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Mehr Hitze, mehr Trockenheit und Starkregen: Stadt will mit Klimaanpassungsmaßnahmen darauf reagieren


Mehr heiße Sommer, mehr Trockenheit, Starkregen und Hochwasser. Die Folgen des Klimawandels sind spürbar – auch in Minden. Wie können sich Kommunen an das sich verändernde Klima anpassen? Dieser Frage stellt sich zur Zeit auch die Stadtverwaltung, die ein „Integriertes Klimaanpassungskonzept“ mit Unterstützung eines Fachbüros erstellt. Das Projekt – inklusive der Finanzierung einer Stelle - wird vom Bundesministerium für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages im Rahmen der Richtlinie „Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels“, zu 80 Prozent gefördert. Die Stadtplanung will nun einen Antrag auf eine Anschlussförderung für die Umsetzung ab dem 1. Januar 2026 stellen. 

„Ziel der Stadt ist es, die negativen Auswirkungen des Klimawandels zu minimieren und sich so gut wie möglich an zukünftige Veränderungen anzupassen. Nur so kann eine nachhaltige Zukunft sichergestellt werden. Auch müssen städtebauliche und organisatorische Lösungen gefunden werden, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen und Bevölkerung und die Natur zu schützen“, macht Lars Bursian, Beigeordneter für Städtebau und Feuerschutz, deutlich. Im August 2023 habe die Stadt Minden daher mit der Arbeit an einem Konzept begonnen. 

Maßnahmen zur Klimaanpassung betreffen unterschiedlichste Bereiche - von Gebäuden und Siedlungen über Infrastruktur und Gewerbeareale bis hin zur Land- und Forstwirtschaft. Dazu zählen auch Vorsorgemaßnahmen gegen Hochwasser, Bildung von Hitzeinseln, Wetterextreme sowie die Förderung widerstandsfähiger Pflanzenarten. Bursian verwies im Ausschuss darauf, dass die Stadt bereits seit 2013 ein Klimaschutzkonzept habe - fortgeschrieben im Jahr 2024 - und dabei sei, ein Hochwasserschutzkonzept sowie ein Starkregenrisiko-Leitfaden - die Federführung liegt bei den Städtischen Betrieben Minden - zu erstellen. 

Den Zwischenstand des Klimaanpassungskonzeptes, welches im 3. Quartal abgeschlossen und im Dezember 2025 vom Rat beschlossen werden soll, präsentierte Desirée Heggemeier in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Bauen am 4. Juni. „Eigentlich sei Klimaanpassung ein Thema des Ausschusses für Klimaschutz, Umwelt und Verkehr. Da damit aber in der Zukunft auch städtebauliche Maßnahmen verbunden sein werden, wollen wir das auch in diesem Gremium vorstellen“, führte Malte Wittbecker, Leiter des Bereiches Stadtplanung und Umwelt, in den Tagesordnungspunkt ein. Für das Konzept wurden zunächst viele vorhandene Informationen, Klima- und Geodaten zusammengetragen. Auch die im Frühjahr 2023 beschlossene Stadtstrategie spielte eine wichtige Rolle. 

Von Mitte Dezember 2024 bis Mitte Januar 2025 wurde eine Online-Befragung zur Hitzebelastung durchgeführt. 506 Personen haben teilgenommen. „Eine gute Quote“, wie Malte Wittbecker bewertete. Gefragt wurde unter anderem, wo es Orte mit höherer Hitzebelastung gibt und welche Orte an heißen Tagen Abkühlung bieten. Die Innenstadt sei hier ein „Hotspot“, so Heggemeier zu den Ergebnissen. Aber der dicht besiedelte Stadtbezirk biete auch kühlere Orte wie das Glacis und die Weser sowie der Weserstrand. Die von Bürgerinnen und Bürgern empfundene Hitzebelastung ist im Stadtzentrum am höchsten bewertet, aber auch in Wohnungen, im ÖPNV und in Bildungseinrichtungen heizt es sich an heißen Tagen unangenehm auf. „Das alles sind Erkenntnisse, die bislang in das Konzept eingeflossen sind“, erläutert Heggemeier. 

Das Stadtgebiet Mindens ist 101,12 Quadratkilometer groß. Rund 85.500 Menschen wohnen hier. Die Bestandserfassung zu den Flächennutzungen ergab, dass 58,9 Prozent in Minden Vegetations- und Gewässerflächen sind. Allein 48,1 Prozent sind landwirtschaftlich genutzt, Gewässer machen 3,5 Prozent, Moor, Heide und Sumpf 0,9 Prozent und die Waldflächen nur 6,3 Prozent = 641 Hektar aus. Damit liegt Minden beim Waldanteil unter dem kreis- und landesweiten Durchschnitt. 41,1 Prozent der Flächen sind belegt mit Siedlungen, Industrie- und Gewerbebetrieben, weiteren Gebäuden, Sport- und Freizeitflächen sowie Verkehrsflächen. Dieser Wert liegt über dem kreis- und landesweiten Durchschnitt. Alle versiegelten Flächen wirken bei längeren Hitzeperioden thermisch verstärkend, weil sie die Wärme speichern. 

Die Bestandsanalyse zu der Frage, wie sich das Klima in Zeiträumen von 30 Jahren verändert hat, sei ebenfalls abgeschlossen, so Heggemeier. Es liegen Ergebnisse vor, die zeigen, dass die mittlere Jahrestemperatur in Minden in der Referenzperiode von 1970 bis 2000 bei 9 Grad lag und in der Klimanormalperiode von 1991 bis 2020 bereits bei 9,7 Grad gelegen hat. Von 1971 bis 2000 gab es durchschnittlich 27 Tage im Jahr, in denen es 25 Grad oder wärmer war, 1991 bis 2020 waren es durchschnittlich 35 Tage. „Wenn bezogen auf den CO2-Ausstoß nichts unternommen wird, würde das bedeuten, dass es bis Ende dieses Jahrhunderts durchschnittlich um 3,6 Grad wärmer ist, wie in den Jahren zwischen 1971 und 2000“, erläutert die Klimaanpassungsmanagerin. 2023 sei - als letztes vollständig erfasstes Jahr - bis dato das wärmste und nasseste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen. 

Sechs Handlungsfelder für Minden wurden priorisiert. Das sind: Menschliche Gesundheit, Biologische Vielfalt und Naturschutz, Stadtentwicklung und kommunale Planung, Wasserwirtschaft und Hochwasserschutz, Landwirtschaft sowie Bildung, Information und Netzwerke. Auch wurden 20 Expertengespräche geführt und Fachworkshops mit 70 Beteiligten veranstaltet. Als ein Ergebnis stellte Desirée Heggemeier den Ausschussmitgliedern nun die Betroffenheitsanalyse vor. Die Karten machen deutlich, dass sich die thermische Situation in den dichter besiedelten Bereichen der Stadt bis Mitte des jetzigen Jahrhunderts deutlich verschlechtern wird, wenn nicht gegengesteuert werde.  

Der Fokus liegt auf den „Hotspots“, also auf den Bereichen, in denen es im Sommer besonders heiß werden kann, wo Trockenheit ein Problem ist, wo sich Starkregenereignisse sich besonders auswirken und wo es hochwassergefährdete Bereiche gibt. Hierzu soll als nächster Schritt eine Planungshinweiskarte erstellt werden. Des Weiteren werde eine Gesamtstrategie in der Klimaanpassung für Minden formuliert, ein Maßnahmenkatalog erstellt und festgelegt, mit welchen Mitteln das Konzept kommuniziert werden soll, so Heggemeier zum weiteren Vorgehen. Jüngst wurden beim Frühlingsfest am Jugendhaus „Westside“ auch Kinder und Jugendliche beteiligt. Sie konnten auf einer Karte Pins setzen – wo sie wohnen, wo ihre Lieblingsorte sind und welche Bereiche sie lieber meiden. 

Und die Stadtverwaltung will weiter mit den Bürger*innen ins Gespräch kommen: So wird es im Sommer zwei Klimaspaziergänge geben – am 9. Juli einen Spaziergang in Kooperation mit dem Jugendhaus „Westside“ und später einen in Kooperation mit der Verbraucherzentrale (Termin steht noch nicht fest). Anfang September steht ein Fachgespräch mit der Politik an, in dem den Fraktionen der fertig ausgearbeitete Maßnahmenkatalog vorgestellt wird. Am 15. September lädt die Stadt zu einer Vernissage zum Thema „Wasser“ im Begegnungszentrum Bärenkämpen ein und am 21. September gibt es einen Stand bei der Veranstaltung „Eine Stadt für alle“ an der Weser. In diesem Rahmen wird auch die Abschlussveranstaltung der kreisweiten Klimaanpassungswoche stattfinden. Die Kolleginnen und Kollegen des Bereichs Stadtplanung und Umwelt werden dort unter anderem praktische Tipps rund um das Thema Hochwasservorsorge geben. 

Die Stadt Minden ist bereits in der Klimaanpassung aktiv. So werden gemeinsam mit dem Kreis Minden-Lübbecke im Rahmen der jährlich stattfindenden Klimaanpassungstage verschiedene Informationsangebote zum Thema Klimaanpassung ausgerichtet. In der Planung weit fortgeschritten ist ein Entsiegelungsprojekt in der Oberen Altstadt, wo an einer ehemaligen Schule eine „Klimaoase“ entstehen soll. 2024 wurden zwei Trinkwassersäulen zum kostenlosen Zapfen in der Innenstadt aufgestellt. Es gibt das Förderprogramm KlimaPlus, welches die Dach- und Fassadenbegrünung sowie Entsiegelung fördert. 2023 gab es als ein Projekt daraus die „vertikalen Gärten“ am ZOB. 

Das Glacis ist ebenfalls ein Großprojekt mit Klimaanpassungsmotivation. Auf Instagram geben die Kolleginnen und Kollegen in Videos und Posts immer wieder Tipps für heiße Tage. Seit Jahren betriebene Gewässerrenaturierung (z.B. Bastau, Mühlenbach, Haselbeke) ist ebenfalls ein großes Klimaanpassungsprojekt. Die Städtischen Betriebe haben in den vergangenen Jahren viele Blühstreifen angelegt und tragen damit zur Biodiversitätsförderung zum Beispiel auf Verkehrsflächen bei. 2023 und 2024 gab es Klimafolgenspaziergänge. Der Bereich Umwelt hat weitere Projekte für den Artenschutz und die Biodiversität realisiert wie Nisthilfen am Nordfriedhof, Fledermausstreifen und eine angelegte Streuobstwiese in Kutenhausen. Ein Projekt, das kurz vor der Umsetzung steht, ist die Entsiegelung der Weserpromenade/Schlagde. Darüber hinaus gab es ein Schulgarten Projekt an der PRIMUS-Schule. Und auch die Umgestaltung der Fußgängerzone mit hellem Pflaster, Wasserspiel und Spielgeräten im Schatten war eine Klimaanpassungsmaßnahme.