Sie sind da, wenn es brennt, Menschen in Notlagen geraten oder es Schäden nach Extremwetterereignissen gibt: die rund 350 aktiven Frauen und Männer der Freiwilligen Feuerwehr in Minden. Die elf Einheiten unterstützen mit 350 Kräften die Kolleginnen und Kollegen der Berufsfeuerwehr jährlich bei diversen Einsätzen; ca. 1.000 gab es allein in 2024. Der Nachwuchs wird in der Jugendfeuerwehr ausgebildet (derzeit ca. 100 Mitglieder) und die Sechs- bis Zehn-Jährigen sind in der Kinderfeuerwehr organisiert. Hier lernen die 82 Grundschüler*innen zum Beispiel wie man einen Notruf richtig absetzt, wie man sich im Straßenverkehr richtig verhält und was die Grundlagen der Ersten Hilfe sind.
Von den gut ausgebildeten, erwachsenen Ehrenamtlichen im Alter von 18 bis 65 Jahren bringen viele ganz bewusst „einen beträchtlichen Teil ihrer Freizeit“ für die Einsätze, die Übungen und die weitere Fortbildung auf. Das weiß der Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr, Jürgen Stockmann, nur zu genau. Denn er hat gleich mehrere Funktionen inne. Wie er „brennen“ die Feuerwehrfrauen und -männer für dieses Ehrenamt. Dieses „Feuer“ wollen sie gerne auf interessierte Mindener*innen übertragen.
Sie, die aktiven Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr, stehen denn auch im Mittelpunkt der jetzt angelaufenen Kampagne „Finde Dein Feuer“. Diese wurde am vergangenen Donnerstag (15. Mai) im Ausschuss für Bürgerdienste, Sicherheit und Feuerschutz der Öffentlichkeit vorgestellt. An 30 Bushaltestellen, Info-Säulen, Bauzäunen und in den sozialen Netzen soll ein Feuer bei denjenigen „entfacht“ werden, die sich bislang nicht unbedingt oder nur am Rande für die Aufgaben der Feuerwehr interessiert haben, nennt der Leiter der Feuerwehr Minden, Tim Upheber, das vorrangige Ziel der Kampagne.
Er, so Upheber, freue sich sehr, dass die Kampagne mit den von der Politik im Haushalt bereitgestellten Mitteln nun umgesetzt werde könne. Im Zuge der Beteiligung für den neuen Brandschutzbedarfsplanes sei mehr Mitgliederwerbung ein großer Wunsch aller, so Upheber. Mit der Kampagne sollen nicht nur neue Mitglieder geworben werden, sondern auch vorhandene enger an die Feuerwehr gebunden werden.
Das Besondere an dem Projekt: Ehrenamtliche aus Minden geben einen echten Einblick in ihre aktive Arbeit in der Freiwilligen Feuerwehr und machen sichtbar, warum es für sie das schönste Hobby der Welt - oder besser „die schönste Ehrensache“ - ist. Unter dem Motto „Finde Dein Feuer“ zeigt die Feuerwehr Minden, wie vielfältig das wichtige Ehrenamt ist und dass es für jede*n die passende Aufgabe gibt. „Interessierte sollen mit verschiedenen Motiven angesprochen werden und jede/r ihr/sein eigenes Feuer finden“, ergänzt Martin Ruhe, stellvertretender Leiter der Feuerwehr Minden. „Wir suchen für die Jugendfeuerwehr und natürlich für den aktiven Dienst.“
350 aktive Mitglieder sei zwar eine „stattliche Zahl“, aber im Vergleich zu ähnlich großen Städten ist die Quote mit 0,5 bis 0,6 Prozent Anteil an der Bevölkerung vergleichsweise niedrig. „Bundesweit sind etwa 1,5 Prozent der Bevölkerung im Brandschutz tätig“, nennt Stephan Lüker (Koordinator Öffentlichkeitsarbeit) eine Zahl. So habe die benachbarte Stadt Porta Westfalica ebenfalls 350 ehrenamtliche Mitglieder – bei deutlich weniger Einwohner*innen. In Minden gibt es beispielweise zahlreiche Industrie- und Gewerbebetriebe, höhere Gebäude, Wasserstraßen, mehr bedeutende Bundes- und Landesstraßen sowie eben rund 85.000 Einwohner*innen.
Vor dem Hintergrund bemüht sich die Feuerwehr Minden aktuell um zusätzliches Personal. Früher konnte das Interesse über Familienmitglieder oder Freunde schneller geweckt werden, weiß Lüker. Heute funktioniere das so nicht mehr. So würde nun über verschiedene Kanäle und vor allem über Social Media versucht, neue Mitglieder zu gewinnen. „Auf einer neu gestalteten Website für die Freiwillige Feuerwehr unter www.minden.de/freiwillige-feuerwehr werden die vielfältigen Aufgaben gezeigt und wichtige Fragen beantwortet“, ergänzt Lena Arendmeyer, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Minden.
Angesprochen werden sollen junge und auch Menschen mittleren Alters. Adressaten sind gleichberechtigt sowohl Mädchen und Jungen als auch Frauen und Männer. Bewusst kommen auch mehrere weibliche Mitglieder zum Tragen. Das Besondere an der Mindener Kampagne ist, dass sie persönlich sei, mit eigenen Feuerwehrleuten und deren Begeisterung werbe, so Martin Ruhe. Das Interesse mitzumachen, sei nach einem Aufruf bei der Mitgliederversammlung sofort sehr groß gewesen, berichtet Jürgen Stockmann in einem Pressegespräch. 35 Mindener Feuerwehrleute aus der Einsatzabteilung und der Jugendfeuerwehr sind fotografiert worden und werden nun in der ganzen Stadt zu sehen sein.
Das Motto der Kampagne „Finde Dein Feuer" wurde mit Unterstützung der beauftragten Agentur Pahl Creative Content entwickelt. „In jedem Menschen kann ein Feuer, für das er oder sie brennt, gefunden werden“, ist Stephan Lüker überzeugt. In Minden gibt es zwar eine Berufsfeuerwehr, diese sei aber auf die Unterstützung durch die Freiwilligen angewiesen. Die Ehrenamtlichen besetzen zum Beispiel die Feuerwache, um für weitere Notfälle einsatzbereit zu sein, wenn die Berufsfeuerwehr ausrückt. In den Ortschaften sind sie bei Bränden oder Unfällen oft als Erste vor Ort. Bei Hochwasser oder Stürmen geht ohnehin nichts ohne sie.
„Unsere Frauen und Männer sind professionell ausgebildet und arbeiten mit den hauptamtlichen Kollegen auf Augenhöhe“, stellt Stockmann heraus, der mit der derzeitigen Zahl an Aktiven durchaus zufrieden ist. „Aber mit mehr freiwilligen Kräften könnten die Einheiten gestärkt und die viele Arbeit auf noch mehr Schultern verteilt werden.“ Und wer sich nicht direkt der Gefahr aussetzen will hat andere Möglichkeiten sich zu engagieren – beispielsweise als Betreuer*in bei der Jugend- oder Kinderfeuerwehr, in der Ausbildung, im Küchenteam oder auch im Musikzug.