Mindener Museum

Von Abwasser zu Zweitwohnsitzsteuer - 50 Jahre Gebietsreform Minden-Lübbecke


Jede*r von uns hat täglich mit Verwaltung zu tun. Oft ist es uns allerdings gar nicht bewusst. Schon beim morgendlichen Zähneputzen, Waschen oder Duschen entsteht Abwasser. Wer sorgt eigentlich dafür, dass es gereinigt wird? Und seit wann gibt es Kanalisation und Klärwerke?

Viele Dinge unseres täglichen Lebens erfordern eine Verwaltung. Das nennt sich kommunale Daseinsvorsorge. Groß- und Mittelstädte bauten dafür bereits seit den 1860er Jahren eine moderne Verwaltung auf. Ihre Aufgaben sind bis heute Ver- und Entsorgung, Verkehr, Bildung oder soziale, gesundheitliche und kulturelle Leistungen. Nach dem Ersten Weltkrieg kamen der Bau von Sportstätten und die Sportförderung hinzu. Landgemeinden und Kleinstädte waren dagegen oft auf Kernaufgaben beschränkt: Wegebau, Straßenunterhaltung und Armenfürsorge. Für anderes mangelte es meist an Geld und Personal. Zur Erfüllung ihrer Aufgaben waren Kleinstädte und Gemeinden in Ämtern zusammengeschlossen. Diese Strukturen haben sich bis in die 1960er Jahre erhalten. Die Kluft der Lebensverhältnisse zwischen den zahllosen Landgemeinden und Ämtern und den wenigen Groß- und Mittelstädten wurde dadurch immer größer.

In vielen Bundesländern, darunter in Nordrhein-Westfalen (NRW), entstanden Mitte der 1960er Jahre Pläne zu einer Neugliederung der kommunalen Landschaft. Ziel war es, die Leistungsfähigkeit der Kommunen deutlich zu verbessern. Damit wollte NRW gleichwertige Lebensverhältnisse schaffen. Dazu sollten kleine Gemeinden ihre Selbstständigkeit verlieren, Ämter aufgelöst und die kommunalen Grenzen neu zugeschnitten werden. Diese Pläne wurden vielerorts höchst emotional diskutiert. Lokale Politiker*innen fürchteten eine wachsende Distanz zwischen ehrenamtlicher Politik und hauptamtlicher Verwaltung. Viele Bürger*innen sorgten sich um eine immer größere und anonymere Bürokratie. Für sie bedeutete die Gebietsreform einen Identitätsverlust.

50 Jahre Gebietsreform sind Anlass, auf diese Ereignisse und den Verwaltungsalltag damals und heute zu blicken. Die Ausstellung „Von Abwasser bis Zweitwohnsitzsteuer. 50 Jahre Gebietsreform Minden-Lübbecke“ beleuchtet vor allem die Veränderungen für den Alltag der Menschen vor Ort. Sie ist exemplarisch angelegt. Die Gebietsreform wird daher nicht umfänglich und detailliert für jede Kommune verhandelt. Wesentliche Prozesse, Personen und Ereignisse werden aber knapp vorgestellt. In der Präsentation lernen Besucher*innen ausgewählte Aspekte der kommunalen Daseinsvorsorge wie die Themen Abwasser, das standesamtliche Heiraten oder die Zweitwohnsitzsteuer kennen. Die Ausstellung beleuchtet die Geschichte dieser einschneidenden Reform, die unseren Alltag bis in die Gegenwart prägt. Sie will anregen, sich mit diesem Kapitel der jüngsten Vergangenheit intensiver zu befassen. Am Ende der Ausstellung sind die Besucher*innen selbst gefragt: Was erwarten Sie von einer modernen zukunftsfähigen Verwaltung?

Laufzeit:                 Samstag 11. März bis Sonntag 27. August
Öffnungszeiten:    Dienstag bis Sonntag 12 bis 18 Uhr, Sonderöffnungszeiten für Gruppen
Eröffnung:              Samstag 11. März um 16 Uhr, zur Eröffnung ist der Eintritt frei. 

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