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70 Jahre Patenschaft zwischen Minden und Kösliner Bürgern


Auf sieben Jahrzehnte Patenschaft zwischen der Stadt Minden sowie den Bürgerinnen und Bürgern der ehemaligen Stadt Köslin (jetzt Koszalin/Polen) konnten Bürgermeister Michael Jäcke und die Vorsitzende des Vereins, Christiane Djalvand, jetzt bei einem Festakt zurückblicken. „Es ist in den vergangenen 70 Jahren eine Brücke der Freundschaft und des Verstehens geschlagen worden, eine Brücke, die keineswegs durch den Zeitablauf morsch geworden ist, sondern eine Brücke, die aus der Vergangenheit in die Zukunft trägt“, sagte Jäcke vor rund 50 Mitgliedern des Köslin e.V. und Vertretern der Mindener Politik, darunter auch der frühere Bürgermeister und Ehrenbürger, Heinz Röthemeier, sowie weitere Gästen. Im Anschluss wurden Kränze am Köslin-Gedenkstein niedergelegt.

Die Patenschaft zu den Bürgerinnen und Bürgern des früheren Köslins ist die älteste Mindens. Und weil sie erste war, wurden 1955 im wiederaufgebauten historischen Rathaussaal nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg die Wappen von Minden und Köslin aufgehängt. Da bestand die Patenschaft gerade einmal zwei Jahre. Diese wurde am 19. Juni 1953 offiziell durch einen Beschluss des Rates und bei einem ersten Treffen im Juli 1953 in Minden durch eine unterzeichnete Urkunde besiegelt. Die Patenschaft wird seit Jahrzehnten mit Leben gefüllt. Bindeglied und Motor ist der frühere Heimatkreis Köslin – heute „Köslin e.V.“.

Der Verein gibt ein bis zweimal im Jahr den „Köslin-Kurier“ heraus, der sowohl aus der mehr als 700-jährigen Geschichte Köslins als auch über aktuelle Geschehnisse im Zusammenhang mit dem heutigen Koszalin berichtet. Vertreter*innen des Heimatkreises werden aber auch regelmäßig zu Städtepartnerschafts-Terminen sowie festlichen Anlässen in Minden eingeladen. Darüber hinaus gibt es in Minden eine Kösliner Straße, den Köslin-Gedenkstein am Wesertor - gestiftet 1960 von der Stadt Minden, eine Köslin-Eiche in unmittelbarer Nähe des Köslin-Steins und die Kösliner Heimatstube im Mindener Ortsteil Dützen. Dort werden Dokumente und Erinnerungsgegenstände (wie Bücher, Fotos etc.) gesammelt und bewahrt.


Der Festakt, der musikalisch vom Jugendsinfonie-Orchester des Ratsgymnasiums gestaltet wurde, fand im Festsaal des Mutterhauses der Diakonie Stiftung Salem statt. „Mit diesem Raum haben wir einen direkten Bezug zur Gründung des Heimatkreises Köslin, in Zusammenhang mit der Diakonissenanstalt Salem“, so der Bürgermeister weiter. Denn drei Jahre nach den ersten Anfängen für die spätere Patenschaft zwischen Minden und den Kösliner Bürger*innen siedelte 1951 die Diakonissenanstalt Salem-Köslin nach Minden um. Die Schwestern übernahmen seinerzeit die Pflege im Stadt- und Kreiskrankenhaus. Daran erinnerte die jetzige Oberin Andrea Brewitt in ihrem Grußwort.

Sie blickte aber auch auf die ersten Anfänge der wohltätigen Schwestern im früheren Pommern zurück. In Stettin gründete die Schwester und spätere Oberin Thekla von Hünerbein 1868 ein Rettungshaus für verwahrloste, insbesondere elternlose Mädchen. Sie nannte es Salem - das ist das hebräische Wort für Frieden. Schon bald platzte dieses kleine Refugium aus allen Nähten, und bereits 1869 begann man mit dem Bau des Stifts Salem in Stettin. Es war als Kinderhaus geplant, wurde jedoch bereits kurz vor Fertigstellung 1871 als Lazarett für verwundete Franzosen aus dem deutsch-französischen Krieg gebraucht. Die Verlegung des Stifts nach Köslin erfolgte nach einem Beschluss im Kuratorium im Jahr 1912.

Bürgermeister Michael Jäcke erinnerte in seiner Rede an Flucht und Vertreibung mit und nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges sowie an die mühsamen Neuanfänge. „In den Nachkriegsjahren hat unsere Stadt Ihnen einen Ort der Begegnung und der Erinnerung geboten“, so Jäcke an die Mitglieder gerichtet. In Minden liefen und laufen die Fäden der Kösliner*innen zusammen. Die Heimatkreistreffen seien in den 1950er und 1960er Jahren ein Großereignis mit bis zu 1.500 Teilnehmern gewesen. Ging es in den 50er Jahren vorrangig um die Aufrechterhaltung des Zusammengehörigkeitsgefühls untereinander und darum, die Erinnerung an die Heimat zu bewahren, gebe es heute andere Schwerpunkte. Der Charakter der Patenschaft habe sich vor dem Hintergrund offener Grenzen und Freizügigkeit weiter verändert, betonte der Bürgermeister.

Aus allen Teilen der Bundesrepublik Deutschland hatten sich zur Feier des 70 –jährigen Bestehens der Patenschaft erneut frühere Einwohner*innen Köslins und deren Nachkommen auf den Weg nach Minden gemacht. Im Verein „Köslin e.V.“, der seit 2020 aus dem früheren Heimatkreis Köslin und dem Heimatkreis Köslin-Bublitz e. V. besteht, ist mittlerweile die zweite Generation aktiv. Die kommissarische neue Vorsitzende Christiane Djalvand berichtete auch von Besuchen im heutigen Koszalin/Polen, das sich seit 1993 stetig verändert habe. 2017 war sie zum bislang letzten Mal dort.

Mit einem handgefertigten Glasstein, der mit dem Wappen der Stadt Minden graviert ist, bedankte sich Bürgermeister Michael Jäcke für das ehrenamtliche Engagement beim langjährigen Vorsitzenden Konrad Neitzel und seiner Frau Margit. Mit einer Urkunde aus der Hand der Vorsitzenden Christiane Djavland wurde neben Neitzel auch Ernst Dettmann geehrt. Nach der Kanzniederlegung am Köslin-Stein ging es für die Mitglieder des Köslin e. V. zu einer Bustour durch Minden, mit einer Pause am Weserstrand. Zudem wurde die Heimatstube in Dützen besichtigt. Abends hatten der Bürgermeister und die stellvertretenden Bürgermeisterinnen zu einem Essen im Biergarten im „Hotel Bad Minden“ eingeladen. 

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