Wirtschaftsförderung

Wirtschaftliche Folgen des Ukraine-Krieges im Fokus


Mit einem spannenden und informativen Vortrag begeisterte der Referent des jüngsten Unternehmer*innenfrühstücks von Stadt Minden und MEW (Mindener Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft) die rund 60 Zuhörer*innen im Saal des Hotels „Bad Minden“. Mehr als eine Stunde sprach der Journalist, Nahostexperte und Autor Dr. Michael Lüders (Jahrgang 1959) über den „Krieg in der Ukraine und die Folgen für die deutsche Wirtschaft“.

Bürgermeister Michael Jäcke, der die Teilnehmer*innen zuvor begrüßt hatte, bedankte sich am Ende des Vortrages „für die tiefen Einblicke in die Weltpolitik und die detailscharfe Analyse der wirtschaftlichen Folgen“. Lüders Botschaft zu den beschlossenen EU-Sanktionen gegen Russland bei Kohle- und Öl-Importen, dass diese dem flächengrößten und rohstoffreichen Land der Welt nicht ernsthaft schaden, weil Energie überall auf der Welt gut zu verkaufen ist, teilte auch Jäcke. „Kein Krieg hatte bisher einen Gewinner. Immer hat die Bevölkerung am meisten gelitten. Das haben wir doch schon gelernt“, so der Bürgermeister mahnend.

Auf den mehr als einstündigen Impulsvortrag des Experten folgte eine angeregte Diskussion mit den geladenen Mindener Unternehmer*innen über Energieversorgungsengpässe sowie über volkswirtschaftliche, politische, soziale und gesellschaftliche Folgen des Krieges, die sich nach Meinung von Lüders schon jetzt gravierend auf die Wirtschaft und die Menschen in der Bundesrepublik auswirkt. „Sollte Russland den Gashahn in Richtung Deutschland tatsächlich abdrehen oder den Gaszufluss drosseln, droht ein wirtschaftlicher Tsunami“, so Lüders. Im Klartext: „Ohne russisches Gas gehen die  Lichter aus.“ Und auch die Ukraine würde in hohem Maße Schaden nehmen, weil sie für das Gas viele Milliarden an Transitgebühren erhält.

Deutschland sei zu 50 Prozent von russischem Gas abhängig, die EU zu 30 Prozent. Dieses könne nicht einfach und schnell ersetzt werden – das sei „ein Irrglaube“, machte der Journalist deutlich. Die exportorientierte deutsche Wirtschaft und damit auch der Reichtum dieses Landes sei in hohem Maße von günstigen Rohstoffen, billigen Zuliefer-Produkten aus Drittstaaten sowie von den engen Verflechtungen mit der chinesischen Wirtschaft und den Lieferketten allgemein auf dem Weltmarkt abhängig, so Lüders weiter.

Aus Russland - über bestehende Leitungen - fließendes Gas sei deutlich günstiger als Flüssiggas, das nur mit Tankern importiert werden könne. „Diese Tanker gibt es aber nicht in der Zahl, wie man sie bräuchte, um ersatzweise Gas aus anderen Ländern in die EU-Staaten zu transportieren. Die müssen erst teuer gebaut werden“. Lüders geht von bis 2000 fehlenden großen Schiffen aus, denn auch die Kohle müsse – nach den beschlossenen Sanktionen - künftig ebenso aus fernen Ländern wie China oder Australien transportiert werden. Kohle aus Russland kommt bislang mit dem Zug, was wesentlich günstiger sei.

„Die Ukraine wird nach jetzigem Kriegsverlauf in zwei Teile zerfallen – einen dauerhaft russischen und den dann verbliebenden Teil im Norden und Westen“, lautete die düstere Prognose des Experten. Und: Die Ukraine werde auch den Zugang zum Meer und seine Häfen verlieren. Sie werde künftig ein Binnenstaat sein, was große Transport-Probleme unter anderem für den Export von Lebensmitteln wie Getreide sowie von Rohstoffen verursache. Der Mangel sei wegen teilweise extrem gestiegener Preise für diese Güter schon jetzt deutlich zu spüren, so Dr. Lüders.

Der Ukrainekrieg habe den „Westen“ – die USA und die EU - wieder näher zusammengeführt. Die Abhängigkeit – strategisch und wirtschaftlich – werde angesichts der expandierenden Länder wie China, Indien und auch des Nahen Osten steigen, so der Experte. Dieser Krieg könne nur beendet werden, wenn wieder Verhandlungen aufgenommen werden und hier könnte Deutschland eine wichtige Rolle spielen, schloss Lüders seinen Vortrag.

Das Unternehmerfrühstück ist eine zweimal im Jahr stattfindende Veranstaltung. Sie bietet die Gelegenheit, regelmäßig mit Verwaltung, Verbänden und der Politik zu aktuellen Themen ins Gespräch zu kommen. Dabei sollen Entwicklungen diskutiert, Ideen ausgetauscht und neue Impulse gesetzt werden.

Pressestelle der Stadt Minden, Susann Lewerenz, Telefon 0571 89204, pressestelle@minden.de


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