Pressestelle

Mit Heimatpflege auch die Zukunft gestalten


„Ohne Ihr ehrenamtliches Engagement wäre vieles, was unsere Heimat im Kreis, in den Städten und Gemeinden ausmacht, längst verloren gegangen“, lobte Bürgermeister Michael Jäcke in seinem Grußwort zum Kreisheimattag die wertvolle Arbeit der Ortsheimatpfleger*innen. Und weiter: „Heimatpflege bedeutet nicht nur Rückblick, sondern auch Verantwortung für die Gegenwart und Zukunft. Sie zeigt uns, woher wir kommen. Sie stärkt unser Zusammengehörigkeitsgefühl und sie eröffnet Chancen für ein bewusstes, gemeinschaftliches Gestalten der Heimat von morgen.“ Michael Jäcke hatte zusammen mit Landrat Ali Doğan die Schirmherrschaft für den diesjährigen Kreisheimattag übernommen, der erstmals in Minden stattfand und vom Team der Heimatpfleger*innen in Minden unter der Leitung von Jürgen Sturma organisiert wurde. 

Dass Heimatpflege nicht nur regionale Geschichte bewahrt, sondern auch Zukunftsgestaltung bedeutet, stellte Landrat Doğan in seinem Grußwort heraus. Zum Begriff Heimat zitierte er,  dass nach neueren Untersuchengen Heimat für viele „eher ein Gefühl ist“ und nicht unbedingt mit der Herkunft oder dem Ort, wo jemand lebt, zusammengebracht wird. „Wir stehen zu unserer Heimat und treten für sie ein“, hob Doğan hervor. Er beobachte aber mit Sorge, „dass es einen wachsenden Kreis von Menschen gebe, die sich den Heimatbegriff zu eigen gemacht haben, nicht wirklich dazu stehen und diese Heimat spalten wollen“, was mit einem großen Applaus der Teilnehmer*innen bedacht wurde.

Die Geschäftsführerin des Westfälischen Heimatbundes, Dr. Silke Eilers, strich heraus, dass die Heimatpflege landesweit durch viele Veranstaltungen, Projekte und Aktionen deutlich lebendiger und sichtbarer geworden ist. Die Heimatpflege befinde sich „im Aufbruch“ und sei auch vielfältiger geworden. Ortheimatpfleger*innen bewahren und dokumentieren nicht nur Schützenswertes, sondern sie gestalten auch beweisen Mut und Kreativität. Das sei „gelebte Demokratie“, die eine aktive Mitgestaltung ermögliche. Heimatpflege unterliege keinen festen Statuten, sie sei ungebunden und überparteilich. Die Ausgestaltung findet im Rahmen der kommunalen Selbstverwaltung statt. Zu den Mitgliedern des Westfälischen Heimatbundes gehören ca. 600 Vereine und rund 750 Ortsheimatpfleger*innen, sowie einige Städte und Gemeinden.

Bürgermeister Jäcke berichtete, dass er im April 2024 -  als Zeichen der Wertschätzung - begonnen habe, an die Mindener Ortsheimatpfleger*innen Ernennungsurkunden zu überreichen. Er lobte darüber hinaus die gute Gemeinschaft und die enge Zusammenarbeit mit dem Kulturbüro. Die Aktivitäten in den Mindener Stadtbezirken seien in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen – so gibt es beispielsweise „Schnatgänge“, Vorträge oder auch Führungen; die Ortsheimatpfleger*innen beteiligen sich auch an Stadtteilfesten, regionalen Ereignissen und überregionalen Veranstaltungen wie dem Westfalentag.

Rund 60 Kreis-, Stadt- und Ortsheimatpfleger*innen sowie Vorsitzende von Heimatvereinen im Kreis waren am Samstagvormittag (20. September) im Großen Rathaussaal zusammengekommen. Als gemeinsame Gastgeber begrüßten Stadtheimatpfleger Jürgen Sturma und Bürgermeister Jäcke die Teilnehmenden und Gäste, zu denen auch die Landtagsabgeordnete Christina Weng gehörte. Im Anschluss an die Eröffnung und Grußworten von Bürgermeister, Landrat sowie Dr. Silke Eilers, Geschäftsführerin des Westfälischen Heimatbundes, wurden der langjährige Kreisheimatpfleger Friedrich Klanke und seine drei Stellvertreter, Dieter Lückemeier (Hüllhorst), Dr. Klaus-Peter Schumann (Bad Oeynhausen) und Herbert Wiese (Porta-Westfalica), mit einem großen Dankeschön von Doğan aus dem Amt verabschiedet.

Bereits im Vorfeld der Neuwahlen, die im Turnus von vier Jahren stattfinden, bestand Einigkeit darüber, dass künftig ein Team die Kreisheimatpflege führen soll. Landrat Ali Doğan wurde als Wahlleiter bestimmt. „Doppel- oder auch Teamleitungen haben sich in vielen Fällen bewährt, vor allem wenn jüngere Menschen in einem Ehrenamt mitwirken sollen, die noch im Berufsleben stehen“, wusste Doğan zu berichten, um in den anfangs etwas schleppend verlaufenden Wahlprozess in Schwung zu bringen. Am Ende gab es statt der erwarteten vier sogar sechs Kandidatinnen und Kandidaten, die sich bereit erklärten, das verjüngte Leitungsteam zu bilden. 

Die neuen Kreisheimatpfleger*innen (in der Reihenfolge der Vorstellungen) sind: Tobias Seeger (Gemeindeheimatpfleger in Stemwede), Jessica König (Ortsbürgermeisterin in Petershagen-Friedewalde), Matthias Meckes (Ortsheimatpfleger in Minden-Häverstädt), Andreas Brinkmann (kommissarischer Ortsheimatpfleger in Isenstedt, Stadt Espelkamp) und Claudia Schulte-Bredemeier (Ortsheimatpflegerin in Preußisch-Oldendorf) sowie Dr. Klaus-Peter Schumann (Ortsheimatpfleger in Bad Oeynhausen). Schumann hatte im Vorfeld des Kreisheimattages seine Bereitschaft erklärt und wurde in Abwesenheit wieder gewählt. Mit ihren unterschiedlichen Schwerpunkten Digitalisierung, Transformation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Nachlasspflege und Genealogie sowie bilden die Gewählten „ein sehr kompetentes und auf die Zukunft ausgerichtetes Team“, stellte Doğan nach der Wahl zufrieden fest. 

Von dem neuen Leitungsteam der Kreisheimatpflege wird gemäß den Forderungen der Tagung „Gemeinsam im Mühlenkreis: Heimat pflegen, Zukunft formen“ in Espelkamp am 14. Mai unter anderem ein intensiverer Austausch, Digitalisierung und eine verstärkte Sichtbarkeit der Heimatpflege erwartet. Der neu gewählte Tobias Seeger erklärte sein Programm der drei „E“: „Entlasten“ bedeutet für ihn, gute auch digitale Lösungen zu schaffen, damit Ehrenamt Spaß macht; „Erweitern“ heißt, alle Menschen in einem breiteren Heimatbegriff zusammenfassen, und „Erzählen“ steht für die verstärkte mediale Präsenz und den Austausch. 

Am frühen Nachmittag dann nach der Mittagspause trafen sich die Teilnehmer*innen in Gruppen zu verschiedenen Führungen, Vorträgen und Exkursionen. Die Themen waren von der Stadtheimatpflege in Minden bewusst ausgewählt, um einen anderen Blickwinkel auf die Stadt zu bieten. Stadttheater, Archiv und Museum standen ebenso auf dem Programm, wie eine fokussierte Stadtführung zum frühen 20. Jahrhundert und ein etwas provokanter Vortrag zu den historischen bäuerlichen Trachten des Mindener Landes. Auf den Tischen im Großen Rathaussaal waren verschiedene Gegenstände ausgestellt, deren Funktion oder Herkunft die Teilnehmer erraten sollten. Bemerkenswerte Objekte waren eine kleine Plissiermaschine und ein Glätteknochen, der beim Weben benutzt wurde. 

Mit einem intensiven Austausch und neuen Netzwerken bei Kaffee und Kuchen im Großen Rathaussaal endete der fünfte Kreisheimattag. Dieser wurde durch die Volksbank PLUS Lübbecke+Schnathorst und die Volksbank in Ostwestfalen gesponsert.