Wie das Stadttheater Minden stehen fast alle Veranstaltungsstätten nach der langen Corona-Zeit und angesichts der vielfältigen Krisen vor der großen Aufgabe des Publikumserhalts und der Publikumsrückgewinnung. Genau da haben die Landestheater NRW mit Unterstützung des nordrhein-westfälischen Ministeriums für Kultur und Wissenschaft und in Kooperation mit dem SICP – Software Innovation Campus Paderborn mit einer Besucher*innen-Befragung angesetzt. Unterstützt wurde das Projekt auch vom Kultursekretariat NRW Gütersloh und der INTHEGA – der Interessengemeinschaft der Städte mit Theatergastspielen.
Auch das Stadttheater Minden hat um Hilfestellung zur genaueren Analyse des Theaterpublikums gebeten und eine digitale Publikumsumfrage entwickelt. Ab Mitte Mai 2022 bis Ende Juni 2022 wurde diese Umfrage zur Zufriedenheit und ganz besonders den Wünschen zum Stadttheater im Allgemeinen gestartet.
„Mit unserer Befragung wollten wir eine möglichst breite Bevölkerungsschicht ansprechen. Denn neben den ,treuen' Zuschauer*innen und den Nicht-Besucher*innen haben wir es mit einer weiteren, aktuell sehr relevanten, Gruppe zu tun: den ehemaligen Besucher*innen“, berichtet Intendantin Andrea Krauledat. „Deshalb haben wir die Umfrage so gestaltet, dass sich alle drei Gruppen angesprochen fühlen und sich bei den Fragen wiederfinden. Nach der momentanen Sanierung des Stadttheaters Minden sei dieses ein wichtiger Baustein für die weitere Programm-Planung ab 2023/2024.
"Uns ist wichtig, die Anregungen und Bedarfe unseres Publikums zu erfahren und diese natürlich auch umzusetzen", so Krauledat weiter. Aus diesem Grund wurde das als besonders engagiert bekannte Stadttheater Minden eines der ausgewählten Theater für die Pilotphase in sechs Städten und Gemeinden. "Selbstverständlich war die Umfrage so konzipiert, dass das Stadttheater Minden wie jede andere teilnehmende Kultureinrichtung eine individuelle Auswertung mit den Antworten der Menschen aus der eigenen Stadt und Umgebung erhalten hat.“
Die Fragen gingen von persönlichen Wünschen bis hin zu der eigenen Wahrnehmung von Optik, Service und allgemeinem Komfort. Die Spielplangestaltung, Mobilität, Erreichbarkeit und Preise standen interessierten ebenfalls. Kurz gesagt: Wie zufrieden sind die Menschen mit dem Stadttheater und wie wohl fühlen sie sich in „ihrem Theater“?
Die Umfrage habe, trotz der schwierigen Aufgabe, möglichst viele Menschen auf möglichst vielfältige Weise anzusprechen (digital, persönlich, Rundmails, Aufrufe auf der Homepage und in den Social Media), ihr Ziel "hervorragend" erreicht. Und das, trotz derzeit nicht laufendem Spielbetrieb - aufgrund der aktuellen Sanierungsmaßnahmen. "Wir sind sehr stolz, dass in der Pilotphase des Projekts tatsächlich das Stadttheater Minden trotzdem am meisten Menschen erreichen konnte und auch zum Mitmachen anregen konnte. Wir sind dadurch sozusagen das ,Vorzeigeobjekt' der ersten Publikumsumfrage geworden", so Krauledat. Hier zeigt sich, was für eine große, kulturaffine und engagierte Atmosphäre in Minden und dem Einzugsbereich herrsche.
Insgesamt nahm die Umfrage den Input von rund 400 Menschen im Alter von 19 oder jünger, bis hin zu 79 Jahren und älter auf. Die Auswertung dieser Statistiken ermöglichte es, einen gezielten Blick auf positive Aussagen der Teilnehmenden zu werfen und ebenso auf Aspekte, die die Teilnehmenden zu bemängeln haben und mit denen man das Theatererlebnis für alle langfristig noch weiter verbessern kann.
"Wir freuen uns sehr, dass allgemein eine rundum positive Einstellung gegenüber dem Theaters besteht und sich bei 83 Prozent der Teilnehmenden eine sogar eine sehr hohe Zufriedenheit erkennen ließ", fasst die Theater-Intendantin zusammen. Die Programmauswahl wurde insbesondere besonders gelobt. Viele der kritisch angesprochenen Aspekte werden im Moment bereits durch die laufenden Sanierungsarbeiten des Theaters umgesetzt. Das betreffe unter anderem die klimatischen Verhältnisse im Theaterraum und im Foyer, der zu enge Eingangsbereich, die veralteten Toiletten/Fliesen und mangelnde sanitäre Anlagen für Menschen mit Behinderung.
Ein Aspekt, der in der Umfrage intensiv thematisiert wurde, ist die Barrierefreiheit. Das Team des Theater sei deswegen besonders glücklich über die momentan laufenden entsprechenden baulichen Verbesserungen. Außerdem gebe es durch Fördermittel des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW seit Ende 2021 eine barrierefreie Homepage des Stadttheaters Minden.
Gerade im Punkt der Services wie Pressearbeit, Social Media und Informationsverteilung waren die befragten Zuschauer*innen sehr zufrieden. Der Ticketkauf, das Personal und die Ansprechpartner*innen im Theater wurden insgesamt auch sehr positiv bewertet. Dem Catering im Theatercafé und der Belebung der Gastronomie konnten durch die Umfrage viele Ideen und Denkanstöße gegeben werden, die durch verschiedene Maßnahmen gut umgesetzt werden können. Hierfür werden bereits ganz konkrete Planungen für die Spielzeit 2023/24 diskutiert, aber auch schon für das 1. Halbjahr 2023 zur Wiedereröffnung des Stadttheaters.
Gerade die Kategorie der Umfrage, in der die Teilnehmenden eigene Gedanken und Vorschläge anfügen konnten, sorgte im Theaterteam für eine produktive und intensive Diskussionen. Durch die hohe Teilnahme konnten Tendenzen der Teilnehmer*innen und Vorschläge, sowie gewünschte Maßnahmen besprochen werden. Das helfe, um den Theaterbesuch mittel- und auch langfristig für alle Menschen so angenehm wie möglich zu gestalten, meint Andrea Krauledat.
Ein ganz konkretes Beispiel: Es wurde mehrheitlich gewünscht, dass freitags und samstags die Vorstellungen bereits um 19 Uhr anfangen. Diese Uhrzeit-Änderung werde dann ab der Spielzeit 2023/24 in Abos und Sonderveranstaltungen umgesetzt werden. "Ein Ansporn ist uns, dass noch mehr Eigenproduktionen, Workshops und Einführungen gewünscht werden. Man kann zusammenfassen: Alles, was das Team des Stadttheaters selbst anbietet und damit persönliche Kontakte in Minden und Umgebung forciert und pflegt, ist höchstwillkommen. Auch hier sehen wir es als Bestärkung ,unseren Weg' so engagiert weiterzugehen."
Nicht überraschend sei, dass günstigere Abo- und Theaterpreise gewünscht werden. Außerdem wurde die Parksituation um das Theater bemängelt. Hier werden nach der Wiederöffnung der Rathaus -Tiefgarage und der Tiefgarage unter der Obermarktpassage sicherlich wieder positive Signale kommen. Ferner werden Gespräche über die Beschilderungen geführt, die auch oft kritisiert wurden. Die Idee von Sammeltaxis (wie „Kulturtaxis“ o.ä.) oder Gespräche über eventuell kostenlose Fahrtickets in öffentliche Verkehrsmittelen werden zukünftig auch geführt werden müssen, kündigt Krauledat an.
All dies werde benötigt, um Kultur zu stärken und vor allen Dingen für jeden gut erreichbar und erfahrbar zu machen. Kleinere Veranstaltungen im Theatercafé, wie eine regelmäßige „After Work Party“, Karaoke Partys und eine „Faltenrock – Party“ ab 60 +, werden vom Team zusätzlich angedacht und als regelmäßige Konzepte weiter geschärft werden.
Das Team des Stadttheater bedankt sich herzlich bei all denen, die bei der Umfrage teilgenommen und somit zu diesem wertvollen Meinungsbild beigetragen haben. Wir fühlen uns bestärkt in unserer Arbeit und sehr motiviert, viele neue Ideen und Anregungen umzusetzen. "Nach der Sanierung wird das Stadttheater Minden mit der Wiedereröffnung Anfang 2023 wieder als wichtiger und nicht wegzudenkender kultureller Mittelpunkt der Stadt Minden zur großen Freude und Lebensbereicherung der Besucher*innen beitragen. Wir freuen uns auf alles, was da kommt", so die Theater-Intendantin abschließend.