Mindener Kabarettpreis wird erstmals Open Air an der Weser verliehen


Gewichtig ist er und aus Bronze: der Mindener Stichling. Alle zwei Jahre wird die Skulptur an namhafte Kabarettist*innen aus dem deutschsprachigen Raum, deren inhaltliche Arbeit „neuartig und bereichernd für das Genre ist“, verliehen. Nun hat die Jury bei ihrer jüngsten Sitzung Anfang Februar zwei neue Preisträger*innen ausgewählt: Den Kabarettpreis „Mindener Stichling“ 2022 in der Kategorie Solistin/Solist erhält die Newcomerin Negah Amiri und in der Kategorie Gruppe das Duo „Mackefisch“. Das gab Stadtkämmerer Norbert Kresse, derzeit auch kommissarischer Vorstand für Bildung, Kultur, Sport und Freizeit, am vergangenen Freitag (18. März) in einem Pressegespräch bekannt.

Für die Moderation der Preisverleihung am 19. August auf der Bühne der „Kulturpromenade an der Weser“ konnte einer der großen Politikkabarettisten dieses Landes gewonnen werden: Wilfried Schmickler, der seit mehr als 40 Jahren auf der Bühne steht und mit vier der bedeutendsten deutschen Kabarettpreisen ausgezeichnet – nur nicht mit dem „Stichling“. Auf die Frage: „Warum eigentlich nicht?“, hatte der Mitbegründer der „Mindener Stichlinge“, Birger Hausmann, eine Antwort. Wilfried Schmickler war, als der Mindener Preis 1994 das erste Mal vergeben wurde, schon eine echte Kabarettgröße – zu groß, um als Newcomer mit einem Förderpreis ausgezeichnet zu werden.

„Eine tolle Mischung! Das verspricht ein schöner und kurzweiliger Abend zu werden“, freut sich Theaterleiterin Andrea Krauledat schon jetzt auf dem 19. August. Karten für die Verleihung des Kabarettpreises soll es nach Ostern geben. Bei der erstmals unter freiem Himmel stattfindenden Gala werden die ausgezeichneten Künstler*innen, der Moderator und voraussichtlich auch die Stichlinge selbst, Kostproben ihres Könnens sowie Auszüge aus den aktuellen Programmen zum Besten geben.

Die 28-Jährige Negah Amiri ist eine deutsche Stand-up-Comedienne und Moderatorin. In ihrem neuen Programm „Megah gut!“ versucht sie das älteste Spiel der Menschheit zu verstehen: Die Beziehung zwischen Mann und Frau. Negah Amiri kam 2004 mit ihren Eltern aus dem Iran nach Deutschland. Nach ihrem Studium führte ein Volontariat sie nach Frankfurt zu Antenne Frankfurt. Hier moderierte sie verschiedene Sendungen. Seit Ende 2017 ist Amiri auch als Comedian - vor allem im Online-Bereich - sehr erfolgreich. Seit 2020 produziert sie Videos und geht regelmäßig mit „Night Wash“ auf Tour. Seit Herbst 2021 ist die Comedienne mit ihrem ersten eigenen Stand-up Comedy-Programm „Megah gut“ deutschlandweit unterwegs.

Hinter „Mackefisch“ verbirgt sich das Duo Lucie Mackert und Peter Fischer. Mit ihrem Debütalbum „Brot und Glitzer“ wurde das Mannheimer Liedermacher-Duo für den Preis der Deutschen Schallplattenkritik nominiert. Ihnen wurde 2020 der Walther-von-der-Vogelweide-Preis und 2021 der Kleinkunstpreis des Landes Baden-Württemberg (Förderpreis) verliehen.  Die beiden sorgen im deutschsprachigen Musikkabarett für frischen Wind. Das Motto von „Mackefisch“ ist simpel: „Wenn zwei Leute gleichzeitig musikalisch so talentiert sind, singen und dabei wilde, poetische und bitterböse Texte über Weltuntergang und Wolf, peinliche verliebte Pärchen und fröhliche Stalker, über Annegret, Brot, die allgemeine Angst und Glitzer zum Besten geben, dann sollte man da hingehen“, heißt es auf ihrer Homepage.

Zu den jungen und spritzigen Newcomern setzt Moderator Wilfried Schmickler einen ruhigen und bissigen Gegenpol. Der 67-jährige Politikkabarettist präsentiert seit dem Frühjahr 2021 sein neues Programm: „Es hört nicht auf“. Es hört nicht auf mit dem Kampf gegen die Idiotie und Ungerechtigkeiten in dieser Welt, gegen soziale Ungleichheit, gegen Hass und Intoleranz. Seine Lust dem etwas entgegen zu setzen, hört aber auch nicht auf! Und so reist er wieder über die Bühnen diese Republik - bewaffnet mit den Worten der Wahrheit, die er gnadenlos und messerscharf zu führen versteht - wie ein Scharfrichter seine Axt.

Die sonst immer im Herbst präsentierte Gala wird 2022 auf eine Open-Air-Bühne verlegt. Der Grund dafür sind ab Anfang April laufende Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten im Stadttheater, die bis in den späten Herbst dauern werden. „Um hier nicht in einen anderen Rhythmus und damit in ein ungerades Jahr zu kommen, haben wir entschieden, die Verleihung des Stichlingspreises in die Reihe ,Kulturpromenade an der Weser‘ aufzunehmen“, berichtet Theaterleiterin Andrea Krauledat. An vier Tagen – vom 18. bis 21. August - gibt es an der Weser Musik (Kooperation mit dem Jazzclub), Kabarett, eine Neuauflage des „Neuen Wir“ und den großen Kinder- und Familientag „Eine Stadt für alle“.

Deutschland ältestes aktives Amateur-Kabarett (seit 1966) ist Namensgeber für den Mindener Kabarettpreis. Dieser ist mit jeweils 4.000 Euro dotiert. „Das ist nur möglich, weil die Stadt Minden hier von Beginn an von zwei Sponsoren unterstützt wird“, hob Norbert Kresse hervor. Er richtete den Dank der Stadt Minden an die Unternehmensgruppe Melitta und die Sparkasse Minden-Lübbecke, die nicht nur alle zwei Jahre das Preisgeld zur Verfügung stellen, sondern erneut auch die Kosten für die Produktion der schwergewichtigen Bronze-Figur übernommen haben. Die Sponsoren sehen in den frisch gekürten Preisträgern und im Format der Open-Air-Veranstaltung eine „echte Chance, auch ein neues und jüngeres Publikum für das Kabarett zu begeistern“.

Den „Mindener Stichling“ haben schon viele bekannte Preisträger, die später auch TV-Berühmtheit erlangten, erhalten - so Ina Müller (mit Edda Schnittgard als Duo „Queen Bee“), Uwe Steimle („Steimles Welt“, MDR, auch als Polizeiruf-Kommissar bekannt), Volker Pispers, Christoph Sieber („Mann, Sieber“), Lars Reichow, Luise Kinseher, Lioba Albus sowie Claus von Wagner („Die Anstalt“) - zusammen mit Mathias Tretter und Philipp Weber aus „Erstes Deutsches Zwangsensemble“.

Pressestelle der Stadt Minden, Susann Lewerenz, Telefon 0571 89204, pressestelle@minden.de