Die Unterstützung von wohnungslosen, von Wohnungslosigkeit bedrohten oder anderweitig hilfesuchenden Frauen in prekären Lebensumständen in Minden wird mit einem Unterstützungsprojekt ab diesem Herbst deutlich verbessert. Das berichtete die Leiterin des Bereiches Soziales, Ruth Georgowitsch, in der Sitzung des Sozialausschusses am 20. September. Das erweiterte Angebot für diesen Personenkreis geht auf einen Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Rat am 9. Februar 2023 zurück. Diese hatte im Rahmen der Haushaltsberatungen angeregt, dass in den Jahren 2023 und 2024 75.000 Euro im Haushalt für ergänzende Hilfen bereitgestellt werden. Das wurde so mehrheitlich beschlossen.
Der Bereich Soziales der Stadt Minden hat – gemäß eines Auftrages aus dem Sozialausschuss im März 2023 – eine Ausschreibung veranlasst. Der Sozialdienst katholischer Frauen e.V. (SkF) und der Verein „Hilfe für Menschen in Krisensituationen e.V.“ - auch bekannt als „hexenhaus Espelkamp“ - haben zusammen ein Angebot abgegeben. Die Verträge wurden nun mit den beiden Trägern geschlossen. Seit Anfang September beziehungsweise ab Mitte Oktober sind die beiden Halbtagsstellen besetzt.
Der Sozialdienst katholischer Frauen hat neben der Schwangerschaftsberatung durch sein Angebot „Betreutes Wohnen nach § 67 für Frauen in besonderen sozialen Schwierigkeiten“ Erfahrung mit dem Personenkreis. Das „hexenhaus Espelkamp“ betreibt das dortige Frauenhaus und bedient die kreisweit agierende Frauenberatungsstelle sowie eine Frauenberatungsstelle in der Obermarktstraße in Minden. Die Frauenberatungsstelle in Espelkamp ist zudem für die proaktive Beratung nach Wegweisung § 34a PolG NRW zuständig und berät vor diesem Hintergrund Frauen, die von Gewalt betroffen und sich in prekären Lebenssituationen befinden.
Beide Träger verfügen in der Oberen Altstadt über Beratungsräume und haben bereits erste Kooperationsgespräche mit weiteren Trägern (Quartiersmanagement und Lokaler Aktionsplan - LAP) geführt.
„Es ist allen wichtig, eine gute Vernetzung zur Vermeidung von Doppelstrukturen hinzubekommen“, so Susanne Leimbach, Geschäftsführerin des SkF. Offene Angebote werden zeitlich abgestimmt und speziell für Frauen ab November angeboten. Angedacht ist, einen Tag lang die Wärmestube speziell für Frauen zu öffnen und auch das offene Wohnzimmer (Lila Gold) in den Räumen des LAP am Freitagvormittag für Frauen öffnen. Weitere Aktionen rund um das Thema „sichere Orte für Frauen“ sind in Planung.
Der Sozialausschuss hatte sich im März 2023 mit Möglichkeiten für eine Verbesserung der Unterstützung dieses Personenkreises befasst und auch beschlossen, dass im Sommer 2024 eine Evaluation stattfinden soll, um zu prüfen, ob die Maßnahme ab 2025 fortgeführt werden kann oder soll.
Das neu geschaffene Angebot, soll eine niederschwellige sozialpädagogische Unterstützung von wohnungslosen, von Wohnungslosigkeit bedrohten und anderweitig hilfesuchenden Frauen in prekären Lebensumständen darstellen, so der Bereich Soziales. Wohnungslosigkeit liege vor, wenn Menschen über keinen mietvertraglich abgesicherten Wohnraum verfügen und zum Beispiel auf ordnungs- oder sozialrechtlicher Grundlage in einer städtischen Unterkunft leben.
„Wohnungslose Frauen oder von Wohnungslosigkeit bedrohte Frauen nehmen zwar tendenziell früher als Männer institutionelle Unterstützungsleistungen in Anspruch, jedoch gebe es auch eine höhere verdeckte beziehungsweise unsichtbare Wohnungslosigkeit von Frauen“, so Bereichsleiterin Ruth Georgowitsch. Um ein Dach über den Kopf zu haben, würden neben wechselnden Schlafmöglichkeiten bei Verwandten und Freunden auch Zweckpartnerschaften, häufig verbunden mit (sexualisierter) Gewalt, eingegangen. Es entstünden so psychische und physische Abhängigkeiten, weiß die stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte Silke Williams, die im März dem Ausschuss dazu berichtete.
Aufgrund der kontinuierlichen Zunahme von alleinstehenden und alleinerziehenden Frauen in der Wohnungslosenhilfe hat die Stadt Minden bereits ihr Unterbringungsangebot erweitert. Die Stadt Minden verfügt über vier Unterkünfte zur Unterbringung. Davon werden eine Unterkunft mit acht Plätzen für Frauen und zwei Unterkünfte mit insgesamt 18 Wohneinheiten für Frauen und Familien vorgehalten. Bei der vierten Unterkunft handelt es sich um eine Männerunterkunft.
In der Stadt Minden besteht ein vielseitiges Beratungsangebot für wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohter Personen und es gibt auch spezielle Angebote für Frauen. Das neue Unterstützungsprojekt soll sich in die vorhandenen Strukturen einfügen und diese ergänzen.
Neben der aufsuchenden Sozialarbeit, zum Beispiel in den städtischen Obdachlosenunterkünften, im eigenen Wohnumfeld und in Wärmestuben/Ausgabestellen für Mittagessen, soll eine offene stationäre Beratung im Innenstadtbereich angeboten werden. Denkbar ist zudem auch, dass in einem zeitlich definierten Umfang ein Aufsuchen und Ansprechen an öffentlichen Plätzen und Brennpunkten in der Innenstadt erfolgt.