Warum eine Stadtstrategie?

Präambel der Stadtstrategie Minden 2032

    Link kopieren

    • Quo vadis Minden 

      Attraktives Wohnen im Grünen, gute Bildungsmöglichkeiten, eine starke Wirtschaft und ein großes bürgerschaftliches und unternehmerisches Engagement sprechen ebenso für unsere Stadt wie unsere charmante historische Innenstadt und die reizvolle Lage an der Weser. In der Region übernehmen wir als Kreisstadt und Mittelzentrum eine Schlüsselrolle. Minden ist der Fixpunkt in der Außenwahrnehmung des Kreises und des nördlichen Ostwestfalens. Innerhalb der Region gehen viele Entwicklungen und Neuerungen von hier aus. Diese gute Ausgangslage bringt die Verantwortung mit sich, unsere Pluspunkte zu erhalten und fortzuentwickeln: gegenüber der Region, insbesondere aber gegenüber den Menschen in allen Stadtbezirken und Quartieren Mindens selbst.

      Tatsächlich ist es nicht selbstverständlich, dass das, was wir an Minden schätzen und lieben, morgen und übermorgen noch Bestand hat. Wir erleben eine Zeit schnellen Wandels in vielen Bereichen des Lebens. Darauf müssen wir als Stadtgesellschaft umsichtig reagieren und klug entscheiden, welche Wege wir Richtung Zukunft einschlagen.

      Der Klimawandel und die ökologische Krise sind zwei der Entwicklungen, die bei uns auf lokaler Ebene einen besonders hohen Veränderungs- und Anpassungsbedarf erzeugen. In den kommenden Jahren werden mehr Extremwetterlagen erwartet, die zu erheblichen Schäden führen können. Die Sicherung der Artenvielfalt wird uns fordern.

      Unser Gemeinwesen steht immer wieder vor neuen Herausforderungen. Das soziale und politische Auseinanderdriften der Gesellschaft, Egoismen, steigende Anforderungen bei der Inklusion und konstante Erfordernisse für gelungene Integration erzeugen in diesem Feld die Notwendigkeit zu handeln. Dies gilt ebenso für die Vermeidung von räumlicher Ausgrenzung und die Verminderung von Bildungsbenachteiligungen und Armut. Damit werden Themen wie die Chancengerechtigkeit und Teilhabe, also das Eingebundensein aller Bevölkerungsgruppen, immer wichtiger. Zugleich geraten soziale Errungenschaften wie das Ehrenamt unter Druck. Hier werden wir als Stadtgesellschaft Lösungen finden und umsetzen müssen.

      Der demografische Wandel wird insbesondere den Gesundheitssektor durch die große Zahl der Älteren – gerade der Hochbetagten – stark beanspruchen. Die alternde Gesellschaft verstärkt das Ungleichgewicht zwischen Arbeitenden und Ruheständler*innen und gefährdet so den Generationenvertrag. Wir werden einen neuen Vertrag der Generationen benötigen, ebenso wie praktikable Lösungen bei der Zuwanderung.

      Unsere lokale Wirtschaft spürt die Internationalisierung, die hohen Innovationsraten sowie immer kürzere Marktzyklen. Sie ist gut aufgestellt, benötigt aber angesichts der Dynamik die besten „Köpfe“, die sich in Minden zuhause fühlen. Der Erhalt der örtlichen Wirtschaftskraft ist für uns alle in Minden essenziell, um Wohlstand und mit den Einnahmen finanzielle Spielräume für die Entwicklung der Stadt zu sichern.

      Die Wirtschaftsbetriebe unserer Innenstadt sind hervorzuheben, den die Einzelhandelsunternehmen, die Gastronomie und die dort ansässigen Dienstleister*innen sind besonderen Dynamiken unterworfen. Hier ist die rasante Entwicklung des Online-Angebots der Treiber für den Strukturwandel. Er wird zu einem veränderten Gesicht unserer Innenstadt führen. Der eingeschlagene Veränderungsprozess hin zu einem vielfältigen, vitalen Stadtmittelpunkt muss durch uns weiterhin aktiv begleitet werden.

      Die Digitalisierung wird auch darüber hinaus das Leben und Arbeiten maßgeblich beeinflussen. Die Durchdringung aller Lebensbereiche durch Technologie und IT vollzieht sich in einem atemberaubenden Tempo und stellt uns alle vor neue Herausforderungen – vom Umgang mit technologischen Neuerungen bis hin zum wichtigen Schutz der persönlichen Daten.

      Zugleich bietet die Zukunft viele Chancen, die wir zum Wohl unserer Stadt ergreifen können und müssen. Mit Blick auf eine aktive Zukunftsgestaltung sind positive Szenarien durchzuspielen, um neu entstehende Ansatzpunkte für Minden zu nutzen. Die neuen Technologien sind beispielsweise eine Möglichkeit zur Einbeziehung und Teilhabe von Menschen. Soziale und medizinische Hilfesysteme lassen sich so organisieren, ebenso wie der Dialog und die Vernetzung der Gesellschaft. Neue Arbeitsfelder und Berufe entstehen, die kommunale Verwaltung kann ihre Services einfacher verfügbar machen. Das Umwelt- und Gesundheitsbewusstsein wandelt sich spürbar und bietet Ansatzpunkte für neue gemeinsame Lösungen im Umgang mit der Klimakrise. Neue Modelle des Wohnens und Zusammenlebens werden Schule machen. Die Generation der „Babyboomer“, die in den kommenden zehn Jahren vor der Verrentung steht, bietet ein großes ehrenamtliches Potenzial.

      Angesichts dieser Entwicklungen werden die Stadtverwaltung und ihre Tochterunternehmen voraussichtlich mehr gefordert sein als heute schon. Zugleich werden die finanziellen Mittel zwangsläufig begrenzt bleiben. Insbesondere vor dem Hintergrund der Erfahrungen der Corona-Pandemie gewinnt das umsichtige und nachhaltige Haushalten weiter an Bedeutung. Der notwendige Aushandlungsprozess zur Mittelverteilung sollte auf Grundlage der strategischen Ziele geführt werden.

    • Unsere Zukunft wird in Minden gemacht

      Bei allen oben beschriebenen Anforderungen ist Minden der Ort, an dem zukunftsfeste Lösungen für unsere Stadt entwickelt und gemeinsam mit der gesamten Stadtgesellschaft in praktisches Handeln übersetzt werden müssen. Zum Teil stecken wir schon mitten in der Transformation.

      Im Einklang mit nationalen und internationalen Strategien – zu nennen sind insbesondere die „Neue Leipzig Charta” der Nationalen Stadtentwicklungspolitik und die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) der Vereinten Nationen – verstehen wir die nachfolgenden Prinzipien als handlungsleitend für die Mindener Entwicklung. Das ist unser Kompass für die „gute Stadt“ von morgen: 

      Nachhaltig: Wir verstehen Nachhaltigkeit umfassend und wollen für Minden eine Balance zwischen ökologischen, sozialen und ökonomischen Interessen. Es gilt einen Pfad einzuschlagen, der das erreichte Niveau an Lebensqualität langfristig sichert. Die drei Säulen der Nachhaltigkeit befördern und begrenzen sich dabei wechselseitig – jede Säule hat nur gemeinsam mit den beiden anderen genügend Stabilität. Zugleich gilt, dass die Sicherung der ökologischen Basis – aufgrund der Nichtersetzbarkeit von Natur – den Rahmen für die Verwirklichung jedweder weitergehender Entwicklungsziele bildet. Teilhabe und gesellschaftlicher Ausgleich sind wiederum die Basis für eine stabile Stadtgesellschaft. Die ökonomische Nachhaltigkeit fußt auf diesen Prinzipien und ermöglicht wirtschaftlichen Erfolg.

      Resilient: Neben dauerhaften Anforderungen, denen wir als Stadt begegnen müssen, mehren sich kritische Ereignisse, plötzliche krisenhafte Entwicklungen, wie sie sich unter anderem in der Finanzkrise oder in der Corona-Pandemie gezeigt haben. Mit unserer Entwicklungsstrategie stärken wir unsere Stadt und machen sie widerstandsfähiger gegenüber Krisen. Zugleich wollen wir in der Lage sein, für die Zukunft zu lernen und uns flexibel auf neue Rahmenbedingungen einzustellen.

      Digital: Wir wollen die Digitalisierung in allen Entwicklungsfeldern unserer Stadt proaktiv nutzen und gestalten. Es gilt, diesen tiefgreifenden Umbruch als Chance anzunehmen, um Lebensqualität und Wohlstand zu sichern. Zugleich wollen wir verantwortungsbewusst mit den Risiken des Wandels umgehen. Die digitale Teilhabe aller und die Wahrung digitaler Selbstbestimmung sind genauso wichtig wie die neuen Technologien selbst. Dabei ist die Digitalisierung für uns nie Selbstzweck: Sie ist ein starker Antrieb für die positive Entwicklung Mindens insgesamt.

    • Minden 2032

      Anknüpfend an die Prinzipien der „Neuen Leipzig Charta“ ist unsere Vision für Minden in zehn Jahren eine grüne, gerechte und produktive Stadt.

      Wir haben in Minden engagiert dazu beigetragen, dass die gemeinsamen Anstrengungen gegen die Erderwärmung Früchte tragen. Die klimaneutrale Energieversorgung und die weitgehende Nutzung erneuerbarer Ressourcen sowie Energieeffizienzmaßnahmen haben zu einer Reduktion der Mindener CO2-Emissionen geführt, die den Zielen von Rio und Paris entspricht. Die Luft-, Wasser- und Bodenqualität liegen weiterhin deutlich über den Mindestvorgaben. Die Biodiversität in der Region ist wieder gestiegen.

      Die Transformation im Mobilitätssektor ist weit fortgeschritten, bleibt aber ein permanenter Prozess. Die neue Mobilität in Minden ist sicher, effizient, klimaneutral sowie multimodal. Das Fahrrad ist als Verkehrsmittel noch selbstverständlicher geworden. Der ÖPNV ist mit seinen verdichteten Verbindungen attraktiv und wird viel genutzt. PKW und LKW fahren überwiegend mit nachhaltigen Antrieben, sie sind die Basis zur Erreichung der ländlichen Bereiche Mindens. Die dafür notwendige Infrastruktur ist mit der Nachfrage gewachsen.

      In 2032 haben wir das Auseinanderdriften der Gesellschaft entscheidend reduziert. Unsere Stadtgesellschaft bildet – bei aller Vielfalt der Einstellungen und Kulturen – eine intakte soziale Einheit. Es herrscht ein offener und transparenter Dialog zu den Themen, die die Menschen bewegen. Die Bereitschaft, etwas für Minden und die Menschen um sich herum zu tun, ist gewachsen. Das Engagement im Ehrenamt ist gesichert.

      Wir legen Wert auf Chancengerechtigkeit und achten sorgsam auf die Einbindung und Inklusion aller sowie deren Mitwirkungsmöglichkeiten am gesellschaftlichen Leben. Wir arbeiten an gleichwertigen Lebensverhältnissen in allen Bereichen Mindens und kümmern uns in unseren Quartieren um die Menschen in unterschiedlichen sozialen Situationen. Die Integration von Zugezogenen funktioniert gut.

      Alle Mindenerinnen und Mindener haben Zugang zu angemessenem, sicherem und bezahlbarem Wohnraum. Das Wohnumfeld ist durch einen guten Zugang zu hochwertigen Grün- und Freizeitflächen ansprechend. Bei der Entwicklung neuer Bauvorhaben achten wir auf eine klimaangepasste, ressourcenschonende und flächensparende Siedlungsstruktur.

      Wir sind stolz auf unsere Bildungslandschaft, die ein lebenslanges Lernen ermöglicht. Jedes Kind und jede*r Jugendliche sowie alle Erwachsenen bis ins hohe Alter erhalten Unterstützung, um die eigene Persönlichkeit und die eigenen Potenziale bestmöglich zu entfalten. Für jedes Kind steht bedarfsgerecht ein Platz in einer gut ausgestatteten Kinderbetreuungseinrichtung mit ihren frühkindlichen Lernangeboten zur Verfügung. Die Qualität der Schulen mitsamt der Ganztagsbetreuung ist hoch, die Übergänge sind fließend organisiert. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Vermittlung von Medien- und Technikkompetenz, damit alle Menschen die Chancen der Digitalisierung für sich nutzen können. Darüber hinaus fühlen wir uns einem breit gefassten Bildungsverständnis verpflichtet: Wir sehen Schulen als Lern- und Lebensort, vernetzten Bildungsangebot und legen Wert auf die Befähigung zur Partizipation und sozialen Teilhabe, auf Demokratiebildung sowie Bildung für ein selbstbestimmtes und beruflich erfolgreiches Leben. Wir bieten vielfältige Lern- und Begegnungsorte für Menschen jeglichen Alters.

      Minden ist Kulturstadt und Stadt der Kulturen mit regionaler bis überregionaler Strahlkraft. Die im Landesvergleich herausragenden Qualitäten im Bereich der kulturellen Bildung sind verfestigt und in flächendeckenden Strukturen verankert. Die Kultureinrichtungen der Stadt bieten ein qualitativ hochwertiges Angebot. Die umfangreichen Sport- und Bewegungsmöglichkeiten fördern die Gesundheit und Lebensqualität der Menschen ebenso wie den Austausch und Zusammenhalt der sich dynamisch verändernden Stadtgesellschaft.

      Minden ist ein innovativer und wettbewerbsfähiger Wirtschaftsstandort. Die breit aufgestellte Unternehmenslandschaft ist robust gegen konjunkturelle Schwankungen und bildet die finanzielle Grundlage für die nachhaltige Stadtentwicklung. Junge Unternehmen und Start-ups finden bei uns ein wirtschaftliches und soziales Umfeld, in dem sie sich gut entwickeln und wachsen können. Neuansiedlungen kommen vermehrt aus zukunftsstarken Branchen mit einem geringen ökologischen Fußabdruck. Beide Kriterien berücksichtigen wir auch bei der Flächenentwicklung für Gewerbe. Der Bedarf an qualifizierten Fachkräften wird gedeckt.

      Unsere Innenstadt hat ihr Gesicht verändert. Sie hat ihren regionalen Stellenwert als Einzelhandels- und Gastronomiestandort verteidigt. Zugleich haben weitere Angebote und Nutzungen Einzug gehalten, die die Innenstadt als multifunktionalen Raum zu einem attraktiven öffentlichen Ort mit einem historischen Stadtkern machen. Kommunale und soziale Einrichtungen, Dienstleister*innen sowie Wohnen und Arbeiten beleben die Innenstadt, gut gestaltete öffentliche Räume sowie attraktive Grünflächen, wie das Glacis und die Weserlandschaft, verbessern das Mikroklima und erhöhen die Aufenthaltsqualität.

      Im Sinne der „Neuen Leipzig Charta“ haben wir die digitale Transformation als Katalysator genutzt, um die Stadt grüner, gerechter und produktiver aufzustellen. Aspekte wie die digitale Souveränität und der öffentliche Schutz von personenbezogenen Daten waren und sind vorbildlich. Die Abläufe und Prozesse in der Stadtverwaltung sowie die der Tochtergesellschaften sind durch digitale Anwendungen schlank, effizient und produktiv.

      Die Stadt Minden wird mitsamt ihren Tochtergesellschaften ihrem Selbstverständnis als zentrale Akteurin der gesamtstädtischen Entwicklung gerecht und füllt die Rolle als Dienstleisterin für die Stadtgesellschaft umfänglich aus. Die strategischen Handlungsfelder werden konsequent bearbeitet und weiterentwickelt, was zu einer hohen Zufriedenheit mit den Leistungen und Ergebnissen der Stadt führt.

      Die regionale Zusammenarbeit hat Fahrt aufgenommen. Interkommunale Themen werden transparent diskutiert und Lösungen sowie politische Strategien miteinander abgestimmt. Die regionale Entwicklung richtet sich im besten Sinne an der Lebenswirklichkeit der Menschen aus. 

      Das Zielbild Minden 2032 ist ambitioniert. Wir müssen die damit verbundenen Ziele Schritt für Schritt angehen. Langer Atem ist ebenso gefragt wie das Setzen von Prioritäten. Dabei wollen wir uns von der gemeinsamen Einschätzung leiten lassen, welche der Ziele mit Blick auf eine nachhaltige, attraktive und lebenswerte Stadt besonders wirksam und zugleich machbar sind – und in der Stadtgesellschaft breite Unterstützung finden.

    • Miteinander füreinander

      Als Mindener Stadtgemeinschaft sind wir gemeinsam dafür verantwortlich, die Zukunft unserer Stadt zu gestalten und unsere hohe Lebensqualität auch für die nachfolgenden Generationen zu sichern. Für die anstehenden Aufgaben wollen wir in einem partnerschaftlichen Miteinander die Kräfte und das Engagement der Zivilgesellschaft mit all ihren Akteur*innen, der Privatwirtschaft und nicht zuletzt der Politik und Verwaltung der Stadt Minden bündeln. Jede*r ist eingeladen, die Entwicklung mit den eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten zu unterstützen. In diesem Sinne verstehen wir die nachfolgend dargestellte Stadtstrategie als Strategie der gesamten Stadtgesellschaft.

      Als Stadt Minden sehen wir unsere Rolle zum einen darin, gemeinsam mit unseren Tochterunternehmen das große Ganze im Blick zu behalten, Gesprächsfäden mit den Akteur*innen der Stadtgesellschaft zu knüpfen und die verschiedenen Entwicklungsstränge voranzutreiben. Zum anderen übernehmen wir die Verantwortung für die Planung und Umsetzung eigener Zukunftsmaßnahmen. Wir – die Stadtpolitik und die Verwaltung – sind als Motor einer gemeinsamen, kooperativen Stadtentwicklung insbesondere in zentralen Feldern wie der Stadtplanung, der Bildung und Betreuung, der Verkehrswende oder dem Umwelt- und Klimaschutz gefordert.