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Spatenstich an der Bastau: Nun geht es endlich los


Erster Spatenstich an der Bastau: Bürgermeister Michael Jäcke, Ortsbürgermeister Bernd Müller, Projektleiter Ralf Rochell (Städtische Betriebe Minden), Geschäftsführer Norbert Weinert vom Planungsbüro Sönnichsen & Weinert sowie Thorsten Mensching, Geschäftsführer des ausführenden Bauunternehmens aus Sachsenhagen, legten sich am 11. April „ins Zeug“. Damit startete der erste Bauabschnitt der seit längerem geplanten Renaturierung der Bastau im Mindener Stadtbezirk Rodenbeck offiziell. Ein Bagger hat danach bereits die Baustraße für den Bodenumschlag vorbereitet. Der Bauzaun zur Absicherung soll diese Woche aufgestellt werden. 

Alle Beteiligten freuten sich beim Ortstermin darauf, „dass es nun endlich losgeht“. Die großen Bauschilder am Schwabenring und Forellenweg stehen schon, die Bagger sollen Ende April anrollen. Der ursprünglich für Februar angedachte Baustart musste wegen des andauernden Regens und des weichen Bodens verschoben werden. Viel Erde werde hier in den nächsten Wochen und Monaten bewegt, kündigte Projektleiter Rochell an. Und genau der Boden und seine Entsorgung waren das größte Problem, dass es vor dem Baubeginn zu lösen galt und was zu einer größeren Verzögerung geführt hat. „Ziel war es, größere Teile des Bodens wieder zu verwerten, aber das gestaltete sich, aufgrund weiter verschärfter Vorschriften als schwierig“, berichtet Projektleiter Rochell. 

Der Nebenfluss der Weser soll auf einem rund 1,5 Kilometer langen Abschnitt im Stadtgebiet zwischen Ringstraße und Kolpingweg wieder in einen natürlichen Zustand versetzt werden. Die Bastau ist in der Vergangenheit zur Entwässerung der Moore im Oberlauf und im Siedlungsbereich begradigt worden und ist als „erheblich veränderter Wasserkörper“ (im Fachjargon: HMWB = heavily modified waterbody) klassifiziert. Durch den tiefen Einschnitt ins Gelände gebe es derzeit keinen Verbund des Flussbettes mit dem Vorland, erläutert Projekt-Ingenieur Klaerding. Ebenso sei der Wasserspiegel unnatürlich breit und es fehlen gewässertypische Strukturelemente. 

„Mit einem ökologisch funktionierenden Gewässersystem hat die Bastau aktuell nur wenig nach der amtlichen Bewertung gemein“, betont Dr. Christian Frenz, Biologie-Lehrer am Ratsgymnasium, der mit Schülern auch das erste Bastau-Renaturierungsprojekt 2015/16 im Unterlauf eng begleitet hat. Bereits seit dem Jahr 2017 laufen im jetzigen Abschnitt vorbereitende Schülerarbeiten zur Renaturierung, die den aktuellen Zustand der Bastau dokumentieren und die das jetzt angelaufene Umgestaltungsvorhaben im Stadtgebiet Minden im Fokus haben. Die Erkenntnisse daraus können die amtliche Datenlage ergänzen. „Damit wissen wir, auf welche Tiere und Pflanzen in der Bastau, während des Bauens auch besonders zu achten ist, jetzt hier leben und wachsen. Später können wir dann vergleichen, was sich verändert und mit Zielerreichung verbessert hat“, so Frenz.

Die Planungen für das Bastau-Projekt haben im Jahr 2017 begonnen. Die Genehmigung wurde 2019 erteilt. Der Zuwendungsbescheid des Landes NRW kam im September 2020. Danach erfolgten Ausschreibungen. Was dieses Projekt „größer“ als andere macht  ist, dass es sowohl von der Bezirksregierung Detmold als auch von der Unteren Landschaftsbehörde und der Unteren Wasserbehörde des Kreises Minden-Lübbecke begleitet wird, es hier also eine umfasse behördliche Beteiligung und Abstimmung gegeben hat, was ebenfalls Zeit kostete, so Diplom-Ingenieur Ralf Rochell. Er lobte die Zusammenarbeit vor allem mit der Unteren Wasserbehörde und Landschaftsbehörde, die beide „wertvolle Hilfestellungen geleistet“ haben. 

Bürgermeister Michael Jäcke unterstrich beim Ortstermin, dass man so eine Maßnahme „nicht allein stemmen kann“. Man benötige viel Sachverstand und Fachleute, aber auch „das dafür nötige Geld“. 80 Prozent der berechneten Baukosten in Höhe von rund 600.000 Euro für den ersten Abschnitt werden vom Land Nordrhein-Westfahlen übernommen. Hintergrund für die Förderung ist die EG-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) und das daraus folgende deutsche Wasserrecht. Diese geben vor, dass Gewässer wieder in einen natürlichen, beziehungsweise potentiell naturnahen Zustand versetzt werden müssen. 

Der Auftrag an das darauf spezialisierte Unternehmen Mensching wurde nach einer Ausschreibung im Dezember 2023 erteilt. Die vorbereitende Maßnahmen sind für den ersten Bauabschnitt abgeschlossen. Unter anderem mussten auch Bäume – im Schwerpunkt nicht standortgerechte Birken und Pappeln - an einer Engstelle gefällt werden, um dem Gewässer künftig mehr Platz zu verschaffen. Im Herbst sollen am Flussbett Büsche, Bäume und Stauden gepflanzt werden. Höhlenbrüter sollen im Steilufer Nistmöglichkeiten finden.  

Von dem Projekt versprechen sich die Städtischen Betriebe Minden (SBM) als Auftraggeberin nicht nur mehr Naturnähe, sondern sie möchten damit auch den Lebensraum von vielen Tieren im und am Fluss verbessern, so Beigeordneter und Betriebsleiter Peter Wansing. Die Baustau soll wieder ein mäandrierender Fluss sein - mit einem kurvenreichen und verschlungenen Verlauf sowie naturnahen Ufer- und Gewässervorländern. Wenn dies gelingt, steigt auch die Attraktivität der Bastau für die Menschen, z.B. beim Spazierengehen am Ufer. Dies hat die Umgestaltung der unteren Bastau gezeigt.  

Als erstes wird der rund 500 Meter lange Abschnitt zwischen Kolpingweg und Schwabenring bearbeitet, danach folgt in den nächsten Jahren der Abschnitt vom Schwabenring zum Hohenstaufenring und als letztes der Teil zwischen Hohenstaufenring und Ringstraße. Trotz der Sperrung des Fuß- und Radweges entlang zwischen Schwabenring und Kolpingweg wird der Spielplatz an der Bastau weiterhin über den Piwittskamp erreichbar sein, kündigten die SBM beim Pressetermin am 11. April an. 

Bastaumonitoring-Projekt des Ratsgymnasiums
Die Schülerarbeiten an der Bastau starteten im Jahr 2015, als mit der Umgestaltung der unteren Bastau und des Wehres im Glacis begonnen wurde. Begleitet wurde die Baumaßnahme von Beginn an, etwa auch mit einem Sauerstoffmonitoring im Schwanenteich, durch den das Wasser der Bastau geleitet wurde oder durch das Retten von Muscheln nach dem Ausbaggern von Schlamm im Jahr 2015, so Biologie-Lehrer Dr. Christian Frenz. 

Untersuchungen wurden zur Überprüfung des Erfolgs der Maßnahme nach Fertigstellung der Fischaufstiegsanlage seit dem Jahr 2016 fortlaufend durch Gruppen von Oberstufen-Schülerinnen und Schüler unter fachlicher Anleitung durchgeführt. Über die Aktivitäten wurde an der Schule, berichtet, ebenso in Minden vielfach öffentlich, daneben auch auf Veranstaltungen des Kreises Minden-Lübbecke, bei einer Gewässerkonferenz in Detmold oder auf einer NRW landesweiten Tagung im Jahr 2018.

All diese Arbeiten erfolgen in enger Abstimmung mit der Stadt Minden und den SBM, den Fachbehörden bei Kreis und im Austausch mit der Bezirksregierung sowie den übrigen Beteiligten vor Ort. Ähnlich wie bei der Umgestaltung des Wehres 2015 im Unterlauf sei wieder vorgesehen, die Baustelle und die Auswirkungen der Maßnahme in dem Monitoring weiter gewässerökologisch zu begleiten Zusammen, so die gemeinsam geteilte Einschätzung, entstehe hier an der Bastau über die Zeit ein echter Mehrwert, der über den Schulunterricht oder die reine Maßnahmenumsetzung durch den Bauträger hinausreicht, so Frenz. 

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