld der jüngsten Stadtverordnetenversammlung sind jetzt die städtischen Preise für ehrenamtliches und freiwilliges Engagement des Jahres 2022 verliehen worden. Es gab gleich drei Preisträger, da dieses Mal auch der Preis für Jugendliche und junge Erwachsene vergeben wurde. 21 Vorschläge gingen insgesamt ein. Die Jury traf sich im November 2022, um die Preisträger*innen auszuwählen. Die Idee der Jury wurde aufgegriffen und so wurden die Preise vor der öffentlichen Ratssitzung am 9. Februar verliehen. Im kommenden Jahr werden die Auszeichnungen wieder – wie bis 2020 – im Rahmen des Neujahrsempfanges im Januar vergeben.
Der städtische Preis ist als „Zeichen der Anerkennung und Förderung ehrenamtlicher und freiwilliger Tätigkeit“ mit einem Preisgeld in Höhe von jeweils 500 Euro ausgestattet. Er wird seit 2001 verliehen. Ausgezeichnet wurden für das Jahr 2022 als Einzelpreisträger der bei der Mindener Tafel aktive Bürger Claus-Dieter Feilbach, die Ortsgruppe Minden der Deutschen Lebens-Rettungsgesellschaft (DLRG) als Verein/Institution und der Student Ben Schmidt mit dem Jugendpreis. Bürgermeister Michael Jäcke überreichte die Urkunden und Blumen an die Preisträger 2022. Unter den Gästen waren auch die Vorschlagenden.
Zur Einleitung hob Jäcke hervor, dass es insgesamt eine große Zahl an Menschen in dieser Stadt gebe, „die Minden mit ihrem Engagement bereichern und uns allen damit einen ,Mehrwert‘ verschaffen - im kulturellen, sportlichen, sozialen oder karitativen Bereich.“ Die Zahl der Vorschläge zeige, dass dieser Preis – obwohl nicht besonders hoch dotiert – auch nach mehr als 20 Jahren nichts an seiner Attraktivität eingebüßt habe. Die eingereichten Vorschläge stünden auch für die große Vielfalt des bürgerschaftlichen Engagements in Minden. Er dankte allen Aktiven in Minden für ihre ehrenamtliche Arbeit, die „unbezahlbar und sehr wertvoll“ ist.
Aktuell rund 4.700 Bedürftige versorgt die Mindener Tafel wöchentlich mit Lebensmitteln. Einer, der die ersten Jahre miterlebt hat, ist Claus-Dieter Feilbach. Der 76-Jährige engagiert sich seit mehr als 20 Jahren für die Tafel, davon allein zwölf Jahre im Vorstand und zuletzt als stellvertretender Vorsitzender. „Er ist – durch sein herzliches und empathisches Wesen - ein fester Pfeiler des Vereins. Sein interessiertes, mitfühlendes und lustiges Wesen ist ein Geschenk, was die Arbeit der Tafel trägt und leicht macht. In seinem mittlerweile hohen Alter packt er voll mit an und ist sich für nichts zu schade.“ Das schrieb Daniela Heinemann in ihrem Vorschlag.
An die Mindener Tafel ist Claus-Dieter Feilbach über den Mitbegründer Helmut Mai gekommen. Die beiden kannten sich aus der gemeinsamen Arbeit für die Kirchengemeinde Hahlen. Kurz nach dem Eintritt in den Ruhestand gab es dann eine neue Aufgabe für Feilbach, die er sofort „mit viel Energie und großem Engagement aufnahm“, so Bürgermeister Jäcke in seiner Laudatio. Mit dem Bedarf der Lebensmittelverteilung an Bedürftige wuchs im Laufe der Jahre auch die Zahl der aktiven Ehrenamtlichen bei der Tafel. „Und immer noch mit Rat und Tat dabei ist Claus-Dieter Feilbach, der in den Nachkriegsjahren in einer großen Familie mit vielen Entbehrungen aufwuchs. „Seine Motivation ist, Menschen zu helfen. Und weil sein Leben - wie er selber sagt - ein gutes Leben war und ist, wollte er davon etwas zurückgeben“, so Jäcke abschließend. Feilbach dankte im Anschluss vor allem seiner Ehefrau Ursula, die ihm immer den Rücken freigehalten habe.
Dass die Ortsgruppe Minden der Deutschen Lebens-Rettungsgesellschaft e.V. den Preis 2022 erhält, ist der Bürgerin Petra Pohle zu verdanken, die in einer Mail Ende Oktober ihren Vorschlag eingereicht hatte. Vor allem die große Vielfalt, mit der die DLRG in Minden aktiv ist, überzeugte die Jury. „Wir alle kennen die DLRG und wissen, welche wichtigen Aufgaben die Mitglieder übernehmen. Sie retten nicht nur an unseren Küsten, in unseren Flüssen und Gewässern, Menschen die in Not geraten sind, sondern sie bringen ganz vielen Kindern das Schwimmen bei und bilden die Retterinnen und Retter von morgen aus – und das alles ausschließlich ehrenamtlich“, hob Michael Jäcke in seiner Laudatio hervor.
Das breitgefächerte Engagement der Mitglieder erstreckt sich von der Schwimmausbildung, über eigenes Schwimm- und Rettungstraining sowie die Ausbildung für Lehrkräfte und das Anbieten von Erste-Hilfe-Kursen. Die DLRG veranstaltet alljährlich am ersten Tag des Jahres das Neujahrsschwimmen sowie das Fackelschwimmen im Rahmen des Blauen Bandes und 2022 erstmalig des Mindener Weserschwimmens am 20. August 2022 mit mehr als 600 Teilnehmenden. Die DLRG sichert Veranstaltungen ab und ist auch eine Einheit des Katastrophenschutzes. Ein Bootstrupp ist fest integriert. Es gibt seit fünf Jahren in enger Kooperation mit dem THW, der Feuerwehr und dem DRK auch eine Drohnen-Gruppe. Den Preis nahmen der Vorsitzende Peter Adam und sein Stellvertreter Volker Zoerb von Bürgermeister Jäcke entgegen.
Zum zweiten Mal seit 2017 vergab die Stadt Minden den Ehrenamtspreis für Jugendliche beziehungsweise junge Erwachsene. Auch dieser ist mit 500 Euro dotiert. Der 19-jährige Student Ben Schmidt ist der glückliche Preisträger 2022. Der Vorschlag wurde von Michael Conrads, stellvertretender Schulleiter des Ratsgymnasiums, eingereicht. Ben Schmidt ist vielfältig im Bereich des Sports und der Lernförderung „ehrenamtlich unterwegs“. Im Jahr 2021 gründete Schmidt den Verein „Rewrite“. Damit und in angemieteten Räumlichkeiten unterstützt der Student benachteiligte Kinder und Jugendliche mit Bildungsangeboten. Die meisten haben eine Einwanderungsgeschichte, ihre Eltern beziehen häufig Bürgergeld.
Die Mädchen und Jungen sollen – wie Ben Schmidt es sich als Ziel mit seinem Engagement gesetzt hat – „bestmögliche und gute Chancen für den Start ins junge Leben haben“. Und deshalb organisiert er Lernförderung und kümmert sich und neben seinem Studium in Osnabrück um vieles in seinem Verein allein: Fachkräfte, Unterrichtsplanung, Projektanträge und die Räume. Schon seit seiner Zeit als Oberstufenschüler engagierte sich der leidenschaftliche Fußballspieler für junge Migrantinnen und Migranten. Zu seinem sozialen Engagement kam er über ein Sozialpraktikum und ein Sportprojekt in der zehnten Klasse.
„Obwohl er gerade vor dem Abitur stand und unter Profi-Bedingungen Fußball spielte, schenkte er seine Zeit den Kindern des ,Kiezes Königswall‘, um mit ihnen Fußball zu spielen. Dabei vermittelte er immer mehr die integrative Kraft des Sports und die für Bildung soziale Weiterentwicklung notwendigen Kompetenzen“, schreibt Michael Conrads in seinem Vorschlag. In den Osterferien organisierte Ben Schmidt Ferientrainingslager für Mädchen und Jungen. Er nahm bald auch Kontakt zu Grundschulen und Kinderheimen auf. Dort bot er ebenfalls Training an. Aus dem sportlichen und sozialen Engagement heraus entwickelte sich dann die Idee der Lernförderung. Dafür kaufte er sich einen alten Bauwagen, modernisierte diesen und beteiligte sich auch an Projekten des Quartiersmanagements und in der Flüchtlingshilfe.
Hervorzuheben sei bei all seinen Aktivitäten das „absolut hohe Maß an Gemeinwohlorientierung und Menschenfreundlichkeit“, hebt Conrads in seinem Vorschlag hervor. Und weiter: „Ben Schmidt ist kaum zu bremsen in seiner Motivation, Kindern – insbesondere Migrant*innen zu einer Perspektive zu einem besseren Leben durch Bildung zu verhelfen.“ Soviel Einsatz, Fleiß und Uneigennützigkeit verdienen „allerhöchste Anerkennung, Wertschätzung und den Ehrenamtspreis 2022 der Stadt Minden.“ Mit diesen Worten schloss Bürgermeister Michael Jäcke seine dritte Laudatio - unter dem anhaltenden Applaus der Angehörigen, Stadtverordneten und Gäste.
