Mindener Museum

Objekt im Fokus: Eine Sammlung von Anstecknadeln


Das Objekt im Fokus für die Monate Januar und Februar ist eine Sammlung von Anstecknadeln aus den Jahren 1924 bis 1945. Dabei handelt es sich um verschiedene Ehrenabzeichen des Deutschen Roten Kreuzes und des Vaterländischen Frauenvereins aus dem Nachlass der Margarete Lührmann von 1924 bis 1945. 

Sie wurde als Margarete Gasch 1902 in Lugansk, im damaligen Zarenreich, geboren. Die nationale Zugehörigkeit dieser Stadt ist seit 2014 zwischen der Ukraine und der international nicht anerkannten Volksrepublik Luhansk umstritten. Margarete Lührmann lebte später in Essen, wo ihr Vater eine Eisenhütte leitete. Ende 1923 heiratete sie den Juristen und Politiker Ernst Lührmann - dadurch kam sie 1936 nach Minden. 

Nach ihrem Tod hinterließ Margarete Lührmann dem Mindener Museum eine große Sammlung. Zu dieser gehören insbesondere Kleidungsstücke aus den 1920er bis 1970er Jahren, aber auch Haushaltsgegenstände und Archivalien. Ihr Nachlass ist ein wichtiger Sammlungsbestand. Er zeugt vom gehobenen Mindener Bürgertum im Minden des 20. Jahrhunderts. Allerdings ist die Lebensgeschichte Margarete Lührmanns weitgehend unbekannt.

Die verschiedenen Ehrenabzeichen belegen, dass Frau Lührmann in den 1920er bis 1940er Jahren Mitglied verschiedener wohltätiger Organisationen des Deutschen Roten Kreuzes war. Ehrenamtliches Engagement ist für diese Zeit typisch für eine Frau aus dem gehobenen Bürgertum. In der Sammlung findet man z.B. eine große, runde Anstecknadel, die die Aufschrift „Vaterländischer Frauenverein – Samariterin“ trägt. Anhand der aufgedruckten Jahreszahl lässt sich die Nadel auf das Jahr 1924 datieren. Wie und warum diese Nadel in die Sammlung von Frau Lührmann kam, ist offen. 1924 war sie bereits verheiratet und lebte in Essen.

Das Rote Kreuz entstand 1863 nach der Idee Henry Dunants von einem unabhängigen, neutralen Kriegshilfsdienst. Mehrere europäische Großmächte beschlossen in der Genfer Konvention Regeln zum Schutz verwundeter und kranker Soldaten und des sie betreuenden Sanitätspersonals. 1866 gründete die preußische Königin Augusta im Deutsch-Deutschen Krieg einen Vaterländischen Frauenverein zur Versorgung verwundeter und kranker Soldaten. 1867 schlossen sich in Minden ebenfalls Frauen zu diesem Zweck zusammen.

Der Vaterländische Frauenverein in Minden ist damit einer der ersten in Westfalen. 1889 gründete sich eine Sanitätskolonne, die zunächst zum Kriegsverein gehörte. Einige Veteranen aus den Kriegen von 1864, 1866 und 1870/71 schlossen sich hier zusammen. Beide Vereine arbeiteten oft zusammen, beispielsweise bei der Betreuung des Mindener Freischießens. Zudem unterstützte der Frauenverein im Frieden mit wohltätiger Arbeit die Angebote der städtischen Armenverwaltung. 1937 wurden die Sanitätskolonne und der Vaterländische Frauenverein durch das Gesetz über das Deutsche Rote Kreuz aufgelöst. Nun gab es nur noch eine einzige Organisation – das DRK. 

Die übrigen Anstecknadeln sind weitere Ehrenabzeichen des Deutschen Roten Kreuzes bzw. seiner Untergliederungen. Die Nadeln wurden für den Dienst im Zweiten Weltkrieg an Rot-Kreuz-Helferinnen verliehen. Allerdings ist bei diesen Anstecknadeln ebenfalls unklar, wann und für welche Verdienste Margarete Lührmann diese Ehrenabzeichen erhielt. Die Nadeln sind damit ein schönes Beispiel, wie wichtig eine genaue Dokumentation der Objektgeschichte zu Lebzeiten von Stifterinnen ist. Sonst gehen zentrale Informationen zu Objekten verloren oder erfordern intensive Objektforschung.

In der Sammlung des Mindener Museums werden rund 60.000 Objekte bewahrt. Trotz Dauer- und Sonderausstellungen oder Leihgaben an andere Museen lagern 95% der Sammlung verborgen im Magazin. Die Vielfalt und die Geschichte der Sammlung und das Wissen über die Objekte stellt das Museumsteam regelmäßig in Kabinettausstellungen vor. Alle zwei Monate wird außerdem ein „Objekt im Fokus“ im Foyer des Museums ausgestellt und dort seine Geschichte erzählt.

Das Mindener Museum hat Di bis So jeweils von 12 bis 18 Uhr geöffnet. Sonderöffnungszeiten für Gruppen auf Anfrage! Im Museum ist weiterhin eine FFP2-Maske oder ein medizinischer Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Vielen Dank für Ihr Verständnis! Aktuelle Informationen erhalten Sie auch unter www.mindenermuseum.de 

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