Das Objekt im Fokus in den Monaten Juli und August ist ein Feldsprecher aus den 1940er Jahren. Er gehört zu einem Konvolut von Fernmeldetechnik aus der Sammlung des Mindener Museums zum Deutschen Roten Kreuz (DRK). Sie wurde dem Mindener Museum 2012 als Schenkung des DRK Ortvereins Minden übergeben.
Der Korpus des Fernsprechers besteht aus Bakelit. Mit der zentralen KurbeI wurde der elektrische Generator in Gang gebracht. Das Kurbeln führte während eines Gespräches zu einer Störung. Mit der Kurbel konnte auch ein spezifischer Morsecode übertragen werden. Da bei einem Anruf alle angeschlossenen Fernsprecher läuteten, konnte man über den Code so einen bestimmten Teilnehmer ansteuern. Gestartet wurde der Anruf über den rechten schwarzen Knopf. Er trägt die Aufschrift „Press for Buzzer Call“ („Drücke für Summeranruf“). Wichtig ist auch der Hinweis „Replace Handset when finished and ring off“ („Legen Sie den Hörer wieder auf, wenn Sie fertig sind, und klingeln Sie aus“) unterhalb des Hörers. Bei einem nicht aufgelegten Hörer konnten die mitangeschlossenen Fernsprecher weiter abgehört werden. Der Telefonhörer und die linke Seite des Geräts wurden in weißer Farbe mit der Ziffern 04 gekennzeichnet. Der genaue Zweck ist unbekannt. Wahrscheinlich konnte der Fernsprecher so jedoch einer spezifischen Einsatzstelle zugewiesen werden. Zentral neben dem Hörer ist die Modelnummer des Fernsprechers „Telephone Set „F“ MK. II“ eingeprägt.
Das Objekt gehörte dem Ortsverein des DRK in Minden. Dieser hat seine Wurzeln im 1867 gegründeten Vaterländischen Frauenverein und in der zum Kriegerverein gehörenden Sanitätskolonne von 1885/89. Die Rote-Kreuz-Bewegung geht auf den Geschäftsmann und Humanisten Henry Dunant (1828-1910) zurück. Dunant wurde Zeuge der Schlacht von Solferino (1859). Hier wurden 38.000 Verwundete und tote Soldaten zurückgelassen. Dunant kümmerte sich mit einigen Freiwilligen um die Verwundeten. Sie behandelten dabei alle Soldaten gleich. Diese Unparteilichkeit wurde zu einem Grundsatz des Internationalen Roten-Kreuzes.
Die englische Beschriftung und die spezifische Typnummer des Fernsprechers belegen, dass er in den 1940er Jahren für das britische Militär hergestellt wurde. Es ist unwahrscheinlich, dass das DRK schon während des Zweiten Weltkriegs einen britischen Feldsprecher verwendete. Wahrscheinlicher ist es, dass das Gerät erst nach Kriegsende genutzt wurde, als Minden zur britischen Besatzungszone gehörte. Bei dem Gerät könnte es sich deshalb um nicht mehr benötigtes Material der britischen Armee gehandelt haben. Dieses könnte entweder zurückgelassen oder dem DRK direkt überlassen worden sein.
In der DRK-Sammlung des Mindener Museums existieren daneben noch weitere Fernsprecher und ein Schaltschrank. Die unterschiedlichen Fabrikate lassen sich weitgehend der deutschen Wehrmacht zuordnen. An eines der Geräte wurde allerdings ein Telefonhörer mit einem englischsprachig beschrifteten Knopf angeschlossen. Dies spricht dafür, dass nach dem Krieg funktionsfähige Geräte weiter genutzt und repariert wurden.
Auch heute noch werden alte Fernsprecher genutzt. Beispielsweise greifen Fernmeldedienste (Fachdienst des Katastrophenschutzes) auf alte Feldtelefone zurück, weil diese in einer Notlage eine schnelle und zuverlässige Kommunikation gewährleisten können.