Schulstart für einen „ganz besonderen Jahrgang“


Mit dem ersten Schultag nach den Sommerferien ging am 18. August auch die neue „Sekundarschule Am Wiehen“ in Minden an den Start. Um 9.30 Uhr schnitten der Vorsitzende des Ausschusses für Bildungsarbeit, Heiko Wesemann, der schulfachliche Dezernent der Bezirksregierung Detmold, Michael Neuhaus, und Stadtkämmerer Norbert Kresse – derzeit auch kommissarischer Vorstand für Bildung, Kultur, Sport und Freizeit -  eine große, rote Schleife am Eingang des Gebäudes Königswall 14 an. Danach flogen 75 bunte Ballons in die Luft. Auf den kleinen symbolischen Akt am heutigen Mittwoch folgt noch eine offizielle Eröffnungsfeier.

Zuvor hatte die neue Schulleiterin, Petra Wilson, die Schülerinnen und Schüler auf dem Außengelände kurz begrüßt. Sie stellte - gerichtet an die Mädchen und Jungen - heraus, dass sie „ein ganz besonderer Jahrgang“ sind, nämlich der erste der neuen Schulform in Minden. Der schulfachliche Dezernent Michael Neuhaus (Bezirksregierung Detmold) nahm Bezug auf die bunten Ballons, deren Farben auch für die Vielfalt stünden, die es an dieser Schule gibt. „Das ist ein toller Einstieg für alle Beteiligten“, freute sich Neuhaus. Den Schülerinnen und Schülern wünschte er viel Freude und Erfolg.

Bildungsausschuss-Vorsitzender und Stadtverordneter Heiko Wesemann erinnerte an die jahrelange politische Diskussionen, zu der Frage, welche neue Schulform nach dem Auslaufen der Ganztagshauptschule in Minden an den Start gehen soll. Er dankte den Eltern für die Wahl, ihre Kinder an der Sekundarschule anzumelden. Sie sei eine integrative Schulform und biete viele Chancen, so Wesemann. Alle Schüler*innen bleiben bis zum Abschluss in ihrem Klassenverband. An den Abschluss seines kurzen Grußwortes stellte er das Zitat: „Bildung ist nicht die Vorbereitung auf das Leben, Bildung ist das Leben!“

Für die Stadt Minden hob Stadtkämmerer Norbert Kresse hervor, dass „es dem Schulträger ein besonderes Anliegen ist, eine moderne, umfassende und vor allem passgenaue Schullandschaft für die unterschiedlichen Bildungswege zu bieten.“ Die neue Sekundarschule sei als Schule des längeren gemeinsamen Lernens „eine gute Ergänzung, in der höchsten Wert auf die Förderung der Schülerinnen und Schüler mit ihren unterschiedlichen Begabungen und Interessen gelegt wird“, so Kresse.

Mehr als ein symbolischer Akt sei am ersten Schultag nicht möglich gewesen, da es zum einen noch Einrichtungsarbeiten im bisherigen „Haus der Bildung“ gegeben hat und die Schüler*innen vor dem Eingang ungeduldig darauf warteten, in ihre Klassenräume gehen zu dürfen. Ende September soll es eine offizielle Feierstunde mit Gästen zur Eröffnung der Sekundarschule in der benachbarten Mensa der Kurt-Tucholsky Gesamtschule (KTG) geben.  

75 Schülerinnen und Schüler – verteilt auf drei 5. Klassen – sowie neun Lehrkräfte erlebten am 18. August ihren ersten Tag in der neuen Schulform. Im Vorfeld der Gründung hatte es im vergangenen Jahr mehrere Informationsveranstaltungen an den Grundschulen und auch eine Befragung gegeben, um zu ermitteln, wie viele Eltern bereit wären, ihre Kinder an einer Sekundarschule anzumelden. Das Ergebnis mit 260-Jastimmen überzeugte – 75 wären notwendig gewesen - und es motivierte die Stadt Minden, die neue Schulform auf den Weg zu bringen, für die es am 22. Dezember 2020 die Genehmigung von der Bezirksregierung Detmold gab.

Die „Sekundarschule Am Wiehen“ wird ab 2023 ihren Standort in Häverstädt haben. Dort entsteht seit Juni 2021 ein moderner Schulneubau auf dem Grundstück der ehemaligen Käthe-Kollwitz-Realschule, die im vergangenen Jahr abgerissen wurde. Als Übergangslösung für zwei Jahre sind die Klassen der Sekundarschule nun im bisherigen „Haus der Bildung“ untergebracht. Dieses steht für die kommenden beiden Jahre den anderen Schulen und weiteren Nutzer*innen wie der Stadtbibliothek, der VHS und der Stadt Minden selbst für Sitzungen, Fortbildungen und Besprechungen nur noch außerhalb der Schulzeiten der Sekundarschule zur Verfügung.

„In der neuen Sekundarschule gibt es nicht nur eine große Vielfalt unter den Schülerinnen und Schülern, sondern auch bei den Lehrkräften“, hebt Schulleiterin Petra Wilson hervor. Das Kollegium kommt aus ganz verschiedenen Schulformen: Sekundar- und Gesamtschulen, Gymnasien und Realschulen. Darüber hinaus gibt es eine Sozialpädagogin und einen Sonderpädagogen. „Sie ist eine integrative Schule, in der Schülerinnen und Schüler mit ganz unterschiedlichen Lernvoraussetzungen aufgenommen werden – wie eine Gesamtschule ohne Oberstufe”, so Wilson weiter.

Die Sekundarschule bietet vielfältige Lernangebote und bereitet sowohl auf eine weitere schulische als auch berufliche Ausbildung vor. Durch gymnasiale Standards ist nach der 10. Klasse auch ein gesicherter Übergang in eine gymnasiale Oberstufe möglich. Dazu wurden Kooperationen mit Schulen der Sekundarstufe II geschlossen. Mit kleineren Klassen sind auch kooperative Lernformen – Stichwort „Teamschule“ – möglich.

Der Schwerpunkt des pädagogischen Konzeptes liegt auf selbstständigem Lernen und Arbeiten sowie auf einer Kompetenz- und Stärkenorientierung. Ein Fokus wird auch auf besondere Interessen und Begabungsprofile der Schülerinnen und Schüler gelegt. Für alle Schüler*innen der Sekundarschule gibt es einen gebundenen Ganztag bis 15 Uhr an vier Schultagen. „Das heißt für die Eltern und Erziehungsberechtigten, dass es eine gesicherte Betreuung bis in den Nachmittag gibt“, erläutert Rainer Printz, Leiter des Bereiches Bildung bei der Stadt Minden.

Bis zum Einzug in das neue Schulgebäude müssen sich die Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte noch ein wenig gedulden. Aber auch im Gebäude am Königswall kann aufgrund der räumlichen Gestaltung in kooperativen Teams gelernt werden. Im nächsten Schuljahr kommen drei weitere, neue 5. Klassen hinzu. Die jetzigen Schülerinnen und Schüler wechseln dann in die 6. Jahrgangsstufe. Dann werden rund 150 Kinder an der Sekundarschule gemeinsam lernen. Alle profitieren auch von der guten Zusammenarbeit mit dem städtischen Kinderhort und der benachbarten Kurt-Tucholsky-Gesamtschule.

Der neue Schulstandort
Am Standort in Häverstädt soll bis zum Schuljahr 2023 ein Campus entstehen, an dem Kinder von der Kita über die Grundschule bis zur Sekundarstufe ihre gesamte Bildungskarriere an nur einem Ort gestalten können. Sie wird eine Schule sein, an der Mädchen und Jungen auch sich und ihre Talente entwickeln können. Jeder Schultag beginnt mit einem „Offenen Anfang“. Die Schülerinnen und Schüler haben Zeit, erstmal „anzukommen“, Erlebnisse zu besprechen und ihre Unterrichtsvorhaben selbstständig zu planen und zu organisieren.

Eine Unterrichtseinheit hat in der Regel nicht 45 sondern 90 Minuten. „Das macht es möglich, den Kindern mehr Raum zum Lernen zu geben“, erläutert Bereichsleiter Rainer Printz die Vorteile. Angepasst sind auch die Lernmaterialien, die es für jedes Niveau gibt. Die Kinder bekommen den Raum, sich individuell zu entwickeln und können in der Sekundarschule bis einschließlich zur neunten Klasse nicht „sitzenbleiben“.

Das individuelle Lernen spiegelt sich auch im künftigen Schulgebäude wieder. Das heißt, dass die Sekundarschule Am Wiehen keine klassische Flurschule sein wird. Die Gänge und Räume werden so gestaltet, dass Lernen in unterschiedlichen Umgebungen möglich ist. So entstehen Lern- und Lebensräume mit gemeinsam genutzten Flächen und Sichtbeziehungen zueinander. In diesen sogenannten Clustern werden zwei Jahrgänge gemeinsam untergebracht.

Pressestelle der Stadt Minden, Susann Lewerenz, Telefon 0571 89204, pressestelle@minden.de