Mit Beginn der kalten Jahreszeit setzt die Stadt Minden gemeinsam mit engagierten sozialen Trägern ein wichtiges Zeichen für mehr Schutz wohnungs- und obdachloser Frauen. Am 15. Dezember startete ein neues Projekt, das erstmals eine separate Übernachtungsmöglichkeit für einzelne Nächte speziell für obdachlose Frauen in den Wintermonaten anbietet. Das Angebot läuft bis Ende April 2026.
Im Zuge der Planungen für die jährlich geöffnete Wärmewohnung wurde deutlich, dass es bislang kein vergleichbares Angebot für Frauen gibt. „Obdachlose Frauen meiden gemischte Unterkünfte, da sie sich dort unsicher fühlen oder nachts frei zugängliche Räume als bedrohlich empfinden. Diese Versorgungslücke schließt nun unser neues Projekt“, verdeutlicht Daniela Giannone, Erste Beigeordnete der Stadt Minden.
Die Stadt stellt dafür eine Wohnung mit sechs Betten zur Verfügung. „Die Wohnung ist als Notübernachtung ausschließlich für Frauen vorgesehen und wird nur von ihnen genutzt: Die Bewohnerinnen erhalten eigene Schlüssel, sodass kein unbefugter Zutritt möglich ist. Damit entsteht ein geschützter Raum, der Sicherheit und Privatsphäre bietet“, ergänzt der Bereichsleiter Soziales, Eike Erdmann. Neben einem Bett und Sanitärräumen, steht auch eine eingerichtete Küche zur Verfügung. Haltbare Lebensmittel wurden von der Mindener Tafel zur Verfügung gestellt, sodass die Frauen sich auch ein Abendessen zubereiten können, berichtet Sebastian Siek von der Diakonie Stiftung Salem.
Getragen wird das Projekt von Partner*innen, die alle bereits unterschiedliche Angebote für obdachlose Personen vorhalten. Neben dem Sozialdienst katholischer Frauen, sind das der Verein hexenhaus - Hilfe für Menschen in Krisensituationen e. V. und die Diakonie Stiftung Salem. Die drei Träger*innen übernehmen gemeinsam die Aufnahme der Frauen, die Organisation der Schlüsselvergabe, die sozialarbeiterische Begleitung sowie die Vermittlung in bestehende Hilfs- und Beratungsangebote. Als ergänzendes Angebot neben den regulären Unterbringungsmöglichkeiten, soll das Projekt nicht nur einen warmen Notfallschlafplatz in den Wintermonaten bieten, sondern auch langfristige Perspektiven zu eröffnen und Wege in weiterführende Unterstützungsstrukturen aufzuzeigen.
Die Stadt Minden unterstützt das Projekt, indem sie die Wohnung samt Inventar, die Schlüssel sowie bei Bedarf Handwerks- und Reinigungsleistungen bereitstellt. Die sozialarbeiterische Arbeit wird von den beteiligten Träger*innen zu gleichen Teilen übernommen. „Wir sprechen die Frauen gezielt an und machen auf das neue Angebot aufmerksam. Sicherlich muss sich das in den kommenden Wochen erst einmal herumsprechen“, weiß Susanne Leimbach vom Sozialdienst katholischer Frauen. „Wir sind aber sehr froh, dass es das Angebot überhaupt gibt. Wir schauen jetzt einfach, was passiert.“
„Obwohl obdachlose Frauen im Stadtbild kaum sichtbar sind, ist davon auszugehen, dass es auch in Minden verdeckte Obdachlosigkeit gibt“, weiß Tanja Unruh vom Verein Hilfe für Menschen in Krisensituationen e.V. Gerade in den Wintermonaten besteht die Gefahr, dass Frauen aus Mangel an Alternativen in unsicheren oder missbräuchlichen Situationen verbleiben. Das neue Angebot soll genau hier ansetzen, Schutz bieten und gleichzeitig helfen, diese verborgenen Notlagen sichtbar zu machen. „Mit diesem Projekt bündeln Stadt und freie Träger ihre jeweiligen Stärken und zeigen gemeinsam Verantwortung für mehr Sicherheit, Menschlichkeit und Perspektiven für obdachlose Frauen in Minden“, hebt Bürgermeister Peter Kock hervor.
Nach Abschluss des Projektes wird eine gemeinsame Auswertung erfolgen, um zu prüfen, wie viele Frauen erreicht werden konnten und welche Unterstützungsmaßnahmen besonders wirksam waren.
Personen auf dem Bild (v.l.n.r.): Susanne Leimbach (Sozialdienst katholischer Frauen), Elke Entgelmeier (Diakonie Stiftung Salem), Daniela Giannone (Erste Beigeordnete Stadt Minden), Sebastian Siek (Diakonie Stiftung Salem), Tanja Unruh (Hexenhaus).
