Wie fühlt es sich an, im Stadtrat mitzureden? Welche Wünsche habe ich für meine Stadt, meine Schule oder meinen Schulweg? Diese und viele weitere Fragen stellten sich die Schülerinnen und Schüler der Hohenstaufenschule im Rahmen des Projekts „KinderRat“, das am 15. und 16. April stattfand. Ziel des Projekts war es, Kinder spielerisch an kommunalpolitische Prozesse heranzuführen und ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre Ideen und Anliegen in einem geschützten Rahmen zu äußern und gemeinsam zu diskutieren. Finanziert wurde das Projekt über die Bildungsplanung der Stadt Minden.
Organisiert wurde das Projekt vom Verein Politik zum Anfassen e.V. aus Hannover. Das Team begleitet deutschlandweit Kinder und Jugendliche bei der spielerischen Auseinandersetzung mit Politik und Demokratie und möchte ihnen Lust machen, sich einzubringen. Und das konnten die Schüler*innen während der Ferienspiele des Ganztags. „Wir waren sofort von der Idee das Thema Demokratiebildung zu vertiefen absolut überzeugt und haben uns sehr gefreut, das Projekt bei uns umzusetzen“, verdeutlicht Britta Koch, Leiterin des Ganztags an der Hohenstaufenschule.
Der Auftakt des Planspiels erfolgte mit einer kindgerechten Einführung in die Kommunalpolitik. Danach erarbeiteten die Schüler*innen in Kleingruppen ihre eigenen Anträge: Themen wie die Gestaltung des Schulhofs, mehr Sicherheit auf dem Schulweg oder ein Schulgarten standen ganz oben auf der Agenda.
Am zweiten Tag des Projekts wurde es dann ernst und zwar mit einer fiktiven Stadtratssitzung, in der die Kinder ihre Anträge selbstbewusst präsentierten und zur Diskussion stellten. Unterstützt wurden sie dabei von den Mitarbeiter*innen des Ganztags und von echten Ratsmitgliedern, die ihnen als Pat*innen zur Seite standen.
Mit dabei waren: Bürgermeister Michael Jäcke (SPD), Peter Kock (SPD), Ulrich Stadtmann (CDU), Efstathia Pappa (Bündnis 90/Die Grünen), Annika Friedrichs (Dezernentin für Bildung, Kreis Minden-Lübbecke), Daniela Thoring (Jugendarbeit/Jugendschutz Stadt Minden) sowie Hannah Fröhlingsdorf (Bildungsplanung Stadt Minden).
Die fiktive Ratssitzung wurde vom Bürgermeister Michael Jäcke geleitet, ganz wie im echten Stadtrat. Die Schülerinnen und Schüler überzeugten mit kreativen Ideen, kritischem Denken und echtem Engagement. Die drei beliebtesten Vorschläge, gemessen an der Zustimmung bei der Abstimmung, zeigen deutlich, was den Kindern besonders am Herzen liegt:
1. Ein Raum zum Entspannen und Spielen
Mit überwältigender Mehrheit wurde der Vorschlag für einen sogenannten „Nintendo-Raum“ angenommen. Auch wenn die Idee einer Spielkonsole später abgeändert wurde, soll der Raum als gemütlicher Rückzugsort dienen, mit Kissen, Decken, Teppichen, Spielen und Büchern. Ein Ort zum Lesen, Ausruhen und Spielen, besonders an Regentagen.
2. Mehr Spielgeräte auf dem Schulhof
Ebenfalls sehr beliebt war der Wunsch nach neuen Spielmöglichkeiten auf dem Schulhof. Gewünscht wurden unter anderem ein Trampolin, ein Affenbaum, eine Rutsche, ein Spielhaus, ein Wassersprinkler, eine Schaukel und eine Kletterwand. Der Plan: mehr Bewegung, mehr Spaß und ein Schulhof, der zum gemeinsamen Spielen einlädt.
3. Ein Schulgarten für alle
Auch ein eigener Schulgarten mit Obstbäumen, Beeten und Büschen fand große Zustimmung. Zwar wurde der ursprünglich geplante Teich gestrichen, doch die Idee bleibt: Die Kinder möchten selbst Gemüse anbauen, Obst ernten und so mehr über Natur, Ernährung und Nachhaltigkeit lernen – ein grünes Klassenzimmer zum Anfassen.
Doch es bleibt nicht beim Planspiel: Die Schule möchte gemeinsam mit den Kindern erste Vorschläge in die Tat umsetzen – etwa den Wunsch nach einem Schulgarten. Auch seitens der Verwaltung wird das Engagement der Kinder ernst genommen: So reagiert der Bereich Jugendarbeit/Jugendschutz auf den Wunsch nach einem Streichelzoo mit einem geplanten Ausflug zu einem solchen.
„Das Projekt zeigt eindrucksvoll, wie politische Bildung und echte Beteiligung Hand in Hand gehen können, und dass junge Stimmen gehört und wertgeschätzt werden“, unterstreicht Hannah Fröhlingsdorf, Bildungskoordinatorin bei der Stadt Minden.
Hintergrund
Das Planspiel „KinderRat“ ist ein Bildungsprojekt des Vereins Politik zum Anfassen e.V., das politische Bildung mit aktiver Jugendbeteiligung kombiniert. Es lässt Kinder in Rollen der Kommunalpolitik schlüpfen, eigene Ideen entwickeln und vermittelt demokratische Prozesse hautnah. Davon profitieren alle: Die Kinder erleben Selbstwirksamkeit, Politiker*innen bekommen Impulse aus der Lebenswelt junger Menschen und Schulen erhalten Unterstützung für einen handlungsorientierten Unterricht.