Mindener Museum

Objekt im Fokus in den Monaten Mai & Juni


In den Monaten Mai und Juni ist das Objekt im Fokus ein Nietengürtel. Die genaue Herkunft des Gürtels ist leider unbekannt. Das Mindener Museum bewahrt ihn in seiner umfangreichen Modesammlung auf. Bis zur Sanierung des Museums 2010 wurde dieser Gürtel in der alten Dauerausstellung als Teil eines Punk-Outfits aus den frühen 1980er Jahren gezeigt.

Der Gürtel ist aus schwarzem Leder gefertigt und über die gesamte Länge dreireihig mit silbernen Nieten besetzt. Eine einfache Dornschließe aus silbernem Blech dient als Verschluss. Das Leder ist weich und an zahlreichen Stellen faltig und aufgerieben. Der Zustand des Gürtels spricht für ein regelmäßiges Tragen. 

Die Niete als Verbindungselement zwischen zwei Bauteilen hat eine jahrtausendealte Tradition. Sie lässt sich bereits seit der Bronzezeit nachweisen. Nieten als Gürtelbestandteile finden sich schon in der Zeit um Christi Geburt. Spitz ausgeformt sind Nieten im Mittelalter Teil von Jagdhund-Halsbändern. Levi Strauss verstärkt 1873 als erster seine Jeans-Arbeitshosen mit Nieten. Er patentiert das Verfahren. 

Als Kleidungselement werden Nieten in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren vor allem in sogenannten Alternativkulturen beliebt. Zu den Protest- und Gegenbewegungen gegen die bürgerliche Wertegesellschaft gehören auch die „Punks“.  

Diese Bewegung entwickelt sich in England in den späten 1970er Jahren. Die Punks gehören zumeist der ärmeren Gesellschaftsschicht an. Sie lehnen die Politik der Premierministerin Margaret Thatcher und der konservativen Elite ab. Sie wollen bewusst provozieren. Ihre Unangepasstheit ermöglicht es ihnen, ihre Frustration über die politischen und sozialen Probleme auszudrücken. Diese Haltung inspiriert auch ihren Kleidungsstil. Dazu gehören bunt gefärbte Haare mit aufwändig zurechtgemachten Frisuren und gewagten Schnitten, wie z.B. der sogenannte Irokesenschnitt. Punks tragen unübliche, oftmals selbst hergestellte oder sogar aus dem Müll gesammelte Kleidung und Accessoires. Diese werden mit provozierenden Sprüchen und Symbolen versehen, mit Nieten besetzt, bewusst zerrissen oder mit auffälligen Farben bemalt. Als Schmuck tragen sie Sicherheitsnadeln oder Halsbänder mit Stachelnieten. 

Nietenbesetzte Kleidung beschränkt sich nicht nur auf den Punk-Stil. Auch in verwandten Stilrichtungen des Punks, beispielsweise im Gothic-Stil der 1980er und frühen 2000er Jahre, im Grunge der 1990er Jahre bis hin zum Heavy Metal der heutigen Zeit finden sich Nieten-Accessoires. 

Der Nietengürtel ist Teil der kommenden Sonderausstellung „Mut zur Farbe – Mode aus Minden und Umgebung“, die ab dem 6. Juli im Mindener Museum zu sehen ist. In sieben „Farbklecksen“ zeigt die Ausstellung modische Vielfalt aus der Region.

95 Prozent  der Sammlung liegen im Verborgenen
In der Sammlung des Mindener Museums werden rund 60.000 Objekte bewahrt. Trotz Dauer- und Sonderausstellungen oder Leihgaben an andere Museen lagern 95 Prozent der Sammlung verborgen im Magazin. Die Vielfalt und die Geschichte der Sammlung und das Wissen über die Objekte stellt das Museumsteam regelmäßig in Kabinettausstellungen vor. Alle zwei Monate wird außerdem ein „Objekt im Fokus“ im Foyer des Museums ausgestellt und dort seine Geschichte erzählt.

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