Pressestelle

Grabeland Schwarzer Weg soll aufgegeben werden


Das Grabeland nördlich des Schwarzes Weges, unter dem eine Altablagerung liegt, soll zum Ende des Jahres 2023 aufgegebenen werden. Das beschlossen die Mitglieder des Betriebsausschusses gestern, Mittwoch (22. Februar), nach längerer Diskussion im Sitzungsraum des Betriebshofes einstimmig. Die betroffenen 71 Pächter*innen sollen in Kürze dazu von der Stadt Minden angeschrieben und gegebenenfalls zu einer Informationsveranstaltung eingeladen werden. Die Pachtverträge werden nun Anfang Mai mit Wirkung zum 30. November 2023 fristgerecht gekündigt.

Die städtische Fläche, die seit 1946 in Parzellen aufgeteilt an Bürger*innen verpachtet ist, liegt über der Altablagerung „Ehemaliger Teich“. Dass es diese Altablagerung gibt, ist bereits seit den 1980er Jahren bekannt. Bereits damals wurde die Fläche in das Altlastenkataster des Kreises Minden-Lübbecke eingetragen. Im vergangenen Jahr hat dann die Untere Bodenschutzbehörde des Kreises - im Zuge der regulären Aufarbeitung des Altlasten-Katasters - orientierende Bodenuntersuchungen in Auftrag gegeben. Das Ergebnis liegt seit Ende des Jahres 2022 bei der Stadt Minden vor. Die 71 Pächter*innen wurden darüber zeitnah informiert.

Anders als bei länger zurückliegenden Bewertungen des Geländes in den 1980er Jahren, sind bei der aktuellen, stichprobenartigen Untersuchung im Jahr 2022 erhöhte Werte für mehrere Stoffe festgestellt worden, die potenziell gesundheitsgefährdend sind – darunter sogenannte PAK (Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe) und Schwermetalle. Die Ergebnisse stellte Petra Günther vom beauftragten Institut für Umwelt-Analyse IFUA-Projekt GmbH aus Bielefeld im Betriebsausschuss vor.

Petra Günther empfahl auf Nachfrage im Ausschuss, das Grabeland aufgrund der Belastungen aufzugeben, da die Prüfwerte nach Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung (BBodSchV) für mehrere Schadstoffe sind zum Teil deutlich überschritten sind. Die Alternative wäre, eine aufwändige und teure Detailuntersuchung für alle Parzellen zu beauftragen und bei einem dann erhärteten Verdacht das komplette Grundstück zu sanieren. Das heißt, den belasteten Boden gegebenenfalls komplett abzutragen, zu entsorgen und unbelasteten Boden wieder aufzubringen - um an der Stelle weiter Grabeland zu haben. Die Stadt nimmt hierfür aktuell 30 Cent pro Quadratmeter und Jahr ein. Eine umfassende Detailuntersuchung und eine möglicherweise erforderlich werdende Sanierung würden Kosten in Höhe eines vermutlich hohen sechsstelligen Betrages bedeuten, so Wansing.

Die südlich angrenzende Kleingartenanlage „Bunte Brücke“ und die rund 20 südlich des Schwarzen Weges gelegenen, ebenfalls städtischen Grabeland-Parzellen sind von der Altablagerung nicht betroffen und bleiben bestehen. Im Grenzbereich zur Kleingartenanlage „Bunte Brücke“ sollen jedoch weitere Bodenproben entnommen werden, um Sicherheit zu haben, dass diese Flächen nicht belastet sind. Diese zusätzlichen Bodenuntersuchungen und auch eine obligatorische Untersuchung des Grundwassers werden voraussichtlich noch in diesem Jahr – nach entsprechender Ausschreibung – beauftragt, berichtet Frank Backhoff, zuständig für Altlasten und Hochwasserschutz im Fachbereich Stadtplanung und Umwelt bei der Stadt Minden.

Aus dem Grabeland soll eine extensive Grünfläche werden, kündigte Beigeordneter und SBM-Betriebsleiter Peter Wansing im Ausschuss an. Der Baumbestand und andere erhaltenswerte Grünanteile sollen möglichst erhalten bleiben. Die Parzellen müssen im nördlichen Bereich des Schwarzen Weges – auch aus Gründen des Hochwasserschutzes - komplett abgeräumt, also von illegal errichteten Hochbauten (Hütten/Schuppen), Zäunen und Unrat befreit werden. Auf Grabeland dürften eigentlich nur einjährige Pflanzen wachsen. Das jetzige Bild in vielen Parzellen mit Hütten, Obstbäumen und teilweise wilden Müllablagerungen habe sich im Laufe der Zeit so entwickelt, erklärte Wansing.

Insgesamt befinden sich in dem Gebiet östlich der Hausberger Straße (siehe Lageplan) 112 Grabeland-Parzellen, die seit 1946 von der Stadt Minden verpachtet werden. Von der Altlast betroffen sind 84 Parzellen nördlich der Kleingartenanlage „Bunte Brücke“, 71 davon sind aktuell noch verpachtet. Die Fläche wurde nach dem Zweiten Weltkrieg, als es aufgrund der schwierigen Ernährungslage einen erhöhten Bedarf an Flächen für den Nahrungspflanzenanbau gab, nutzbar gemacht. 91 Pachtverträge – davon 71 in dem betroffenen Gebiet - gibt es aktuell noch.

Die Altablagerung „Ehemaliger Teich“ am Schwarzen Weg wurde in den 1980er Jahren von der Bezirksregierung Detmold in das Altlastenlastenkataster des Kreises Minden-Lübbecke aufgenommen. Grund hierfür war, dass in dem Gebiet Anfang des 20. Jahrhunderts Ton, Sand und Kies abgebaut wurden. Die dadurch entstandene Grube füllte sich mit Wasser und es entstand der sogenannte „Wöhler´sche Teich“. Dieser wurde bis 1945 unter anderem mit Hausmüll, Schutt und Asche verfüllt.

Alle Pächter*innen haben im Januar Informationen über die bisherigen Untersuchungsergebnisse sowie vorsorgliche Handlungs- und Nutzungsempfehlungen erhalten, die bis zum Vorliegen weiterer Erkenntnisse beachtet werden sollten. Unter Beachtung dieser Handlungs- und Nutzungsempfehlungen können die Parzellen noch bis Ende November 2023 genutzt werden.

Kontakt

Keine Mitarbeitende gefunden.