Mindener Museum

Objekt im Fokus in den Monaten Juli und August


Das Objekt im Fokus der Monate Juli und August ist die Druckplatte der Kaltnadelradierung „Aus Andalusien“ von Otto Quante. Otto Quante wurde 1875 in Minden geboren und machte hier sein Abitur, bevor er Minden für ein Medizinstudium verließ. Anlässlich seines 75. Todestags zeigt das Mindener Museum aktuell unter dem Titel „Otto Quante (1875-1947) Maler und Radierer – Eine Bestandsaufnahme“ eine Werkschau des Künstlers.

Otto Quante promovierte und praktizierte einige Jahre als Augenarzt, bevor er sich vermutlich um das Jahr 1905 dazu entschloss, seinen Beruf aufzugeben und sich verschiedenen Kunststudien zu widmen. Seine bevorzugte künstlerische Technik war dabei die Kaltnadelradierung, bei der im Unterschied zur Radierung unmittelbar mit der Druckplatte gearbeitet wird. Beide Techniken gehören zum Tiefdruck; im Unterschied zum Hochdruck, zu dem zum Beispiel der Holzschnitt zählt.

Bei der Radierung wird eine polierte und entfettete Kupferplatte mit einer säurefesten Schicht, dem Ätzgrund überzogen. Mit einer Radiernadel wird das Motiv auf die Platte gezeichnet. Der Ätzgrund setzt der Nadel dabei so wenig Widerstand entgegen, dass der Radierer ähnlich frei zeichnen kann wie mit der Feder auf Papier. Die Nadel ritzt nur den Ätzgrund und legt das Kupfer frei, ohne es zu beschädigen. Anschließend wird die Platte in ein Säurebad getaucht. Geätzt werden nur die freigelegten Linien, die von der Säure ungehindert angegriffen werden können. Auf die vom Ätzgrund gereinigte Platte wird Druckerschwärze aufgetragen. Die Platte wird anschließend reingewischt, sodass die Farbe nur in den geätzten Vertiefungen verbleibt. Die nun druckfertige Platte wird auf einen Presstisch gelegt, auf dem mit hohem Druck das zuvor angefeuchtete Papier die Druckerschwärze aus den geätzten Rillen aufnimmt.

Die seit dem 17. Jh. gebräuchliche Kaltnadelradierung erhielt ihren Namen im Unterschied zum chemischen Ätzvorgang, bei dem sich Wärme entwickelt. Mit einer Diamant- oder Stahlspitze wird mit Druck und Kraftaufwand mechanisch die Plattenoberfläche vertieft. Dies geschieht ohne Materialverlust, da beim Ritzen des Metalls ein aufgeworfener Grat entsteht. Der Linienausdruck der Kaltnadelradierung ist samtig, malerisch, weil die meiste Farbe bei der Kaltnadel nicht in der aufgerissenen Furche hängt, sondern am aufgeworfenen Grat. Da der Kaltnadelgrad nicht sehr widerstandsfähig ist und beim Druck rasch verpresst wird, sind im Durchschnitt nur bis zu 30 gute Abzüge von der Platte möglich.

Im museumspädagogischen Programm „Wie gedruckt! Das Mindener Museum wird zur Druckwerkstatt“ können Schüler*innen von weiterführenden Schulen die Technik der Kaltnadelradierung im Mindener Museum kennenlernen. (Weitere Informationen zur museumspädagogischen Sonderaktion finden Sie auf der Homepage des Mindener Museums.)

Ein Abdruck der hier gezeigten Druckplatte befindet sich in der Sammlung des Mindener Museums. Es handelt sich dabei um den eigenhändigen Probedruck des Künstlers. Die Radierung wurde 1968 von Otto Quantes Schwester Margarete Breidthardt durch das Mindener Museum angekauft.

Das Mindener Museum bewahrt circa 350 Radierungen, 88 Zeichnungen, 17 Ölgemälde und einige Druckplatten und Bücher auf. In der jetzigen Ausstellung sind über 100 Arbeiten von Otto Quante zu sehen.


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