Bunt sind sie, in ganz vielen Geschmacksrichtungen erhältlich, einfach zu konsumieren und günstiger als Zigaretten: die Rede ist von „Vapes“ – auch Vaporizer genannt -, die seit 2018 auf dem Markt sind. „Vor allem bei Jugendlichen kommen die Einmal-E-Zigaretten gut an und gelten als cool“, weiß Daniela Thoring, Leiterin des Bereiches Jugendarbeit/Jugendschutz bei der Stadt Minden. Ein großes Problem sei, dass die E-Zigaretten auch häufig von Minderjährigen konsumiert würden. Sie dürfen aber nur an Erwachsene verkauft werden.
So harmlos wie sie aussehen und so gut wie sie riechen, wird vor „Vapes“ – nicht nur im Zuge des Jugendschutzes - gewarnt. „Sie enthalten 127 toxische Substanzen und machen bereits nach kurzer Zeit süchtig, weil meist unter anderem Nikotin enthalten ist“, weiß Jessica Hallas, Präventionsfachkraft in der Drogenberatungsstelle des Kreises Minden-Lübbecke. „Vapes“ sind bei längerem Konsum nicht nur gesundheitsschädigend, sondern stellen auch ein Umweltproblem dar. „Oft werden sie nach Gebrauch einfach als Ganzes weggeworfen, obwohl die Akkus getrennt entsorgt werden müssen“, so Karsten Geier, Jugendförderer im Bereich Jugendarbeit/Jugendschutz.
Da auch in Minden festgestellt wurde, dass die Anzahl minderjähriger Konsumentinnen und Konsumenten in den vergangenen Jahren kontinuierlich zugenommen hat, hat der Bereich Jugendarbeit/Jugendschutz in Zusammenarbeit mit der Suchtberatung des Kreises zu Beginn des Jahres eine Kampagne gestartet. „Vapes“ dürfen nämlich nur an Erwachsene verkauft werden, sind aber zunehmend in Händen von Kindern und Jugendlichen sichtbar. Das haben unter anderem Mitarbeitende in Jugendhäusern, Schulsozialarbeiter*innen und auch Fachleute in Beratungsstellen beobachtet beziehungsweise erfahren.
„Es ist der Stadt Minden daher ein großes Anliegen, vermehrt über das Thema und die damit verbundenen Risiken aufzuklären“, stellt Daniela Thoring heraus. Das Jugendamt der Stadt habe in der Kinder- und Jugendarbeit auch einen erzieherischen Auftrag, so Thoring weiter. „Wir wollen junge Menschen befähigen, sich vor schädlichen Einflüssen selbst zu schützen.“ Jugendliche sollen Eigenverantwortung übernehmen und selbst entscheiden, was sie konsumieren wollen. Dazu müssten sie aber mehr über bestimmte Drogen und Suchtmittel wissen. „Ein reines Verbot würde die Probleme nicht lösen“, ist sich die Bereichsleiterin sicher.
Im Rahmen der laufenden Kampagne gab es unter anderem Workshops in weiterführenden Schulen (rund 300 Schüler*innen wurden damit bisher erreicht) und auch eine Veranstaltung mit dem Präventiven Rat „Jumping by Night“ im Mega Bounce. Kioske wurde von Mitarbeitern der Stadt aufgesucht, Plakate aufgehängt und 5.000 kleinformatige Schulferien-Kalender mit Infos verteilt.
In der kommenden Woche lädt der „Präventive Rat“, zu dem der Kreis, die Stadt Minden und weitere Kooperationspartner gehören, zu einem Elternabend ein, der online stattfindet. Unter dem Titel „Die Jugend benebelt“ soll am 12. November von 19 bis 20 Uhr über „Vapes“ allgemein und die Gefahren informiert sowie Problemstellungen behandelt werden. Eltern können auch Fragen stellen.
„Verbote verhindern das Dampfen von E-Zigaretten insgesamt nicht, weil sie eine so hohe Verfügbarkeit haben“, ist sich Mareike Awolin von der Fachstelle für Suchprävention des Kreises sicher. Erwerben kann man die bunten E-Zigaretten zum Beispiel in Supermärkten, Kiosken und Tankstellen. Überall ist der Verkauf an Minderjährige verboten, Ausweise von Jugendlichen sollten daher an der Kasse immer kontrolliert werden. Die Zahl der jungen Konsument*innen habe sich in den vergangenen Jahren mehr als verdoppelt, weiß die Fachstelle des Kreises. Im Umlauf seien auch viele illegale Produkte, die oft deutlich mehr Nikotin und andere giftige Substanzen erhalten, als die zugelassenen, nennt Awolin eine weitere Gefahr.
In einer legal verkauften Einmal-E-Zigarette, an der ca. 600 Mal gezogen werden kann (das entspricht einer Packung Zigaretten), darf maximal 2 ml Nikotin enthalten sein. „Mittlerweile gebe es sogar verbotene, so genannte 10.000er auf dem Markt, wo der Konsum gar nicht mehr selbst kontrolliert werden kann und die Gefahr von Überdosierung besteht “, warnt Karsten Geier. Eine große Rolle in der „erfolgreichen“ Vermarktung spielten auch die Sozialen Medien. Influencer auf Tic Toc- und Instragram-Kanälen werben offen für Vipes und verharmlosen das „Dampfen“. Bekannte Persönlichkeiten haben gar eigene Marken herausgebracht.
„Wir haben mit Schülern der sechsten Klassen in Workshops auch gebrauchte Vapes auseinandergenommen, was viele spannend, aber auch ekelig fanden“, berichtet Karsten Geier. Eine E-Zigarette besteht in der Regel aus einem Verdampfer mit einem batteriebetriebenen Heizelement, einer Kartusche oder einem Depot mit der zu verdampfenden Flüssigkeit (Liquid) sowie einer Batterie. Eine Einmal-E-Zigarette kostet zwischen 7 und 8 Euro.
Was ist gefährlich an „Vapes“? Zum einen das Nikotin, welches schnell süchtig machen kann. Zum anderen aber auch die verschiedene Stoffe im Dampf von Vaporizern, die den Gasaustausch in der Lunge stören, was auf Dauer zu Lungenschäden führen kann. Auch kann das Dampfen Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen. Zudem können Augen und Atemwege gereizt und geschädigt werden. Die Langzeitfolgen sind noch wenig erforscht.
Insgesamt besteht eine Einmal-E-Zigarette aus 15.000 verschiedenen Stoffen, was erst kürzlich ermittelt wurde. „Die Forschung hierzu ist sehr wichtig für uns und unsere Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit“, streicht Jessica Hallas heraus.
Im Mai diesen Jahres haben Lungenärzte in Richtung Gesetzgeber appelliert, dass keine Aromastoffe mehr in den Liquids der E-Zigaretten enthalten sein sollen. Die Hauptbestandteile der Liquids sind Propylenglykol, Glycerin und meist auch Nikotin in unterschiedlichen Mengenverhältnissen. Sie enthalten zudem unterschiedliche Duft- und Aromastoffe. Propylenglykol wird zur Befeuchtung des Tabaks in herkömmlichen Zigaretten verwendet. Im Gespräch ist in Deutschland auch ein komplettes Verbot der „Vapes“, so Mareike Awolin. In einigen Ländern - darunter auch Brasilien und Indien - sind „Vapes“ bereits verboten.
Informationen zum Präventiven Rat:
Der Präventive Rat des Kreises Minden-Lübbecke beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit der Vorbeugung von Sucht und Gewalt sowie der Wahrnehmung des Kinder- und Jugendschutzes im Kreis. Er besteht aus Fachkräften der Jugendämter der Städte Minden, Bad Oeynhausen, Porta Westfalica und des Kreisjugendamtes, des Gesundheitsamtes, der Fachstelle für Suchtprävention des Kreises Minden-Lübbecke, der Fachberatungsstellen Wildwasser Minden und mannigfaltig Minden-Lübbecke e.V., der Regionalen Schulberatungsstelle des Kreises Minden-Lübbecke sowie des Kommissariats Kriminalprävention/Opferschutz und der Schulsozialarbeit im Kreis Minden-Lübbecke. Er gestaltet öffentlich Fachtage, Workshops, Fachvorträge zu Themen Sucht-, Gewalt- und Kinder- und Jugendschutz.
Zusatzinfos:
Seit April 2016 ist es in Deutschland verboten, E-Zigaretten und E-Shishas an Kinder und Jugendliche zu verkaufen. Auch der Konsum elektronischer Zigaretten und Shishas ist den unter 18-Jährigen nicht erlaubt. Das Verkaufs- und Konsumverbot gilt sowohl für nikotinhaltige Liquids als auch für Liquids ohne Nikotin. In Deutschland sind Einweg-Vapes mit mehr als 600 Zügen aufgrund gesetzlicher Vorschriften verboten.
Elektronische Zigaretten und Shishas dürfen nur noch an Erwachsene verkauft werden. Das gilt auch für den Versandhandel. Erwachsene dürfen weder Tabakwaren noch elektronische Zigaretten oder elektronische Shishas an Jugendliche weitergeben. Entsprechend sind Jugendschutzgesetz und Jugendarbeitsschutzgesetz angepasst worden. Ziel ist es landesweit, junge Menschen besser vor gesundheitlichen Gefahren zu schützen.
Auch der Konsum elektronischer Zigaretten und Shishas ist unter 18 Jährigen nicht erlaubt. Das Verkaufs- und Konsumverbot gilt sowohl für nikotinhaltige Liquids als auch für Liquids ohne Nikotin.