Tief ins Erdreich und wegen vieler vorhandener Leitungen ganz vorsichtig müssen die beiden großen Bagger graben, die gerade auf der Stiftsallee und im Einmündungsbereich zur Roßbachstraße arbeiten. Hier wird seit Ende Juli der Schmutzwasserkanal erneuert. Die Stiftsallee, wo aktuell das neue Rohr an das vorhandene Abwassernetz angebunden wird, ist noch bis 25. August gesperrt.
„Im Laufe des kommenden Montags kann hier wieder der Verkehr rollen“, kündigt Oliver Voß, Abteilungsleiter Kanalisation – Gewässer bei den Städtischen Betrieben Minden (SBM), an. Kraftfahrzeuge werden bis dahin weiter über den Hessenring und Bayernring, die Hahler Straße und den Petershäger Weg sowie umgekehrt umgeleitet. Ziel der SBM und des beauftragten Unternehmens war es, innerhalb der Sommerferien und der dann meist verkehrsarmen Phase mit der Neuverlegung des Kanalrohres in der Stiftsallee fertig zu werden. Das wird gelingen. Am Mittwoch beginnt die Schule wieder.
„Die Arbeiten kommen sehr gut voran“, ist Voß bei einem Ortstermin mit dem neuen Bereichsleiter für Stadtentwässerung, Michael Böke-Hasselmeier, zufrieden. Es habe allerdings eine Verzögerung von knapp einer Woche gegeben, weil Gas- und Wasserleitungen für die Kanalverlegung im Weg lagen und umgelegt werden musste. Nun stehen die Arbeiten auf der Stiftsallee kurz vor dem Abschluss. Am morgigen Freitag soll hier die Fahrbahn asphaltiert werden. Spätestens am darauffolgenden Montag werden dann die Sperrbaken wieder abgeräumt und danach könne die Straße freigegeben werden.
Die Arbeiten am Schmutzwasserkanal sind damit aber nicht beendet. Sie laufen auch in der Roßbachstraße weiter unter einer Vollsperrung. „Der vorhandene Kanal kann nicht renoviert werden. Er muss durch ein neues Rohr ersetzt werden. Deshalb müssen wir hier und weil es eng ist, in offener Bauweise arbeiten“, erläutert Diplom-Ingenieur Böke-Hasselmeier. Er blickt in eine rund 5 Meter tiefe Baugrube, die zahlreiche Rohre und Kabel kreuzen – Gas, Wasser und Telekommunikation. „All diese Leitungen müssen vorsichtig freigelegt werden“, so der SBM-Bereichsleiter.
Auf einer Strecke von 300 Metern – zwischen der Stiftsallee und der Ziethenstraße - erneuern die Städtischen Betriebe den Kanal in der Roßbachstraße. Dieser befand sich einem schlechten Zustand. Die Rohre seien zum Teil abgesackt gewesen. Das führe zu Ablagerungen von Sand und anderen Feststoffen im Rohr. Außerdem dringe Fremdwasser durch undichte Stellen ein, berichtet Voß. Und: Einen Kanal könne man nicht anheben, wenn dieser nach unten hin „Dellen“ habe, erklärt Böke-Hasselmeier. Eine Sanierung durch Renovation mit einem so genannten „Inlinerverfahren“ sei zwar geprüft worden, aber aufgrund der Schäden schnell vom Tisch gewesen.
Der alte Kanal aus dem Jahr 1964 hat ein sogenanntes „Ei-Profil“ aus Beton (DN 300/450). „So etwas wird zwar noch hergestellt, ist aber von der Verlegung aufwendiger und teurer“, weiß Oliver Voß. Heutzutage würden überwiegend nur noch runde Profile verschiedener Baustoffe verlegt. Die Materialwahl werde immer in der Planungsphase situationsbedingt entschieden. In diesem Fall werden Rohre aus Kunststoff (Polypropylen) verbaut, die leichter, aber dennoch eine hohe Festigkeit besitzen.
Das neue Rohr hat einen Durchmesser von 400 Millimetern. Verlegt wird dieses auf derselben Trasse des alten Kanales um eine jederzeitige Vorflut zu gewährleisten. Gebaut werde in kleinen Abschnitten von 15 Metern, so dass die Anwohner*innen ihre Häuser zumindest fußläufig erreichen können. Die Grundstücke werden mit dem Baufortschritt nach und nach an den neuen Kanal angeschlossen.
Die Maßnahme ist in drei Abschnitte aufgeteilt. Am kommenden Montag beginnt der zweite Abschnitt. Dieser beinhaltet nachfolgend die Tiefbauarbeiten in der Roßbachstraße bis zur Ziethenstraße. Abschließend wird im dritten Bauabschnitt der Schmutzwasserkanal im Ginsterweg auf einer Länge von 65 Metern erneuert. Dabei werden die beiden betroffenen Straßen (Roßbachstraße und Ginsterweg) im Bereich des Baufeldes für eine Dauer von voraussichtlich acht Monaten voll gesperrt. Das Bauende ist für April 2026 vorgesehen. „Wir könnten aber auch früher fertig werden“, meint Oliver Voß.
Aktuell sind die Bagger schon in die Roßbachstraße vorgedrungen. Aufgrund der Tiefenlage und dem dort anstehenden Grundwasser haben die SBM damit gerechnet, dass eine Grundwasserabsenkung erforderlich ist. „Das Grundwasser liegt aber momentan tiefer, so dass wir trocken bauen können“, so Voß. Ein großer Vorteil für die Baumaßnahme, die damit schneller voran kommt.