Stadtverwaltung

Rathaussanierung: Viele Herausforderungen beim Bauen im Bestand


Die größte Baumaßnahme der städtischen Gebäudewirtschaft seit Jahrzehnten macht Fortschritte. Das konnten die Teilnehmer*innen eines Rundgangs durch die Baustelle in der Innenstadt Ende Juli feststellen. Denn in fast allen Bereichen des komplett unter Denkmalschutz stehenden Rathauskomplexes wird derzeit hörbar und sichtbar gearbeitet. Zum Jahresende soll der im Sommer 2021 begonnene zweite Bauabschnitt im so genannten Deilmannbau (Rathaus-Neubau aus den 1970er Jahren) fertig sein. Im Herbst soll der Konferenzbereich im Erdgeschoss genutzt werden können.

Das hoffen Stadtkämmerer Norbert Kresse, verantwortlicher Vorstand für die Gebäudewirtschaft, der Bereichsleiter der Gebäudewirtschaft, Jörn Schunk, und Projektleiter Michael Graf (Gebäudewirtschaft). Denn die Corona-Pandemie seit Anfang 2020 und seit Februar 2022 auch der Krieg in der Ukraine sowie zahlreiche „Überraschungen“ beim Bauen im Bestand haben zu Umplanungen, Verzögerungen in der Ausführung der Arbeiten, zu Mehraufwand - auch beim Brandschutz - und zu teils erheblichen Materialengpässen geführt. Zudem muss die Denkmalbehörde in der seit 2019 laufenden Sanierungsmaßnahme eng beteiligt werden.

Einige Überraschungen gab es – trotz 180 Bauteilöffnungen vor Beginn der Arbeiten - auch im historischen Gebäudeteil des Rathauses, das seinen Ursprung im 13. Jahrhundert hat. Es wurde im Zweiten Weltkrieg fast komplett zerstört und in den 1950er Jahren wieder errichtet. „In der Zeit musste alles, was durch Bomben zerstört wurde, schnell wieder aufgebaut werden“, erläutert Projektleiter Graf. Schnell heißt auch, dass oft an Baustoffen und hochwertigen Materialien gespart wurde. So erwiesen sich die mutmaßlich massiven Sandsteine in der Außenmauer nur als Verblendungen, was wiederum Planungsänderungen nach sich zog.

„Für alle aufkommenden Probleme gibt und gab es natürlich Lösungen“, erläutert Bereichsleiter Jörn Schunk. Aber das und auch die gesamte Entwicklung im Bausektor hat die Sanierungsarbeiten eben auch verlängert und verteuert. Aus dem ursprünglich angesetzten Kostenrahmen von 34,485 Millionen Euro aus dem Jahr 2016 sind aktuell nun 48,781 Millionen Euro geworden, wobei das Projekt in wesentlichen Teilen (zum Beispiel Hinzunahme Tourist-Information, Ausbau der Mietflächen im Geschäftshaus am Scharn, Umnutzung der Ladenflächen im Erdgeschoss, Einbau einer Heiz-Kühldecke im Ratssaal etc.) auch erweitert worden ist.

„Wir haben momentan auf allen städtischen Baustellen mit Preissteigerungen von zum Teil 20 bis 30 Prozent und mehr bei den Handwerkerleistungen zu kämpfen. Hinzu kommen seit dem Ukraine-Krieg massiv gestiegene Preise für bestimmte Materialien wie Holz, Stahl und auch Putz“, berichtet Stadtkämmerer Norbert Kresse. Er rechnet damit, dass nun im Frühjahr 2024 der gesamte Komplex fertig ist.

Mit Hochdruck wird derzeit im historischen Rathaus am Markt gearbeitet. Hier liegen die Tischler im Endspurt bei dem Schleif- und Versiegelungsarbeiten am Parkett des Großen Rathaussaales. Dieser und auch der Kleine Rathaussaal können erstmals seit Beginn der Bauarbeiten 2019 für das Freischießen ab 11. August wieder genutzt werden. „Bevor aber der Sitzungsbetrieb im Großen Saal aufgenommen werden kann, müssen noch zahlreiche kleinere Restarbeiten erledigt werden“, kündigt Norbert Kresse an. Fertig ist im Altbau auch noch nicht ganz die ehemalige „Tonne“ im Keller, die zu einem attraktiven Sitzungsraum umgebaut wurde sowie der Übergang in den Neubau und der eigentliche Konferenzbereich im Deilmann-Bau.

Eine „Großbaustelle“ ist zurzeit die Bürgerhalle. Hier zieht Mitte 2023 die Minden-Marketing GmbH ein. Die Bürgerhalle ist künftig nicht nur der Haupteingang des Rathauses am Kleinen Domhof mit der zentralen Information für alle Bürger*innen, sondern auch die Anlaufstelle für alle Tourist*innen und Gäste der Stadt. Sie wird „die Visitenkarte Mindens“, so Kresse. Hier sollen nach der umfassenden Sanierung moderne Eichenmöbel, Info-Inseln, ein großes, interaktives Stadtmodell, eine Kulturzeile, eine digitales Poster-Leinwand, Treppen-Sitzmodule sowie Aufenthaltsbereiche mit Lademöglichkeiten für mobile Geräte einziehen.

Der Architekt des Rathaus-Neubaus aus den 1970er Jahren, Harald Deilmann, wollte mit der Bürgerhalle einen fließenden Übergang von außen nach innen schaffen, so Kresse. Diese Idee findet sich unter anderem in der fortgeführten Pflasterung vom Kleinen Domhof in die Bürgerhalle wieder. In der erweiterten Planung ist vorgesehen, die Idee von Deilmann weiterzuführen und zum Beispiel die Möblierung außen an die Möblierung innen anzupassen. Hierfür und für die Gestaltung des Innenhofes will die Stadt Minden möglichst auch Städtebaufördermittel beantragen, so Kresse.

Der Rundgang Ende Juli führte auch durch die bereits fertigen Bereiche des Rathaus-Komplexes. Dazu gehören das neue Gebäude am Scharn, wo auf drei Etagen über der Drogerie Müller 47 moderne Büroräume - davon 35 Büros, 1 Sitzungsraum und sonstige Räumen wie Teamablagen, Teeküchen und ähnliches - entstanden sind, sowie das 2. und 3. Obergeschoss im Deilmann-Bau und das 4. Obergeschoss im Altbau, wo sich künftig die Fraktionszimmer und einige Sitzungsräume befinden.

Nach Fertigstellung des zweiten Bauabschnittes werden das Jugendamt, das Standesamt, die Ordnungsbehörde, die Bauordnung, die Stadtplanung, Vermessung und Geoservice, Umwelt, Verkehr, die Kämmerei mit der Steuerabteilung und der Finanzbuchhaltung sowie Teile des Bereiches Soziales im Rathaus-Komplex untergebracht sein. Das seit 1. April 2017 interimsmäßig angemietete Regierungsgebäude am Weserglacis ist seit Ende Juli 2022 freigezogen. Umgezogen sind aktuell das Jugendamt und der Bereich Vermessung und Geoservice (beide in den Deilmann-Bau), das Standesamt in die angemieteten Flächen an der Lindenstraße 36 sowie der Bereich Personal und Organisation (in das angemietete Gebäude am Marienglacis 9).

Auch auf den ehemaligen Geschäftsflächen im Erdgeschoss wird weiter intensiv gearbeitet. Neben dem Konferenzbereich werden hier künftig barrierefrei erreichbar sein: das Kulturbüro, das Sportbüro und Teile des Jugendamtes. Eine aktuelle Übersicht über alle Dienststellen und wo sie zu finden sind, gibt es hier: https://www.minden.de/rathaus-service-zukunft/organisation-recht-und-finanzen/ihr-besuch-im-rathaus/

Fast fertig ist auch die jetzt hell und freundlich gestaltete Rathaus-Tiefgarage, die ebenfalls kommende Woche für das Königsschießen genutzt werden kann, sowie die installierte Photovoltaikanlage auf dem Flachdach des Neubaus. Sie wird in Kürze selbstgewonnenen Strom für das Rathaus liefern. Für die Sanierung der Fassade der alten Regierung am Großen Domhof aus dem 15./16. Jahrhundert bewilligte der Bund Fördermittel in Höhe von 600.000 Euro aus dem Programm „Nationale Projekte des Städtebaus“.

Die Stadt und ihre Bürger*innen bekommen, wenn alles fertig ist, ein „nahezu neuwertiges Rathaus mit modernen Arbeitsplätzen“, so Kresse. Zur aufwändigen Sanierung im Bestand gab es keine Alternative, macht der Stadtkämmerer deutlich. Wenn der Deilmann-Bau fertig ist, geht es im dritten Bauabschnitt an die Sanierung des alten Regierungsgebäudes (Großer Domhof 1), des Stadthauses (Großer Domhof 2) und den Trakt der ehemaligen Deutschen Bank (Großer Domhof 3). Danach wird die Sparkasse Minden-Lübbecke noch das von der Stadt angemietete Gebäude Kleiner Domhof 6 und 8 grundlegend modernisieren.

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